Dienstag, März 19, 2024
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3rd International Symposium on Contemporary Implantology

Am 4. und 5. Mai fand in Wien das diesjährige „3rd International Symposium on Contemporary Implantology“ federführend unter der Organisation von MIS Implants Austria statt. Mit großem Elan führte Prof. Perisanidis durch die Veranstaltung. Im historischen Ambiente der Aula auf dem Campus des alten AKH trafen sich die Teilnehmer der zweitägigen Veranstaltung mit internationalen Referenten.

Von Tillmann Baumgardt, Jan Conzelmann und Emanuel Michler

Pöschl: „Precision Guided Surgery in the digital Era“

Den Anfang machte Univ. Dozent P. Pöschl (Klinikum Wels-Grieskirchen) mit einer vier unterschiedliche Fälle umfassenden Fallstudie, welche die Möglichkeiten des MIS Schienensystems MGuide aufzeigten.

Truppe: „Digital Workflow“

Dr. Michael Truppe referierte über den vollen digitalen Arbeitsablauf und veranschaulichte diesen eindrucksvoll mit einem Fallbeispiel. Als unbedingte Voraussetzung für volldigitales Arbeiten nannte Truppe das Verwenden der gleichen Software von Zahnarzt wie Zahntechniker mit einer gemeinsamen Masterdatei sowie einen 3D-Drucker. Erst dieser ermöglicht das gewohnte Haptische, da sonst nur digitale Zwischenschritte vorhanden sind. Der 3D-Drucker stellt somit eine Art Sicherheitsnetz für den Behandler dar.

Der Patient profitiert von der Smile App, die dem Patienten chairside seine geplante Versorgung aus den CAD/CAM Daten in sein Photo projiziert. So wird der Patient schon vorab visuell mit einbezogen und die Behandlungszufriedenheit wird gesteigert. Dr. Truppe betonte die Notwendigkeit, den digitalen Workflow konsequent beizubehalten, da sonst Glaubwürdigkeit gegenüber dem Patienten verloren gehen kann. Auch wurde eine weitere Verwendungsweise von MGuide als Hilfestellung zur Lokalisation bei lateralen Sinuslifts vorgestellt.

Kontio: „Die Möglichkeit der Planung“

Prof. Risto Kontio verglich analoge und digitale Arbeitsweisen und stellte heraus, dass zurzeit keine Vorteile der digitalen Arbeitsweise beweisbar sind, sie aber die aufgewendete Zeit vom Patienten zur Planung verschiebt. Der größte Feind der digitalen Arbeitsweise ist die Fortpflanzung kleiner Fehler in Teilschritten, die sich dramatisch addieren können.

Katauczek: „Perfect Timing“

Dr. Florian Katauczek stellte die Vor- und Nachteile der Implantationsarten von Sofortimplantat mit Sofortbelastung bis zur Implantation mit voller Einheilzeit gegenüber.

Er referierte auch über Veränderungen des Knochens im Alter und nach einer Extraktion und machte die Vorteile der Socket-Preservation deutlich. Zu diesem Zweck stellte er auch das Bone Shield Verfahren vor, wodurch Rezessionen der bukkalen Lamelle vermindert oder sogar vermieden werden können.

Perisanidis: „1,618“

Prof. Christos Perisanidis referiert über den goldenen Schnitt und die in der Ästhetik der Natur immer wiederkehrende Goldene Zahl. Ein Aufteilungsverhältnis, welches sich mittels der Goldenen Maske nach Dr. Stephen Marquardt auf Gesicht und auf das Größenverhältnis der Frontzähne übertragen lässt.

Cortasse: „Less is More“

„- = +“: Der Gewinn an Weichgewebe und an Knochen beginnt laut Dr. Benjamin Cortasse mit der Extraktion. Einwurzelige Zähne extrahiert er schonend mit dem „Benex Extractor“ und bewahrt das Weichgewebe inklusive Papille mittels individuellem Abutment. Trotz des erhöhten Zeitaufwandes steigt das ästhetische Ergebnis und die Patientenzufriedenheit.

Rausch-Fan: Interdisziplinäre Behandlung durch Parodontologie, Kieferorthopädie und Prothetik

Frau Prof. Xiaohui Rausch-Fan von der MedUni Wien stellt den Zusammenhang zwischen Okklusion und Parodontitis dar und spannt so den Bogen zu Zahnverlust und Implantologie. Ihr Schwerpunkt ist die Symbiose von Grundlagenforschung und klinischer Tätigkeit im Fach Parodontologie und Kieferorthopädie.

Ulm: „The Maxillary Sinus Floor Elevations: Basic Research, Techniques and Case Presentations“

Prof. Christian Ulm erklärte nicht nur den historischen Hintergrund des Sinus Lifts, sondern erläuterte auch die gängigen Methoden des transcrestalen sowie des lateralen Sinus Lifts. Er ging auf die Dichte des Knochens in den verschiedenen Regionen, die verschiedenen Risikofaktoren wie Geschlecht, Alter und Osteoperose ein. Bemerkenswert war der große Unterschied der Geschlechter: Bei jüngeren Frauen besteht eine signifikant bessere Knochenbildung als bei älteren, bei Männern wurde kein Unterschied festgestellt. Die zweite Erkenntnis: Bei mehr vorhandenem Restknochen ist auch die Menge von neu gebildetem Knochen höher. In der Prämolarenregion wurden höhere Knochengewinne erzielt wie im Vergleich zur Molarenregion.

