Donnerstag, Oktober 3, 2024
StartInterviewIm Interview mit Roddy MacLeod, Vice President CAD/CAM-Systeme Sirona

Im Interview mit Roddy MacLeod, Vice President CAD/CAM-Systeme Sirona

Foto: Marc Fippel Fotografie
Foto: Marc Fippel Fotografie

Seit mehr als 30 Jahren bietet das CEREC-System Patienten eine funktionale und ästhetische Zahnrestauration in nur einer Sitzung. In dieser Zeit wurden ständig neue Materialien zum System hinzugefügt, darunter PMMA, Komposite, Feldspat- und Lithiumdisilikatkeramik. Die Ergänzung des Portfolios um Vollzirkon-Kronen und kleine Brücken vervollständigt das CEREC-Spektrum an prothetischen Indikationen.

Was das Unternehmen zu diesem Schritt bewogen hat, erklärt Roddy MacLeod, Vice President Dentale CAD/CAM-Systeme bei Sirona.

Herr MacLeod, warum bieten Sie jetzt für die Fertigung von Chairside-Kronen und Brücken auch Vollzirkon an?
Roddy MacLeod: Wir haben in der Zahnmedizin zwei Megatrends beobachtet: die kontinuierliche Einführung der digitalen Zahnheilkunde (einschliesslich CEREC) und die schnelle Akzeptanz von Vollzirkon-Produkten durch Zahnärzte, insbesondere für Seitenzahnrestaurationen, bei denen Festigkeit Priorität hat. Als Marktführer in der CAD/CAM-Technologie haben wir deshalb diese beiden Trends vereint. Das Ergebnis ist der neue CEREC Zirconia-Workflow. Wir glauben, dass die Ergänzung von Vollzirkon zu den bereits bei CEREC verfügbaren Materialien dem Arzt maximale Flexibilität für die Bewältigung nahezu jeder klinischen Situation verleiht. Und dies alles bei einem einzigen Besuch durchführen zu können, bringt dem Patienten und der Praxis sicherlich weitere Vorteile.

Was ist an diesem Workflow so besonders?
Zirkon wird seit fast 20 Jahren in der Zahnheilkunde eingesetzt, das Material ist den Zahnärzten also vertraut. Die Innovation besteht darin, dass jetzt Vollzirkon in nur einer einzigen Sitzung verwendet werden kann. Zu diesem Zweck haben wir den CEREC SpeedFire-Ofen entwickelt. Aufgrund seiner hohen Sintergeschwindigkeit befähigt er Zahnärzte, Kronen und kleine Brücken aus Zirkonoxid in einer einzigen Sitzung anzufertigen. Neben der schnellen Sinterung ist bei diesem Ofen auch Glasieren möglich – eine Marktneuheit. Der kurze Workflow ist gleichzeitig angenehm und wirtschaftlich. Unsere CEREC-Zirkonblöcke sind in 10 klassischen Farben in Anlehnung an den VITA Classic Shade Guide® erhältlich. Alle unsere CEREC-Schleif- und Fräseinheiten sind jetzt zum Nass- und Trockenschleifen geeignet. Trockenfräsen ist die bevorzugte Methode für Zirkon, da dadurch ein Trocknungsschritt vor dem Sintern entfällt, wodurch wir Zeit sparen. Der gesamte Prozess wird von unserer neuen CEREC Software 4.4.1 geführt, die es selbst Anfängern sehr einfach macht, da die Sinter- und Glasierinformationen von der Software automatisch an den Ofen übermittelt werden. Das Praxisteam braucht den Ofen nicht zu programmieren – die Software kümmert sich automatisch darum. Wir sind überzeugt, dass dieser Workflow die perfekte Ergänzung zu unserem aktuellen Material-Setup ist.

