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«Wenn ich die Chance sehe, dass der Zahn für viele Jahre gerettet werden kann, dann mache ich es»

Das Wissen um die Zahnwurzel beschäftigt Dr. med. dent. Hanjo Hecker seit seinem Studium in Deutschland, heute gehört er zu den renommierten Endodontologen in der Schweiz. Das dental journal traf ihn in seiner Praxis in Basel.

Es gibt viele Motive, um als ­(Zahn-) Mediziner in die Schweiz zu kommen, frägt man Hanjo Hecker nach seinem Beweggrund, so klingt seine Antwort etwas überraschend: «Der Farbatlant zum Thema Parodontologie des berühmten Basler Professors Klaus Rateitschak hat mich so fasziniert, dass ich mir gesagt habe, dort muss ich mal hin.» Nach seinem Abschluss 1995 an der Universität Leipzig reiste Hanjo Hecker in die Schweiz, um sich bei verschiedenen Zahnärzten vorzustellen. Im Kanton Bern fand er eine Praxis, in welcher er in drei Monaten anfangen sollte. Also füllte er das Formular der SSO aus und kehrte für die Zwischenzeit nach Leipzig zurück. Hecker war am Patienten, als er völlig unerwartet einen Anruf aus der Schweiz erhielt: Am anderen Ende der Leitung war Prof. Dr. Urs Zappa von der Universität Basel, der dabei war mit Dr. Peter Velvart aus Zürich das europaweit erste Team an Endo-Spezialisten aufzubauen, welches mit dem Mikroskop arbeiten sollte. Der junge Zahnarzt begriff die Chance, die ihm geboten wurde und zog so 1998 in die Schweiz – allerdings nicht ins Seeland, sondern ans Rheinknie. An der Uni Basel schrieb er seine Dissertation und erwarb die Spezialisation in Endodontologie, er war über viele Jahre an der Zahnmedizinischen Fakultät tätig, davon 12 Jahre als Leitender Oberarzt. 2013 wagte er den Schritt in die Unabhängigkeit und machte sich als Endodontologe selbständig. Was damals, Ende der 1990er-Jahren noch neu gewesen ist, ist für Dr. Hanjo Hecker heute nicht mehr aus seiner Zahnarztpraxis wegzudenken – sein Zeiss-Mikroskop.

Dr. med. dent. Hanjo Hecker hat sich über die Schweizer Landesgrenzen einen Namen als Endo-Spezialist gemacht.

Weshalb haben Sie sich für die Endodontologie entschieden?
Schon während meinen Studienjahren interessierten sich die meisten Kommilitonen für Implantologie und KFO (wo am meisten Geld verdient werden kann), aber kaum jemand hatte Lust in der Tiefe eines kleinen Zahnes rumzufummeln. Als Endo-Spezialist bin ich allerdings derjenige, der den Patienten die Schmerzen nehmen und den natürlichen Zahn erhalten kann. Dies ist für mich der Grund, weshalb ich Freude an der Endodontologie habe.»

Wie „funktionieren“ Sie heute als Endo-Spezialist?
Der grösste Anteil der Patienten, die ich in meiner Praxis behandle, wird mir von Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Schweiz und, gelegentlich, auch aus Deutschland oder Frankreich überwiesen. Meistens schickt mir der Hauszahnarzt zuerst ein Röntgenbild zur Beurteilung: raus damit oder retten? Lohnt es sich überhaupt, Zeit und Geld zu investieren? Wenn ich die Chance sehe, dass der Zahn für viele Jahre gerettet werden kann, dann mache ich es. Ansonsten bin ich eher der Meinung, dass man sich das Geld sparen, den Zahn ziehen und ein Implantat setzen könnte.

Weshalb verwenden Sie für Ihre Endo-Behandlungen das Canal Pro SyringeFill von Coltene?
Das System bietet sehr gute Applikationsformen, man kann die Spüllösung sehr schnell und einfach entnehmen und trotzdem bleibt der Behälter verschlossen. Nichts mit Deckel auf und Deckel zu! Es ist ganz einfach das beste System, das es gibt. Hinzukommt, dass die Auswahl der Flüssigkeiten gross ist und die Lösungen hervorragend sind, etwa Natriumhypochlorit 3% und 6%, EDTA 17% sowie 2%iges Chlorhexidin.

Von Coltene haben Sie auch den CanalPro Jeni Endomotor im Einsatz. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Wurzelfeile gemacht?
Es ist der fortgeschrittenste Motor, anders als alle anderen: wenn er merkt, dass sich die Feile zu fest einfrisst, übt er selbstständig reziproke Bewegungen sowie Vorwärts und Rückwärtsbewegungen aus. Der Motor regelt zudem Drehzahl und Drehmoment, um die Feile noch besser voranzubringen und ohne, dass diese bricht. Das Drehmoment erkennt, wenn die Feile zu sehr verklemmt, und gibt mir einen Signalton als Warnung, dass ich Spülen muss. Abgesehen von der automatischen Längenbestimmung, so dass ich genau weiss, wohin ich hinmuss.

Das Canal Pro SyringeFill von Coltene ist besonders anwenderfreundlich
und effizient.

Der Motor von Coltene bietet somit mehr Sicherheit bei der Endobehandlung?
Ja, er ist sehr, sehr Safe. Es ist fast wie ein Automat beim Autofahren plus Assistenzsysteme, du musst nur halten, alles andere macht der Motor. Er bietet sozusagen eine zusätzliche Sicherheitsstufe und macht die Arbeit des Endodontologen sicherer.

Wie sehen Sie die Tendenz der Zahnerhaltung respektive jener der Endodontologie?
Viele ältere Patienten wollen oder können keine Implantate bekommen, zum Beispiel weil sie Medikamente nehmen, wegen Osteoporose-Problemen oder eine weitspannige Brücke erhalten möchten, die an einem bestimmten Zahn hängt. Auch glaube ich, dass die Endodotologie-Behandlungen in Zukunft abnehmen werden, haben die jungen Leute kaum Karies oder Füllungen haben und daher auch weniger Wurzelbehandlung brauchen werden.

Sie zögern. Ausser?
Ausser es sind Unfälle, und man hat einen angeschlagenen, abgebrochen oder ausgeschlagenen Zahn, den man wieder replantieren kann. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, auf der Rutsche oder dem Trottinette oder Velo, kommt dies immer wieder vor. Nur sind dies meistens Versicherungsfälle, und die Versicherungen finden, für eine entsprechende Behandlung sei das Mikroskop nicht notwendig. Doch gerade bei Unfällen von Kindern und bei Frontzähnen ist mir das egal und ich setze das Mikroskop trotzdem ein, auch wenn es von der Versicherung nicht übernommen wird.

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.