Müller-Kern: Role of Growth Factors in Implant Dentistry: Rationale and Case Study

DMD Michael Müller-Kern referierte über das hochinteressante Thema des Einsatzes Konzentrierter Wachstumsfaktoren (CGF). Die heutigen Techniken schöpfen das ganze regenerative Potential gut aus und sind heute schon ein etablierter Standard in der Praxis. Die optimale Gewebestimulation wird durch autologe Wachstumsfaktoren erreicht, welche die Regeneration induzieren. Es sind aber noch weitere quantitativ evidenzbasierte Studien notwendig. Abschließend betont Kern, dass bei der Socket/Ridge Preservation mit einer durch Wachstumsfaktoren unterstützen Regeneration deutlich bessere ästhetische Ergebnisse besonders im Frontzahnbereich erreichbar sind.

Wanschitz: Herausforderungen bei der Implantatplatzierung

Doz. Felix Wanschitz betont die Wichtigkeit der präoperativen Analyse: Eine periodontale Untersuchung, Biotyp des Weichgewebes, okklusale Analyse, sichtbarer Anteil der Zähne und des Weichgewebes, Prognose der bisherigen Versorgung und die momentane orthodontische Situation. Eines seiner Hauptthemen ist der Zeitpunkt der Implantation nach Zahnextraktion. Das Timing spielt hierbei die entscheidende Rolle: Die zeitgleiche Knochenaugmentation kompensiert das Modelling und verbessert die Morphologie der Alveole. Ein Knochenaufbau erzielt mit einer Sofortimplantation bessere Ergebnisse als zu einem späteren Zeitpunkt. Die Erfolgsrate bei Implantaten unmittelbar nach Extraktion ist höher als bei längerem Heilungsprozess. Die Sofortimplantation ist allerdings mit mukosalem Rezessionsrisiko verbunden.

Nkenke: Vertikale und horizontale Knochenaufbauverfahren

Prof. Emeka Nkenke verdeutlicht das Thema anhand etlicher Fallbeispiele: Zur Schonung der bukkalen Lamelle verwendet er gerne eine Implantatlänge von bis zu 16mm. So erreicht er im apikalen Bereich ein höhere Primärstabilität. Falls keine Sofortimplantation vorgenommen wird, führt er lieber eine frühe Implantation durch, damit der Knochen nicht resorbiert. Er bevorzugt die simultane Implantation mittels Bonesplit. Um die Primärstabilität zu erhöhen, verwendet er horizontale Schrauben. Eine Alternative für die untere Knochenaugmentation ist der patientenspezifische Knochenblock, von einem lebenden Spender, das Weichgewebe des Knochens wird entfernt. Dabei werden nicht mehr als 3-5mm horizontal eingeplant, ansonsten wäre der Körper mit der Transformierung in Eigenknochen überfordert.

Almasri: Etablierte und neue Konzepte der Gewebeaugmentation und Regeneration

Anfangs stellte Prof. Maher Almasri das etablierte Dogma, wie wichtig Wachstumsfaktoren für die Knochenbildung sind, dar. Er ging auf die unterschiedlichen Signalwege wie „Bone Morphogenetic Proteins“ (BMPs) ein. BMPs scheinen außergewöhnliches therapeutisches Potential für die Knochenheilung zu besitzen. Sie steigern die Regeneration von Kochen und peridontalem Weichgewebe. Er stellt die Frage „wie aggressiv kürettieren sie die Exktraktionalveole aus?“. Granuliertes Gewebe muss selbstverständlich entfernt werden, aber er hinterfragt, ob das parodontale Ligament entfernt werden sollte. Genau dies besitze eben die Wachstumsfaktoren, die die Heilung induzieren. In den letzten Jahren wurde das Prinzip des „Socket Shield“ etabliert. Dabei wird die bukkale Lamelle im Frontzahnbereich erhalten, die Wurzel wird entfernt, die bukkale Lamelle des Zahnes wird nicht resorbiert. Das peridontale Ligament wird erhalten und die ganze Balance der Wachstumsfaktoren bleibt intakt. Die Verwendung einer Membran ist nicht nur eine mechanische Trennung vom Hartgewebe, sondern auch eine biologische Trennung. Das Weichgewebe produziert hierbei Wachstumsfaktoren, die dem Knochen einen Wachstumsstopp vermitteln.

Zwischen den einzelnen Referenten fanden lebhafte Diskussionen mit Publikumsfragen statt. Abgerundet wurden die Vorträge durch erfrischende und nahrhafte Pausen.

Autorenkasten:

Die Autoren studieren Zahnmedizin an der DPU Krems und absolvieren dort parallel den Bachelor Medizinjournalismus und Öffentlichkeitsarbeit.

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