Die Guided Biofilm Therapy (GBT) verspricht nichts weniger als eine Neudefinition der professionellen oralen Prophylaxe. Mit wissenschaftlicher Evidenz, einer dokumentierten Patientenzufriedenheit von 94 Prozent und dem Versprechen schmerzfreier Behandlung positioniert sich das Schweizer Unternehmen EMS als Vorreiter einer neuen Ära auf diesem wichtigen Gebiet. Nach Einschätzung von Dr. Ernst Wühr wird das achtstufige Protokoll traditionelle Prophylaxe-Methoden ablösen. Dabei geht es für ihn nicht nur um Medizin, sondern auch um Wirtschaftlichkeit: Praxen, die auf GBT setzen, können höhere Honorare verlangen und profitieren von stärkerer Patientenbindung. Ein Gespräch über neue Behandlungsstandards und die Prophylaxe-Ausbildung in Österreich.
Oliver Rohkamm, Chefredaktor dental JOURNAL: Sie bezeichnen GBT als die modernste Form der Prophylaxe. Wie revolutionär ist die Methode?
Dr. Ernst Wühr: Die Guided Biofilm Therapy ist das erste systematische, risiko-orientierte und evidenzbasierte Protokoll für die primäre Prophylaxe, also die „Zahnreinigung“ – und ebenso für die parodontale und peri-implantäre Therapie. An vielen Universitäten und in vielen Praxen gibt es bis heute eine große Zahl widersprüchlicher Methoden und Behandlungsabfolgen, aber kein umfassendes, logisch strukturiertes klinisches Konzept. Wir haben dieses Vakuum erkannt und gemeinsam mit namhaften Wissenschaftlern das GBT-Protokoll entwickelt und ausgebaut.
Der entscheidende Punkt ist, dass es wissenschaftlich fundiert ist. Die einzelnen klinischen Schritte unter Verwendung unserer original Schweizer Geräte, Instrumente und Pulverprodukte sind durch zahlreiche Studien in angesehenen Fachzeitschriften abgesichert. Und wir erhalten immer mehr klinische Studien von renommierten Forschern, die GBT als Ganzes evaluiert haben.
Patienten wollen GBT
Sehr wichtig ist auch das Patientenfeedback. Eine Befragung von mehr als 400.000 Patienten in unseren GBT-zertifizierten Praxen hat ergeben, dass 94 Prozent von ihnen die moderne Methode den konventionellen vorziehen. Dies wurde in einer Studie der Universität Zürich bestätigt. Patienten wollen GBT.
Zugespitzt formuliert: Ist die traditionelle Prophylaxe-Ausbildung – auch bei uns in Österreich – nicht mehr auf dem Stand der Zeit?
Das lässt sich wohl so sagen. Das Bessere ist der Feind des Guten. Die konventionellen Methoden wurden mit dem damaligen Wissen entwickelt und werden zum Teil bis heute gelehrt. Aber gibt es etwas Moderneres? Ja, definitiv, und wie die genannten Befragungen zeigen, wollen Patienten das auch. Zahnärzte sollten dem Rechnung tragen und eine abgesicherte, effiziente und komfortable Methode nach dem Stand von Praxis und Wissenschaft wählen.
Und sie sollten dafür sorgen, dass das gesamte Team entsprechend ausgebildet ist. Wir arbeiten deshalb mit vielen Prophylaxe- und Fortbildungsinstituten zusammen, die GBT als modernes Verfahren bereits für ihre Schüler und Auszubildenden lehren. Ergänzend können Kurse bei der Swiss Dental Academy (SDA) gebucht werden, dem Fortbildungs-Institut von EMS, das auch sehr interessante Spezialkurse bietet. Natürlich muss man auch die traditionellen Methoden kennen, um die gesamte Bandbreite abzudecken zu können und zu wissen, wo man herkommt. Aber es gilt, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Niemand fährt heute mehr Kutsche, außer in Wien als Tourist. Wir alle fahren Auto, weil es schneller und effizienter ist.
Manche Zahnärzte sagen: „Ich habe jetzt ein EMS Airflow-Gerät, dann mache ich ja GBT …“
Die Guided Biofilm Therapy umfasst acht modular aufgebaute, klar definierte Schritte. Sie beginnt mit dem Assessment, also der Anamnese und der Infektionskontrolle. Danach kommt das Sichtbarmachen des Biofilms mit dem Plaque-Färbemittel. Damit dieser vollständig entfernt wird, ist das ein absolutes Muss. Beim Friseur würden Sie doch auch nicht akzeptieren, dass er oder sie beim Schneiden die Hälfte vergisst. In der Zahnprophylaxe kann die Fachkraft nur entfernen, was sichtbar ist. Mit bloßem Auge ist ein großer Teil des Biofilms unsichtbar, deshalb wird angefärbt.
