Im Gespräch mit Roman Reichholf, Henry Schein
Schöne neue Welt, die digitalisierte Praxis. Aber der Schuss kann schnell nach hinten losgehen: Wie integriert man all die Geräte verschiedenster Hersteller und unterschiedlichen Alters, sodass auch alles funktioniert? Hier ist eine Menge Know How gefragt. Wir haben mit Roman Reichholf, dem Geschäftsführer von Henry Schein Austria, darüber gesprochen.
Digitale Verfahren haben sich in der modernen Zahnheilkunde etabliert, der Markt bietet eine Reihe von interessanten Lösungen. Gerade diese Vielfalt kann aber Probleme schaffen: Was alles soll miteinander und mit der Patientendatei vernetzt werden? Röntgen? CAD/CAM? Hygiene? Eine Intraoralkamera? Diverse Diagnosegeräte? Der Behandlungsplatz selbst? Die Kommunikation mit dem Labor? Und überhaupt: Was bedeutet eigentlich Vernetzung, was bringt das? Fragen über Fragen – welche Lösung die richtige für den Einzelfall ist, ist oft nicht einfach herauszufiltern. Eine Fehlentscheidung kann teuer sein, auf jeden Fall zerrt sie am Nervenkostüm des Betreibers.
Herr Reichholf, was bedeutet Vernetzung und wo ist ihr Vorteil?
Ganz einfach: Alle Patientendaten von der Anamnese über Diagnostik, Behandlungsablauf bis zum Recall und der Abrechnung sind automatisch in der Patientendatei, und das ohne Schweißperlen auf der Stirn.
Wieso Schweißperlen?
Jeder Hersteller hat eine andere Software, manche sind Insellösungen. Das bedeutet, man muss im Arbeitsablauf oft die Software wechseln und hat dann relevante Patientendaten auf verschiedenen Ebenen irgendwo im Computer verteilt. Das nervt. Wären alle Geräte vom gleichen Hersteller, hätte man auch eine gemeinsame Benutzeroberfläche und alles wäre schön kompatibel. Das ist aber graue Theorie. Dazu kommt, dass auch Geräte unterschiedlichen Alters eingebunden werden müssen – die Intraoralkamera aus dem Jahr 2000 genauso wie das neue DVT-Gerät. Dazu kommen noch Daten aus dem Hygieneprozess, der Prophylaxe oder von Zusatzgeräten aus Endo oder Chirurgie, die ebenfalls patientenspezifisch abgelegt werden sollen, um bei Bedarf direkt an allen Behandlungsplätzen zur Verfügung zu stehen. Und nicht zuletzt muss ja auch der Datensatz der digitalen Abformung an richtiger Stelle gespeichert werden.
Aber dafür gibt es doch standardisierte Schnittstellen, oder?
Ja, STL bietet heute jeder Hersteller an. Trotzdem bedeutet das nicht unbedingt Kompatibilität und freie Gestaltung – die Praxis zeigt, dass hier so manche Hürden zu überwinden sind. Hier müssen wir die Situation prüfen und Lösungen entwickeln, die für den Kunden bestmöglich geeignet sind. Das betrifft sowohl Zahnärzte als auch Labore und deren Kommunikation untereinander. Gerade die Zahntechnik hat ein spezifisches Anforderungsprofil: Das Labor muss gegebenenfalls mit unterschiedlichen Formaten verschiedener Kunden kompatibel sein und es muss klar sein, was inhouse gefertigt werden soll und was extern vergeben wird. Der Weg dorthin heißt bei uns Connect Dental.
Was ist Connect Dental nun genau?
Wir bieten unseren Kunden eine gesamtheitliche Beratung und Lösungsfindung, die alle vorhandenen und neu dazukommenden Verfahren miteinander verbindet. Dazu gehört, geschlossene Systeme zu vermeiden, um definierte Schnittstellen für den Datenimport und Export nutzen zu können. Das beginnt schon bei der Entscheidungsfindung für neue Produkte, wo wir analysieren, inwiefern diese mit der bestehenden Situation kompatibel sind – mit dem Ziel, zentrale Tools zu schaffen, um nicht beispielsweise den Boden mit unzähligen Bedienelementen zu pflastern, sondern sie möglichst gemeinsam mit einem Fußschalter bedienen zu können. Oder über das Arztelement Bilder aufrufen, vergrößern und verkleinern zu können. Dann leiten wir gemeinsam mit unseren Partnern die Realisierungsphase samt Einbindung der Kommunikation zur Zahntechnik und führen die Inbetriebnahme sowie die Einschulung durch. Nicht vergessen darf man die Bedeutung einer professionellen Datensicherung –ein häufig unterschätztes Thema.
Dafür benötigt man umfassende Kompetenzen. Wie stellen Sie diese sicher?
Wir haben sehr früh – vor mehr als zehn Jahren – damit begonnen, Spezialisten dafür aufzubauen. Österreichweit setzen wir sechs dieser Fachkräfte zur kundenindividuellen Lösungsfindung ein und kooperieren mit sehr professionellen Partnern. Hunderte Referenzen bestätigen ihre erfolgreiche Arbeit. Dann sondieren wir laufend den Markt – das Beste aus verschiedenen Welten, mit hohem Kundennutzen, das suchen wir und integrieren es in unser Portfolio.
Das Interview führte Robert Simon
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