Von Dentalhygienikerin Petra Natter, BA
Wie bist du in der Zahnarztpraxis gekommen und wie war dein Start?
Ich habe mich in St. Johann in Tirol in einer Zahnarztpraxis beworben und nicht gedacht, dass ich den Ausbildungsplatz bekommen würde. Es gab insgesamt 20 Bewerberinnen, unter denen ich ausgewählt wurde. Zur damaligen Zeit war es noch schwierig, einen Ausbildungsplatz in diesem Beruf zu bekommen. Ich hatte also, zum Leidwesen meiner Eltern, Glück. Sie wollten, dass ich Lehrerin werde. Im Juli 1977 begann ich meine Ausbildung zur ZAss, damals lautete die Berufsbezeichnung noch „Zahnarzthelferin“. Die Ausbildung dauerte ein Jahr und war zu dieser Zeit noch ein Anlernberuf. Ich war sehr enttäuscht, dass die Ausbildung in diesem verantwortungsvollen Beruf derart kurz war.
Erfreulicherweise hatte ich einen Chef, der mir viele Weiterbildungen ermöglichte. Ich habe alle Kurse und Seminare besucht, die zu jener Zeit im ZAFI angeboten wurden. Ich wollte in meinem Beruf immer die Beste sein, dem Chef bei allen Behandlungen einen Schritt voraus, immer ganz genau wissen, was gerade gemacht wird. Wir waren ein Team von drei ZAss und haben schon zu dieser Zeit alle Arbeitsabläufe in der Praxis optimiert. Im Jahr 1983 ernannte mich mein Chef zur Chefassistentin von insgesamt fünf Mitarbeiterinnen. Ab diesem Zeitpunkt war mein Interesse geweckt. Wie man Auszubildende anleitet, wie man eine optimale Termineinteilung macht, wie man optimal mit allen Krankenkassen abrechnet, und wie man einen Tagesablauf optimal und entspannt organisiert.
Wie lange hast Du in Zahnarztpraxen gearbeitet?
Ich war 37 Jahre lang in unterschiedlichen Zahnarztpraxen tätig. Ich wurde mehrmals gefragt, ob ich eine neu eröffnete Praxis organisieren möchte. Meine große Leidenschaft ist das Praxismanagement und die Abrechnung mit der Krankenkasse. Ich habe immer wieder hinterfragt, warum Leistungen auf den Korrekturlisten/Differenzlisten stehen. In allen Praxen habe ich versucht, die Abläufe zu optimieren, und Checklisten für Behandlungen erstellt.
Warum hast Du Deine Firma gegründet?
Im Jahr 2007 lernte ich meinen zweiten Mann kennen. Er ermutigte mich, eine Coach- und Trainerausbildung in Deutschland zu machen. Diese Ausbildung dauerte vier Jahre lang. Danach folgte eine Trainerausbildung beim BFI. Mein Konzept für Schulungen, Seminare und die Optimierung von Praxisabläufen lag da schon ein paar Jahre in einer Schublade. Doch der Mut zur Selbstständigkeit fehlte mir noch. Also arbeitete ich 30 Stunden in einer Praxis und hielt daneben die ersten Seminare ab.
Mit welchen Seminaren hast Du Deine Selbstständigkeit begonnen?
Das erste Seminar „Abrechnung mit der Krankenkasse für Vertragszahnärzte und Wahlärzte“ fand in Oberndorf/Kitzbühel statt. Zu diesem Seminar hatten sich 12 Personen angemeldet. Ich war sehr erfreut, dass so großes Interesse bestand. Das Feedback der Teilnehmerinnen war überwältigend. Da mein Sohn damals in Graz lebte, hat er angeregt, auch dort ein Seminar zu veranstalten. Und er behielt recht – es war erfolgreich. 22 Personen haben teilgenommen. Und 2012 war es dann so weit. Ich habe gekündigt und bin seither selbstständig. Seit dieser Zeit finden Abrechnungsseminare in allen Bundesländern statt und seit zweieinhalb Jahren gibt es viele meiner Veranstaltungen auch online. Die Nachfrage ist auch da sehr groß. Neben dem Abrechnungsseminar ist meine große Leidenschaft der Praxismanagementlehrgang. Dieser Praxismanagementlehrgang findet seit 2015 einmal jährlich in Wien, in Oberndorf/Kitzbühel und auch online statt. Da ich 37 Jahre in der Praxis gearbeitet habe, weiß ich, wovon ich spreche. Die Teilnehmerinnen sollen aus den Seminaren viel für den Praxisalltag mitnehmen können. Daher ist mein Motto: „Aus der Praxis für die Praxis“.
Warum ist die Abrechnung in der Zahnarztpraxis so wichtig?
In meinen 45 Jahren Berufserfahrung habe ich immer wieder gesehen, wie viel Geld bei der Abrechnung nicht abgerechnet wird. Es geht darum, die Leistungen, die man erbracht hat, korrekt abzurechnen.
Warum ist Praxismanagement so wichtig?
Eine Praxismanagerin kann dem Praxisinhaber den Alltag enorm erleichtern. Praxismanagement bedeutet nicht nur, alle Leistungen richtig abzurechnen, sondern auch, sich um die gesamte Führung der Praxis zu kümmern. Dabei geht es um effiziente Arbeitsabläufe, serviceorientiertes Praxismanagement, Mitarbeiterführung, die richtige Kommunikation intern wie extern, das Marketing, die Terminvergabe unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit der Praxis, die optimale Auslastung der Praxisräume, die Wartung der teuren Geräte, das Rechnungs- und Mahnwesen, das Bestellwesen. All das sind Faktoren, die eine erfolgreiche Praxis ausmachen.
Wie man sieht, werden an die Organisation einer Zahnarztpraxis vielfältige Anforderungen gestellt. In ihrem Studium lernen die Zahnärzte und Zahnärztinnen das nicht. Sie sollen sich ja hauptsächlich auf ihre Patienten und deren Behandlung konzentrieren können.
Macht es Dir immer noch Spaß?
Ich liebe, was ich tue. Ich habe meinen Traumberuf gefunden.