Der dritte Schritt ist die Patientenmotivation. Weil die Belagentfernung nach dem Anfärben mit den modernen Methoden effizienter gelingt, haben Behandler mehr Zeit für ihre Patienten. Sie können sich mehr um diese kümmern, sie beraten und ihnen Empfehlungen für den Heimgebrauch geben. Erst dann folgt der vierte Schritt: AIRFLOW®. Das ist eine No-Touch-Technologie, ein beschleunigtes Wasser-Pulver-Luftgemisch, das sehr schonend Biofilm, Verfärbungen und weichen Zahnstein entfernt und auch die Weichgewebe reinigt. Das ist für Patienten wie eine Massage.
„NO PAIN ist kein leeres Versprechen“
Mit AIRFLOW® MAX und PERIOFLOW® MAX (Schritt 5) wird ein Großteil der Beläge entfernt, auch subgingival, und die Zeit für die Zahnstein-Entfernung mit Ultraschall lässt sich so minimieren. Mit unserem neuen Kombigerät, der GBT Machine, haben wir außerdem eine weiter verbesserte Variante unseres piezokeramischen Ultraschallsystems auf den Markt gebracht, das PIEZON PS NO PAIN MAX (Schritt 6). Dieses intelligente System gibt automatisch zusätzliche Leistung ab, wenn harter Zahnstein vorhanden ist – und reguliert sie herunter, wenn der Zahnstein weicher ist. Zudem ist die Behandlung durch das Schwingungsmuster der Instrumente maximal schonend für Zahnsubstanz und Patienten, unangenehme Wahrnehmungen werden weitgehend vermieden. „No Pain“ ist kein leeres Versprechen.
Dann folgt mit Schritt 7 eine Kontrolle, und der achte Schritt ist der Recall – zufriedene Patienten kommen wieder. Nach der Zahnreinigung wird mit dem GBT-Protokoll nicht „poliert“. Die natürliche Schmelzoberfläche ist so hart, dass sie sich nicht „glätten“ lässt. Es reicht völlig aus, nach der Belagentfernung mit AIRFLOWING® und PIEZON® die Zähne zu fluoridieren.
Wenn ich Ihnen so zuhöre, müsste man eigentlich sagen, GBT ist die Prophylaxe und für alles andere müsste man einen anderen Namen finden.
Ja, das wird durchaus schon so gemacht. Ich war zum Beispiel kürzlich in Korea, und dort wurden die Prophylaxezimmer in „GBT Zone“ umbenannt. Das zeigt, dass die Leute es verstanden haben: Patienten mögen es modern und schmerzfrei und hier ist GBT genau der Punkt, der hilft. Vom Durchlaufposten zum Profit-Center: Moderne Prophylaxe ist auch wirtschaftlich lukrativ.
Beim Thema Wirtschaftlichkeit gehen die Meinungen auseinander. Lässt sich mit umfassender Prophylaxe wirklich Geld verdienen? Und ist das ethisch vertretbar?
Bereits im alten China prägte das konfuzianische Weltbild den hohen Stellenwert der Prävention: „Der Weise behandelt Krankheiten nicht, wenn sie bereits ausgebrochen sind, sondern beugt ihnen vor, bevor diese entstehen“ (Konfuzius um 551 – 479 v. Chr.). Mit GBT sparen Patienten im Endeffekt viel Geld durch nicht notwendige invasive Behandlungen. Vor diesem Hintergrund ist es absolut ethisch, dass eine Praxis, die Prophylaxe konsequent betreibt, wirtschaftlich erfolgreich und profitabel ist.
Sie sehen GBT auch als Vertrauensbildung und Patientenbindung?
Absolut. Wird im Rahmen der Prophylaxe auf den sauberen Zahnoberflächen doch zum Beispiel eine Karies gefunden, hat man bereits ein Vertrauensverhältnis zum Patienten aufgebaut. Ich persönlich würde nur in Praxen gehen, in denen ich mit modernen Prophylaxe-Methoden behandelt werde. Nur dort kann ich sicher sein, dass alles getan wurde, um meine Zähne so lange wie möglich gesund zu erhalten.
