Der Primescan 2 nutzt Cloud-Technologie, um die gesamte Rechenleistung auszulagern und bietet dadurch verbesserte Mobilität und Effizienz in der zahnärztlichen Praxis. Entwickler Niels Plate erläutert die Vorteile und zukünftigen Entwicklungen dieses Cloud-basierten Systems im Gespräch mit Chefreakteur Mag. Oliver Rohkamm vom dental JOURNAL.
dental JOURNAL: Wir befinden uns Anfang September auf einer Weltpremiere in Bensheim bei Dentsply Sirona. Herr Plate, können Sie uns vorweg etwas zur Bedeutung des Standorts Bensheim für Dentsply Sirona sagen?
Niels Plate: Bensheim ist einer unserer ältesten und wichtigsten Standorte. Er ist über 60 Jahre alt und erstreckt sich über 200.000 Quadratmeter. Hier arbeiten 2.000 Menschen. Ein interessanter Fakt ist, dass wir von hier aus jährlich eine Million Sendungen an Kunden in 120 Ländern weltweit verschicken. Es ist der größte Produktionsstandort im Konzern. Obwohl unser Hauptsitz in Charlotte, North Carolina, ist, werden hier praktisch das komplette Equipment und Instrumente für den Konzern entwickelt und produziert.
„Made in Germany“ ist bei Dentsply Sirona nicht nur ein Schlagwort?
Niels Plate: Genau, wir produzieren tatsächlich hier. Das umfasst nicht nur klassische Großgeräte wie Röntgen und CEREC, sondern zum Beispiel auch unseren neuen Endo-Motor X-Smart Pro+, der hier entwickelt wurde und produziert wird.
Sie haben mit Start heute ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das zur Primescan-Familie gehört. Bevor wir dazu kommen, können Sie als Einleitung etwas zur Geschichte der Primescan-Familie erzählen?
Niels Plate: Die Primescan-Familie wurde 2019 mit der Primescan AC in zwei Versionen eingeführt – eine für CEREC-Anwender und eine für Kunden, die nur scannen und an ihr Labor senden möchten. Wir kommen ursprünglich aus dem CEREC-Bereich und waren Pioniere bei der Entwicklung von Intraoralkameras. 2022 haben wir dann die Primescan Connect eingeführt, ein kabelgebundenes Modell mit Laptop- ein Setup, das kleiner war als die AC-Einheit.
Sie haben zusätzlich zur Primescan Connect auch DS Core, eine Art multifunktionaler dentaler OneDrive, eingeführt. Was genau ist DS Core?
Niels Plate: DS Core ist mehr als nur ein Cloud-Speicher für Scans. Unsere Vision ist es, ein digitales Universum, eine Plattform für Zahnärzte und Zahnlabore zu schaffen, auf der verschiedene Patientendaten und Softwarekomponenten zusammenkommen. In DS Core können Zahnärzte intra- und extraorale Bilder sowie 3D-Bilder ansehen und diese auf einem Canvas nebeneinander darstellen, ohne merkbare Ladezeiten. Wir haben uns für Offenheit entschieden und zusammen mit 3Shape unsere Workflow-Integrationen erweitert, um einen einfachen Datenaustausch zu ermöglichen.
Kommen wir zum Höhepunkt, dem neuen Produkt Primescan 2, der zusätzlich zur aktuellen Primescan auf den Markt kommt. Was macht dieses Gerät besonders?
Niels Plate: Die Primescan 2, die wir jetzt der dentalen Fachwelt vorgestellt haben, verlagert die gesamte Rechenleistung in die Cloud. Das Gerät enthält nur die notwendige Elektronik zum Scannen, zur Datenkomprimierung und zur WLAN-Verbindung. Die Daten werden automatisch und verschlüsselt in die Cloud gesendet, wo sie verarbeitet werden. Wir senden nicht nur den Scan, sondern die Rohdaten in die Cloud, steuern von dort aus den Scan, rendern die Daten im Rechenzentrum zu einem 3D-Modell und zeigen die Daten in Echtzeit auf einem beliebigen Monitor an. All das geschieht ohne merkbare Verzögerung.
Das ist die spannende Technik dahinter, aber welche Vorteile bietet dieses Cloud-native System in der eigenen Praxis?
Niels Plate: Die Vorteile sind vielfältig. Man braucht keine Hochleistungshardware mehr in der Praxis, keine manuellen Updates und keine Backups. Die Software wird kontinuierlich erweitert und verbessert, ohne dass der Anwender etwas tun muss. Zudem bietet es eine unglaubliche Mobilität – man kann mit jedem Gerät mit einem Browser scannen, Scans ansehen, bearbeiten und sicher versenden. Das Labor kann alle benötigten und freigegebenen Daten sicher zur weiteren Bearbeitung in seine Laborsoftware, zum Beispiel inLab, runterladen. Auch in unseren etablierten CEREC-Workflow ist die Primescan 2 bestens integrierbar.
Wie sieht es mit zukünftigen Entwicklungen aus? Was können wir noch erwarten?
Niels Plate: Wir planen, unsere Workflows Schritt für Schritt komplett in die Cloud zu bringen und effizienter zu machen. Das Equipment-Management, das wir mit der Primescan 2 einführen, wollen wir auf weitere Produkte ausdehnen. Wir arbeiten an Möglichkeiten in Richtung Diagnose, klassische Workflows wie CEREC und Patientenkommunikation. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der intuitiven Benutzeroberfläche, wo wir viel von unserem Strategiepartner Google lernen.
Das klingt vielversprechend. Zum Schluss noch die obligatorische Frage zum Preis: Was kostet der Primescan 2?
Niels Plate: Der UVP liegt bei ungefähr 25.000 Euro netto. Wir halten das für sehr wettbewerbsfähig für ein komplettes Paket, das den Scanner, Batterien, Ladegeräte, ein Connection Kit und bei Bedarf auch ein Edge Device umfasst. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Angebot insbesondere für Neueinsteiger als auch für Praxen interessant ist, die ihre Scanner ersetzen oder ergänzen wollen.