StartZahntechnikDigitalisierung in der Zahnmedizin: Bedrohung oder Chance?

Digitalisierung in der Zahnmedizin: Bedrohung oder Chance?

ZTM Günther List lud zum Austausch unter Kollegen in Plachuttas Grünspan in Ottakring.Von Robert Simon

  • Wie wirkt sich die Digitalisierung in den Zahnarztpraxen aus?
  • Wird mehr Chairside gemacht?
  • Wird der Zahntechniker ausgehebelt oder ist er gerade in der digitalen Welt partnerschaftlich mehr denn je von Bedeutung?
  • Welches digitale Investment ist im Labor zukünftig nötig?
  • Welche Rolle spielen der Intraoral-Scanner und der 3D-Druck?

All diese Fragen stellte Günther List in einer Kollegenrunde in den Raum und es wurde auch intensiv diskutiert. Einig war man sich schnell bei der Einschätzung der digitalen Zahntechnik: Der große Treiber ist nach wie vor die Prothetik. Dieser Zug läuft längst mit Volldampf, daran führt kein Weg vorbei. Auch die digitale Vollprothese erscheint als interessantes Verfahren, ist aber heute noch zu teuer. Fraglich ist daher, in welchen Dimensionen und in welche Verfahren investiert werden muss. Zu frühes Investment, das oft nach kurzer Zeit als überholt gilt, kann die Existenz gefährden – genauso wie mangelnde Kompatibilität mit dem digitalen Workflow der Zahnarztpraxis.

Setzt sich der Intraoral-Scanner durch?

Auch wenn es hier unterschiedliche Meinungen gab – der Intraoral-Scan wird sich durchsetzen, fraglich ist nur, wann. Er hat heute schon in vielen Indikationen erhebliche Vorteile, so z.B. in der Implantologie, der KFO, bei Einzelzahn- oder Quadrantensanierung. Aber auch er ist kein Wunderkind, seine Schwachstellen sind die Ganzkieferabformung und ganz klar der unbezahnte Kiefer. Und bei Blutungen hat er mehr Probleme als die analoge Abformung.

Ob er Auswirkungen auf Chairside-Versorgungen hat? Das mag in geringem Ausmaß sein, aber Chairside-Anwendungen liegen seit Jahren stabil bei c. 4-5%. Größere Arbeiten wandern zum Zahntechniker, schon allein deshalb, weil sich die überwiegende Mehrzahl der Zahnärzte mit der digitalen Konstruktion nicht befassen möchte – und auch die beste Software zahntechnisches Wissen nicht ersetzt sowie eine routinierte Anwendung verlangt.

Und der 3D-Druck?

Noch herrscht die Meinung vor, dass billige Drucker Spielzeug sind und ernsthafte Geräte im Bereich von 100.000 bis 250.000 Euro liegen. Aber das wird sich ändern – schneller als so mancher denkt. Der Druck von Schienen, Bohrschablonen und Modellen gelingt heute schon preiswert bei ausreichender Genauigkeit, wobei Modelle im digitalen Workflow ja gar nicht mehr nötig wären, aber grau ist alle Theorie – ebenso wie der Einsatz von virtuellen Artikulatoren: Sie funktionieren – aber nur dann, wenn der Zahnarzt auch die entsprechenden Daten liefert. Sonst bleibt es bei der Genauigkeit eines Mittelwert-Artikulators.

Neue Materialien

Spannend wird die zukünftige Materialentwicklung. Zirkonoxid wird ästhetisch, Multicolor-Blanks greifen in eine Domäne des Keramikers ein, vollanatomische Rekonstruktionen werden die klassische Suprastruktur mehr und mehr in Frage stellen. Auch das wird die Arbeitsweise des Zahntechnikers verändern. Und spätestens, wenn der Drucker geschichtete Hybrid-Keramiken druckt, werden die Karten nochmals neu gemischt.

ZTM Tom Vaskovich, Leiter des ZT-Labors der UZK Wien, verfügt über umfangreiche Erfahrung mit Intraoral-Scannern: Viele interessante Einsatzgebiete, aber nicht alles, was glänzt, ist Gold.

 

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