Fallbericht von Dr. med. dent. Simon Käch, Steffisburg
Immer mehr erwachsene Patienten sprechen ihren Allgemeinzahnarzt bei der jährlichen Routinekontrolle auf bestehende Zahnfehlstellungen an. Dieser starke Aufwärtstrend des Wunsches nach Zahnstellungskorrekturen wurde in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die grosse mediale Präsenz einiger Aligner-Hersteller verstärkt. Durch diese Kampagnen wurde bei vielen Patienten ein neues Bewusstsein für die Möglichkeiten kieferorthopädischer Korrekturen geschaffen, des Weiteren führte die Werbung dazu, dass das Tragen von Alignern heutzutage auch bei Erwachsenen gesellschaftlich sehr gut akzeptiert wird und Patienten nicht mehr der Stigmatisierung von festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen ausgesetzt sind. Speziell bei jungen Erwachsenen, bei welchen das ästhetische Erscheinungsbild stark durch Social Media geprägt ist, kommt immer mehr das Bedürfnis nach unauffälligen Korrekturen auf.
Der Anspruch an effiziente und unauffällige Behandlungsmethoden steigt
In der Privatpraxis trifft man fast täglich auf erwachsene Patienten, bei denen ästhetische oder auch funktionelle Zahnfehlstellungen auffallen, welche schon seit Jahren bestehen. Einige dieser Fehlstellungen wurden in der Jugend nicht korrekt erkannt und behandelt, bei anderen scheute der Patient vor einer langwierigen Korrektur mit festsitzenden Bracket-Apparaturen zurück. Solche unbehandelten Fehlstellungen können neben den funktionellen und ästhetischen Aspekten unter anderem auch zu Einschränkungen der Mundhygiene und den damit verbundenen parodontalen sowie konservierenden Problemen führen. Auch Schwierigkeiten bei der Anfertigung von Zahnersatz sind häufig durch Zahnkippungen oder Rotationen bedingt. Korrekturen solcher Fehlstellungen haben mit der Verbreitung der Aligner-Therapie deutlich grössere Akzeptanz seitens der Patienten gewonnen und nehmen deshalb stetig zu.
In unserer Praxis verwenden wir für Aligner-Fälle das cloudbasierte Planungssystem SureSmile von Dentsply Sirona, welches selbst bei komplexeren Korrekturen eine gute Vorhersagbarkeit der Ergebnisse bietet. Die intelligente Software ermöglicht effiziente Planungen durch die Kombination antagonistischer Zahnbewegungen, so dass Alignerbehandlungen selten mehr als neun Monate dauern. Selbst komplexere Fälle mit saggitalen Bisskorrekturen oder Prämolaren-Ex sind mit dem System in rund eineinhalb Jahren Behandlungsdauer therapierbar. Zusammen mit dem Primescan Intraoralscanner von Dentsply Sirona ermöglicht uns das System einen automatisierten und sehr einfachen Workflow, der im Praxisalltag Zeit spart.
Praktisches Fallbeispiel
Nachfolgendes Beispiel soll den Workflow anhand eines einfachen Aligner-Falles veranschaulichen. Die knapp 30-jährige Patientin stellte sich in unserer Praxis in Steffisburg mit dem Anliegen vor, die Stellung der Unterkiefer-Front zu korrigieren, da aufgrund der starken Verschachtelung die Reinigung erschwert war, was zu jeweils rascher Zahnsteinanhäufung führte. Zudem störte sie sich an dem Tiefbiss und der palatinalen Kippung und Überlappung der Oberkiefer-Frontzähne. Gemäss Aussage der Patientin hatte sie sich schon in der Jugend eine Korrektur gewünscht, der damalige Zahnarzt hielt diese aber nicht für nötig. Nach der Pubertät kam dann eine Behandlung mittels Bracket-Apparatur aus ästhetischen Gründen nicht mehr in Frage, daher nun der Wunsch nach der Alignertherapie.
Da sich klinisch ein kariesfreies Gebiss mit guter Mundhygiene und gesundem Parodont zeigte, konnten bereits in der ersten Sitzung die Unterlagen für die Planung erstellt werden. Dazu wurden intra- sowie extraorale Fotos, ein OPG und der Intraoralscan angefertigt. Diese Unterlagen wurden auf das SureSmile-Portal hochgeladen und zusammen mit den von der Software benötigten detaillierten Angaben zur Behandlungsplanung ans digitale Labor übermittelt. In wenigen Tagen war die Planung durch das Labor erstellt worden und zur Überprüfung freigegeben. Bei der Beurteilung der Planung werden Schritt für Schritt Bogenform, Angulation, Torque, Rotation, Okklusionsebene und -kontakte, Mittellinie sowie die Angle-Klasse überprüft und allfällige Korrekturen direkt dem digitalen Labor rückübermittelt. Rund eineinhalb Wochen nach erfolgter Bestellung erhielten wir die produzierten Aligner zusammen mit dem Patient Starter Kit, welches Reinigungstabletten, Eingliederungshilfe sowie Aufbewahrungsboxen für die Aligner enthält. Nun konnten mit der Behandlung beginnen.
Nach knapp sechs Monaten Behandlungsdauer (14 Aligner im OK, 19 im UK) zeigte sich ein schönes Endergebnis. Durch Aufstellung der nach oral gekippten Seitenzähne im Ober- sowie Unterkiefer konnte einerseits eine Bisshebung erreicht werden, zudem reichte der dadurch gewonnene Platz bereits aus, um die Oberkiefer-Front schön einzureihen. Des Weiteren hatte diese leichte Verbreiterung einen ausgeprägten positiven Effekt auf die Wangenauspolsterung und damit auf die (sehr schmale) Gesichtsform der Patientin. Im Unterkiefer war zur Erreichung des Alignments approximale Schmelzreduktion in den Interdentalräumen von Eckzahn bis Eckzahn nötig und die Inzisiven wurden für eine harmonische Okklusionsebene intrudiert. Nach Abschluss der Therapie wurde die Patientin mit festsitzenden Drahtretainern im Ober-und Unterkiefer – von Eckzahn bis Eckzahn – versorgt. Nachts trägt sie zudem eine Retentionsschiene, um auch eine langfristig stabile Situation der Seitenzähne garantieren zu können.
Diskussion
Beim vorgestellten Patientenfall handelt es sich um eine einfache kieferorthopädische Korrektur ohne sagittalen Bissausgleich. Ziel war es, die vorhandenen, schwierig zu reinigen Stellen im Unterkiefer zu beseitigen und ein ästhetisch harmonisches Lachbild zu erreichen. Die Behandlung mittels einer Bracket-Apparatur war aus ästhetischen Gründen nicht erwünscht. Aufgrund der guten Kooperation seitens Patientin konnten die Schienen in einem Rhythmus von sieben bis zehn Tagen gewechselt werden, wodurch eine Behandlungszeit von knapp unter sechs Monaten erreicht wurde. Die Patientin war mit dem Endergebnis sehr zufrieden und vor allem im Unterkiefer ist die Reinigung trotz Retainer viel suffizienter möglich als zuvor.
Ein gewisses kieferorthopädisches Grundwissen lohnt sich für jeden Allgemeinpraktiker. Denn viele einfache Zahnstellungskorrekturen respektive speziell ästhetische Korrekturen können oft relativ einfach und zuverlässig mittels Alignern behandelt werden. Mit etwas Erfahrung kann man die Patienten zuverlässig beraten und teils sogar komplexere Fälle in der Allgemeinpraxis lösen. Für komplexe Fälle sollte aber unbedingt nach wie vor eng mit einem Kieferorthopäden zusammengearbeitet werden.
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