Was bedeutet das für die Patienten?
Roddy MacLeod: Genau wie vorher mit CEREC erhalten die Patienten eine langlebige, hochwertige, kostengünstige Versorgung in einer einzigen Sitzung. Doch jetzt mit Vollzirkon haben wir unsere Indikationen auch auf Fälle ausgeweitet, in denen die Festigkeit des Materials höchste Priorität hat.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Patienten Behandlungen in nur einer Sitzung sehr schätzen. Eine kürzliche Befragung von Zahnarztpatienten in den USA hat beispielsweise gezeigt, dass sie ihren CEREC-Zahnarzt zu 34 Prozent häufiger empfehlen als Patienten, deren Zahnarzt nicht mit CEREC arbeitet. Als Vorzüge dieser Behandlung führen sie die Zeitersparnis, die reduzierte Anzahl von Spritzen und den Wegfall von Abformmaterial und Provisorien an. In Deutschland würde laut einer anderen Patientenumfrage die Mehrheit der Patienten für die Behandlung in einer Sitzung tiefer in die Tasche greifen, und zwei Drittel der Befragten würden dafür weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen oder sogar ihren Zahnarzt wechseln .  Indem wir die Indikation von CEREC jetzt um Vollzirkon erweitern, können sogar noch mehr Patienten die Vorteile der Zahnheilkunde in nur einer Behandlung erleben.

Wo sehen Sie die Vorteile für den Zahnarzt?
Roddy MacLeod: Für Zahnärzte ist Vollzirkon das erste Material, das den Branchenstandard PFM und sogar Vollgussrestaurationen gut ersetzen kann. Der Grund: Der Werkstoff ist sehr hart und aus mechanischer Sicht hinreichend klinisch dauerbelastbar. Vollzirkon bedeutet zudem: wir haben keine Probleme mit Chipping, was bei konventioneller Schichtkeramik durchaus ein Problem sein kann. Darüber hinaus ist das Material biokompatibel und kostengünstiger zu fertigen. Der grösste Vorteil für Zahnärzte ist die Zuverlässigkeit. Der Werkstoff ist fast unverwüstlich und die Zahnärzte brauchen ihre Zahnpräpationsmethode oder ihren Zementierungsplan nicht zu ändern. Zirkonoxid verbessert unser bereits hervorragendes Materialportfolio noch weiter, jedoch mit einer entscheidenden Rolle. Seine hohe Festigkeit macht es für Fälle, in denen Haltbarkeit und Langlebigkeit die wichtigsten Ansprüche sind, gut geeignet.

Zirkonoxid wird aufgrund seiner Härte oftmals ein Problem bei der Abnutzung des Gegenzahns nachgesagt. Welche Rolle spielt das?
Roddy MacLeod: Ja, es widerspricht gewissermassen der Intuition. Auf der einen Seite hat man dieses unglaublich feste Material und wir denken automatisch, es müsste zu einer Abrasion des Gegenzahns führen. In zahlreichen Studien konnte jedoch belegt werden, dass für die Abrasion nicht die Härte verantwortlich ist, sondern primär die Oberflächenrauigkeit. Das bedeutet: je glatter die Oberfläche, desto geringer die Abrasion. Es gibt Hinweise darauf, dass eine polierte Vollzirkonkrone weniger abrasiv ist als eine Krone aus anderen Materialien. Demzufolge ist selbst der Bruxismus keine Kontraindikation für eine Versorgung mit Vollzirkon.

Wir verhält sich Vollzirkon in Bezug auf die Passgenauigkeit?
Roddy MacLeod: Sehr positiv. Dadurch, dass die Zirkon-Blocks vorgesintert sind, hat das Material eine um etwa 25 Prozent grössere Ausdehnung als im finalen, vollständig gesinterten Zustand. Da das Finisher-10-Fräsinstrument kleiner ist als normale Schleifer, werden die Ränder, Lumen und Okklusion alle mit grösster Genauigkeit gefräst. Und da es keine Einfassung in ein Metallgerüst gibt, entstehen keine überkonturierten Ränder. Insgesamt sehen wir fantastische Passungen durch Vollzirkonrestaurationen, und wir freuen uns sehr, diesen Nutzen zum Patienten bringen zu können.

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.
RELATED ARTICLES

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein
Captcha verification failed!
Captcha-Benutzerbewertung fehlgeschlagen. bitte kontaktieren Sie uns!
- Advertisment -spot_img

Most Popular