Freitag, April 19, 2024
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IDS: 3D-Drucker in der Zahnmedizin – der Wandel ist im vollen Gang

Präzision und Schnelligkeit vereint im einem ausgereiften System ist das Credo der 3D-Drucker Hersteller, die dieses Jahr zahlreich in den Kölner Messehallen auf der IDS 2017 ihre Geräte vorstellten.

Von Max Hoberg und Nora Kreller

Mithilfe digitaler Abformung können Fräsen mittlerweile sehr hochwertigen Zahnersatz herstellen, aber mit der Popularität der CAD/CAM Technologie wachsen auch die Anwendungsmöglichkeiten anknüpfender Technologien. So gibt es weitere Felder, auf denen zukünftig 3D-Drucker ihre Vorteile ausspielen können.

Was kann 3D-Druck?

Die Drucker sind mittlerweile in der Lage, extrem präzise Modelle aus Kunststoff zu drucken, was sie tendenziell Gipsmodellen überlegen macht. Den Kunststoff gibt es mittlerweile auch in verschiedenen Farben, so lässt sich beispielsweise bei SHERA auch eine flexible, leicht transparente Gingivamaske oder sogar eine komplette Prothese drucken. Auch Bleichschienen lassen sich viel schneller herstellen, da beim digitalen Design gleich das Depot für das Bleimittel miteingeplant werden kann. Modellgussprothesen können digital geplant, in Kunststoff gedruckt und dann in Einbettmasse gelegt werden. Beim Guss wird der Kunststoff ausgebrannt und es entsteht eine präzise Gussform für eine perfekt sitzende Prothese.

Eine wertvolle Ergänzung bietet in der Implantologie die Nutzung von Bohrschablonen für Guided Systeme, die mittels Design Software zu einem hoch präzisen Druckergebnis führt. Die hierbei genutzten Kunststoffe nahezu aller Hersteller sind biokompatibel und somit als Medizinprodukte der Klasse IIa zertifiziert. Vor der Nutzung von Bohrschablonen kann das Material noch einem Sterilisationsprozess unterzogen werden, um hygienische Verhältnisse während der Implantation zu gewährleisten.

Grenzen im 3D-Druck

Für die gedruckte Herstellung temporärer Kronen und Brücken besteht bisher lediglich die Möglichkeit, eine Verweildauer von 30 Tagen im Mund zu nutzen, da sich die Materialeigenschaften derzeit noch im Optimierungsprozess befinden. Ob das additive Verfahren in diesem Bereich in den nächsten Jahren an Stellenwert gewinnt, bleibt also abzuwarten. Für ein klassisches PMMA-Provisorium – mittels subtraktivem Verfahren erstellt – können Hersteller bereits eine Freigabe von bis zu 2 Jahren vorweisen.

Auch Kieferorthopäden konnten sich über dem SHERA print-bracket key freuen, der es ermöglicht, die digital geplante Therapie mit hoher Präzision in den Patientenmund zu überführen.

SHERAscan io und SHERAprint 20

Das Unternehmen SHERA, ursprünglich Hersteller von Gipsen, Einbettmassen, Kunststoffen und anderen Labormaterialen, hat in den vergangenen 10 Jahren in die Digitalisierung und den 3D-Druck investiert. Das Unternehmen präsentierte dem Benutzer auf der IDS ein Rundumpaket. Vom Abdruckscan über das Designen, bis hin zum Drucken kann aus der Produktpalette gewählt werden. Auch ein Intraoralscanner wird gegen Ende diesen Jahres lieferbar sein, welches durch seine 13 Messkameras und 5 LEDs mit einer hochwertigen Abformung besticht.

Varseo S

BEGO stellt pünktlich zur IDS sein neues Kartuschensystem beim Varseo S Drucker zur laborseitigen Fertigung vor. Der Vorteil hierbei liegt in der einfachen Handhabung, dem geringen Materialverbrauch so wie der Möglichkeit, schnell das Material zu wechseln. Nicht jeder Hersteller ist bis jetzt wie BEGO in der Lage, die Baugeschwindigkeit unabhängig von Stückzahl der produzierten Elemente zu gestalten.

Nicht nur bei der Geräteanschaffung, sondern auch in der Herstellung von Schienen, Modellen, Schablonen und CAD/Cast- Modellgerüsten oder individuellen Löffeln sind die Kosten der Produkte des familiengeführten Unternehmens stark gesunken. Dieser Faktor macht die Entscheidungsfindung in diesem Jahr noch leichter.

SolFlex 350/500

VOCO bietet dem Techniker im Designprogramm für Schienen jetzt die Option an, digitale Ausblockung zur Prozessoptimierung zu gestalten. Bis zu 12 Schienen können im SolFlex 350, im 500 bis zu 24 gleichzeitig gedruckt werden. Ein großer Vorteil dieser Produktserie ist, dass sie auf einer einzigartig patentieren und flexiblen Vorlage-Wanne basiert. Es entstehen nur geringe Abzugskräfte, wodurch dünnere und feinere Bauteile mit wenig Supportmaterial generiert werden können.

Ob ein 3D-Drucker für den in Office workflow rentabel wird, wird die Preisentwicklungen in den nächsten Jahren zeigen. Die Geräte großer Fräs- und Druckzentren haben daher derzeit doch noch eine hohe Auslastung.

Die beiden Autoren sind Zahnmedizinstudenten an der DPU Krems und absolvieren dort parallel den Bachelor Medizinjournalismus.

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.
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