Das Durchgehen der Checkliste vor dem Start ist für jeden Flugzeugpilot ein absolutes Muss, und auch wenn er es schon tausendmal gemacht. Mit dem Ablesen, Punkt für Punkt, wird vermieden, dass durch Stress, Routine oder Unachtsamkeit irgendein Aspekt vergessen wird. Und da diese Checklisten nach Problemen oder sogar Unfällen laufend ergänzt werden, können in Zukunft Fehler vermieden und die Sicherheit respektive die Qualität der Leistung immer mehr verbessert werden. Guidelines und Handbücher sammeln in sich praktische Erfahrungen und haben unter auch den Zweck, diese Erkenntnisse anderen weiterzugeben. Eine Zahnarztpraxis ist zwar alles andere als ein Flugzeugcockpit, trotzdem gibt es auch hier eine ganze Reihe an Abläufen, dessen absolut korrektes Vorgehen entscheidend sind für eine gut funktionierende und somit erfolgreiche Zahnarztpraxis.
Qualitätsmanagement ist einfacher, als man meint…
Das Wort «Qualitätsmanagement», kurz «QM» abgekürzt, schreckt viele von Anfang an ab, klingt es doch irgendwie nach hochtrabendem Managementwissen und dicken, komplizierten Handbüchern. Das mag zwar in bestimmten Grossunternehmen der Fall sein, nicht jedoch in der Zahnmedizin. Denn man kann das Qualitätsmanagement gerade in einer Praxis ganz praktisch und praxisnah verstehen, geht es doch einfach nur darum die verschiedene Arbeitsabläufe, die im Verlauf eines Tages in einer Zahnarztpraxis anfallen, zu protokollieren. Das heisst, dass man jeden Schritt, und sei dieser für einen noch so logisch und selbstverständlich, genau aufschreibt, und zwar so, dass eine andere Person – allen voran neue Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter – dies absolut korrekt nachvollziehen und ausführen kann. Dies ist zwar nichts neues, denn gleich wie bei Piloten, sind auch in den meisten Zahnarztpraxen Leitfäden etwa zur Aufbereitung steriler Medizinprodukte oder Protokolle zur Arbeitsplatzvorbereitung im Behandlungszimmer vorhanden. Nur eben, nicht alle Praxen verfügen über solche QM-Massnahmen. Und in anderen, sind diese Vorgehensweisen zwar niedergeschrieben, aber längstens veraltet, oder sie befinden sich in einem Ordner, den seit tausend Jahren niemand hervorgenommen hat.
«Das Qualitätsmanagement in einer Zahnarztpraxis zielt darauf ab, relevante Prozesse in einer Zahnarztpraxis zu dokumentieren und festzulegen. Dazu zählen insbesondere die Anwendung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, die Förderung der Patientensicherheit und die Verbesserung der Behandlungsabläufe.» erklärt Margot Birrer, Inhaberin von dentaltraining GmbH, einer der wenigen Anbieter von zahnmedizinischen Fortbildungen in der Schweiz, welches das offizielle EduQua-Zertifikat aufweist. Und Margot weiss, von was sie redet, gibt sie nicht nur auch selbst Kurse, sondern weiss aus eigener Berufserfahrung, wie es in einer Zahnarztpraxis laufen kann.
… und bringt einem mehr, als man denkt.
«Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems führt nachweislich zu einer kontinuierlichen Verbesserung aller Unternehmensabläufe, zu sinkenden Kosten, zufriedeneren Kunden und motivierteren Mitarbeitern.» führt Margot Birrer weiter aus. Doch was heisst «motivierte Mitarbeiter», was meint sie damit? Gerade für sie, die selbst einst als Dentalassistentin und Praxismanagerin gearbeitet ist, liegt die Antwort auf der Hand: «Bei bestimmten Aufgaben, gerade bei Routineabläufen vor, während und nach der Patientenbehandlung, hat das Praxispersonal oft mehr praktische Erfahrung als mancher Chef oder Chefin. Schliesslich sind es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die tagtäglich diese Aufgaben erledigen und so wertvolle Erfahrungen sammeln. Wer ist also besser geeignet um solche Protokolle aufzuschreiben und somit auch ihr Wissen mit den anderen Berufskolleginnen und -kollegen zu teilen?»
Gut, wer sich mit dem Thema Qualitätsmanagement in der Zahnarztpraxis auseinandersetzen möchte, muss sich auch entsprechend einbringen. Doch zu einem wirklich guten Dentalprofi wird man erst, wenn man sich sowohl während der Behandlung wie auch bei der Betreuung des Patienten engagiert und so Respekt und Wertschätzung gewinnt – von den Patienten, von den Kolleginnen und Kollegen sowie von den Chefs. «Der QM-Bereich ist eine gute Möglichkeit nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst zu beweisen, was man auf dem Kasten hat. Schliesslich muss es als Chance für einen selbst verstanden werden, wenn man sein eigenes Arbeitsumfeld mitgestalten, die Arbeit des Praxisteams untereinander fördern und durch das Weitergeben von Wissen auch die Zukunft der Zahnarztpraxis etwas mitprägen kann.» ist Margot Birrer überzeugt.
Kurs «Qualitätsmanagement in der Zahnarztpraxis» – Fundiertes Wissen in 2 Tagen
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Intensivkurses lernen die Anforderungen an ein QM-System kennen, erfahren, wie sie dieses in ihrer Praxis einfach und praxisnah umsetzen können und lernen den Aufbau eines QM-Systems mit seinen Grundsätzen, Strukturen, Abläufen und Verantwortlichkeiten kennen. Während den beiden Kurstagen wird ein erstes, eigenes QM-Konzept erstellt. Unter anderem werden folgende Themen bearbeitet:
- Definition und Nutzen eines Qualitätsmanagementsystems
- Erarbeitung der Anforderungen an ein QM-System
- Aufbau eines QM-Systems
- Prozess, Prozessorientierung, Prozessbeschreibung
- Wissensmanagement: „Wissen des Teams“ in QM aufnehmen
- QM-Dokumente erstellen u.a. Handbuch mit Arbeitsabläufen
- Erstellen von Strahlenschutzkonzept / Hygienekonzept
Der Kurs dauert jeweils zwei Tage, wird von Claudia Haas, DH HF, dipl. medizinische Praxisleiterin geleitet und kostet bescheidene 740.– Franken, inklusive Kursunterlagen, Zertifikat und Pausenerfrischung. Da die Platzzahl gering und die Nachfrage hoch ist, sollte man sich jetzt schon für einen der Kurse im kommenden Jahr anmelden.