Sind Patienten in einer GBT-Praxis bereit, höhere Honorare zu bezahlen?
Das kann ich aus vollem Herzen bestätigen. Ich habe hier auf der Europerio Gespräche mit Kollegen aus dem europäischen Umland geführt, die deutlich gesagt haben: „Zahnärzte, die GBT anbieten, verlangen höhere Honorare.“ Das liegt daran, dass sie ein Erlebnis, ein SPA-Erlebnis, anbieten. Ich kann mehr verrechnen, weil ich in jeder Beziehung eine höhere Leistung erbringe. Biofilm und Zahnstein werden komplett entfernt – und zwar minimalinvasiv und außerdem schmerzfrei. Allein durch den letzten Punkt erreicht man eine höhere Patientenbindung. Hier reden wir auch immer über den wichtigen Punkt Weiterempfehlungen.
Zurück zum Thema Ausbildung: In Deutschland und der Schweiz gibt es schon lange eine Dentalhygiene-Ausbildung. Würden Sie das auch für Österreich empfehlen?
Ich bin Wahlösterreicher und beobachte den lokalen Markt sehr intensiv. Wir arbeiten in unserer Swiss Dental Academy sehr erfolgreich mit vielen DHs zusammen. Ich denke, dass wir alle, die in der Zahnmedizin tätig sind, immer gut damit gefahren sind, Mitarbeiter weiterzubilden. Fort- und Weiterbildung ist für Angestellte eine der größten Motivationen, in einem Unternehmen zu bleiben, und deshalb eine sinnvolle Investition. Das gilt auch für zahnärztliche Praxen. Ich persönlich bedauere, dass es in Österreich keine Dentalhygiene-Qualifikation gibt. Aber das ist etwas, was die Zahnärzteschaft hierzulande selbst entscheiden muss.
EMS hat sehr hoch entwickelte Geräte, die zu den teureren am Markt zählen. Welche Aspekte sind bei der Produktauswahl wichtig?
Wir fertigen zur Gänze in der Schweiz, unsere Produkte sind Made in Switzerland. GBT können Sie nur mit der GBT Machine machen. GBT und die GBT Machine sind nicht teuer, wenn man es genau betrachtet. Man hat vielleicht einen höheren Anschaffungspreis. Aber wenn ich pro Patient nur 10 Gramm Pulver kaufen muss, während andere Geräte 30 oder 40 Gramm pro Behandlung verbrauchen, dann hat sich die Amortisation schon nach einem halben Jahr erledigt.
Mit unseren einzigartigen PIEZON® PS Instrumenten können Sie 1.000 Patienten behandeln. Im Vergleich dazu behandeln Sie mit chinesischen Kopien vielleicht nur 50 bis 80 Patienten, bevor Sie die Spitzen austauschen müssen. Wichtig ist, dass PIEZON® bei korrektem Anstellwinkel mit linearen Schwingungen in nur einer Ebene arbeitet. Andere Systeme haben ein kreisförmiges oder elliptisches Schwingungsmuster, das zu dreidimensionalen Bewegungen führt. Diese, aber auch Handinstrumente, schädigen die Zahnoberfläche und führen zu immer tieferen Riefen und Kratzern, wie mit Schlittschuhkufen auf dem Eis. Der Zahn wird damit langfristig, zum Beispiel im parodontalen Recall, zerstört.
Neben der Produktqualität zählt im Dentalmarkt auch der Service. Hier gab es in Bezug auf Ihr Unternehmen Kritik.
Besonders im letzten halben Jahr haben wir, auch aufgrund von Kritik, sehr viel Geld in den Service gesteckt. Wir haben unsere Technikplätze ausgebaut und den Kundenservice intensiviert. Das war mir ein persönliches Anliegen. Parallel beginnen wir langsam aber sicher mit einem Remote Servicing, dort wird die Reise hingehen. Das heißt, wir können unsere Kunden bereits vor Ort unterstützen, indem wir per Internet die Geräte „auslesen“ – ohne dass sie eingeschickt werden müssen. Eine weitere Zielsetzung wird sein, unsere Kunden schon im Vorfeld zu informieren: „In 100 Tagen ist Ihr Gerät zur Wartung fällig. Dürfen wir Ihnen heute einen Termin anbieten?“ Damit wird unser präventiver, gesundheitserhaltender klinischer Ansatz auch im Service konsequent umgesetzt.
Das Interview zum Mithören finden sich auf dem Podcast des dental JOURNALs.





