Mit einem klaren Bekenntnis zur Wissenschaft – als Motor für Fortschritt und Innovation – in der Zahnmedizin ist der diesjährige Zahnärztekongress in Innsbruck zu Ende gegangen. Die Vorträge machten deutlich, dass die Weiterentwicklung der Zahnmedizin untrennbar mit wissenschaftlicher Evidenz verbunden sei. Zahlreiche Referentinnen und Referenten zeigten auf, wie neue Forschungsergebnisse konkrete Auswirkungen auf den Praxisalltag haben können.
Praxisnahe Einblicke und immer auch den Blick in die Zukunft – in drei Vortragssälen wurden relevante Themenschwerpunkte parallel behandelt. Die Teilnehmenden stellten an den beiden Tagen ihr ganz persönliches Kongressprogramm gezielt nach Interessen und Spezialisierungsschwerpunkten zusammen. Ergänzt wurde das Angebot durch Workshops und Seminare, die praxisorientierte Vertiefungen und direkten Austausch ermöglichten.
Nicht selten wurden in den Vorträgen Paradigmenwechsel diskutiert: „Nur“ einige Beispiele: Die Anwendung von Hyaluronsäure in der Parodontitis- und Periimplantitistherapie, sowie die Pulpotomie bei bleibenden Zähnen.
Kristina Bertl betonte in ihrem Vortrag, dass sich mit dem sogenannten „Clean & Seal“-Protokoll die Erfolgsrate nicht-chirurgischer Interventionen bei Parodontitis und Periimplantitis deutlich steigern lässt. Sie untermauerte diese Aussage sowohl mit aktuellen Studien als auch mit anschaulichen Fallbeispielen aus ihrer eigenen Praxis.
Auch Felix Fleischer widmete sich einem Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt: der Pulpotomie bleibender Zähne. In seinem Workshop erläuterte er, welche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verlauf erfüllt sein müssen und welche Ausschlusskriterien eine solche Therapie nicht sinnvoll erscheinen lassen. Im anschließenden Hands-on-Teil gab er wertvolle praktische Tipps.
Große Aufmerksamkeit bekamen moderne Konzepte, die eine implantologische Versorgung stark atropher Kiefer beschrieben. In den Vorträgen am Samstagmorgen präsentierten gleich 4 Dozenten eigene Fälle, stellten ihre jeweilige Vorrangehensweise vor und belegten diese mit aktueller wissenschaftlicher Evidenz. Besonders Frank Kloss sprach sich eindrucksvoll für den Einsatz allogener Knochenblöcke aus, die – sofern sie nicht überkonturiert werden – nahezu vollständig erhalten bleiben.
Auch das aktuelle Dauerthema KI durfte natürlich nicht fehlen. Constantin von See sorgte mit seinem Vortrag über den Einsatz von KI als Diagnostiktool bei der Osteoporosedetektion auf OPG-Aufnahmen für besonderes Interesse bei den geriatrisch tätigen Kolleginnen und Kollegen. Dabei wurde deutlich: Trotz technologischer Fortschritte und wachsender Unterstützung durch KI liegt die Verantwortung für Diagnose und Therapieentscheidungen weiterhin ausschließlich bei den Behandler*innen.
Die jungen Kolleg*innen standen an mehreren Programmpunkten besonders im Mittelpunkt: Bereits am Donnerstagnachmittag fand das Finale des Kulzer Ästhetik Projekts 2025 statt. Studierende aus Wien, Graz und Innsbruck präsentierten einer Fachjury Versorgungen, die sie mit VENUS-Kompositen vorgenommen hatten. Die Fälle wurden diskutiert, bewertet und prämiert.
Ein weiteres Highlight: Während der Mittagspause stellten junge Forscher*innen ihre Arbeiten in einer Speed-Dating ähnlichen Poster-Session vor. In nur zwei Minuten mussten die Projekte auf den Punkt gebracht werden – ein Format, das vom Publikum gern angenommen wurde.
Die Präsentationen beim Kongress gliederten sich in zwei eigenständige Wettbewerbe: Kurzvorträge undPosterpräsentationen, die jeweils mit einem Austrian Dental Award 2025 ausgezeichnet wurden. Beide Kategorien waren mit einem Preisgeld von jeweils 5.000 € dotiert.
Die feierliche Ergebnisverkündung fand im Rahmen der Kongressfeier am Abend in der Orangerie statt. Dieoffizielle, publikumswirksame Bekanntgabe der Ergebnisse steht allerdings noch aus und wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Die Gewinner der Posterwertung wurde Dr. Ina Ulrich, Danube Private University, Krems. Sie überzeugte mit dem Thema „Phosphorylierung von IRE1 und Zellveränderungen bei mechanischem Stress in pEDS-Zellen.“
Fazit
Der Kongress verdeutlichte, dass die Zahnmedizin auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau agiert, die viele zukunftsweisende Therapieansätze eröffnet. Für die kommenden Jahre zeichnen sich Entwicklungen ab, die digitale Verfahren noch stärker einbindet. Damit könnten Diagnostik und Therapie künftig noch individueller auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt werden.
Die 2025er Tagung endete mit der klaren Botschaft, dass wissenschaftliche Evidenz nicht nur den Fortschritt der Zahnmedizin sichert, sondern auch die Grundlage für die Praxis bildet. Im kommenden Jahr findet der Österreichischer Kongress für Zahnmedizin, als JUBILÄUMSKONGRESS vom 01.-03.10.2026, in der Hofburg Wien statt. Das Thema lautet: ZAHNMEDIZIN VON TRADITION BIS INNOVATION. Detailinformationen Informationen und Anmeldung unter www.zahnmedizin2026.at.
Die Autoren: Kristin Sander und Amalia Entstrasser studieren Zahnmedizin an der Danube Private University (DPU), Krems. Parallel absolvieren Sie dort den Bachelorstudiengang Medizinjournalismus und Öffentlichkeitsarbeit.




