Aktuelle Situation in Europa…
Nach einigen schmerzhaften Jahren, die zunächst von der Pandemie und danach von einer Lebenshaltungskostenkrise geprägt waren, verbessert sich die wirtschaftliche Lage in Europa. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel ging die Inflation im März 2024 auf 3,2 Prozent zurück, nachdem sie Ende 2022 mit 11,1 Prozent einen Höchststand erreicht hatte. In der Eurozone lag diese im März 2024 sogar noch niedriger, nämlich bei 2,4 Prozent. Und obwohl der Inflationsdruck weiterhin gross ist – die Konflikte in Europa und im Nahen Osten wirken sich weiterhin auf den Ölpreis aus – haben die Zentralbanken nun mehr Spielraum für Zinssenkungen. Doch die wirtschaftliche Erholung wird voraussichtlich nur langsam voranschreiten. Selbst im Jahr 2025, wenn die Bedingungen besser sein sollten, rechnet der IWF sowohl im Vereinigten Königreich als auch in der Eurozone mit einem Wachstum von nur 1,5 %. Eine unmittelbare Rückkehr zu den Trendwachstumsraten der letzten Jahrzehnte ist kaum in Sicht.
… und die Lage in der Schweiz
Die Schweizer Wirtschaft hat im vierten Quartal 2023 ein moderates Wachstumstempo beibehalten. Erneut erwiesen sich die Dienstleistungen als Hauptstütze des Wachstums, während die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, zurückging. Zahlreiche Indikatoren deuten derzeit darauf hin, dass das Schweizer Wirtschaftswachstum in naher Zukunft moderat bleiben wird. Die Schweizer Unternehmen sind wachstumsorientiert: 65 % der Befragten gaben an, dass die Erweiterung des Unternehmens heute oberste Priorität hat, im Vergleich zu 55 % im europäischen Durchschnitt. Die Schweizer Befragten sind auch aktiver, wenn es um die Bezahlung von Lieferanten geht. 63 % geben an, dass sie Massnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Zahlungen innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens erfolgen, während es im europäischen Durchschnitt nur 52 % sind.
Zukunftsperspektiven für die Zahnmedizin
Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt hoch, aber Europa nähert sich einer Erholung. Das zügellose Wachstum mag noch in weiter Ferne liegen, und es wird wahrscheinlich Hochs und Tiefs auf diesem Weg geben, aber Unternehmen, die in einer defensiven Haltung stecken, könnten von abenteuerlustigeren Konkurrenten abgehängt werden. Es ist richtig, sich der Risiken bewusst zu bleiben, aber jetzt ist es an der Zeit, sich erneut der Innovation und dem Wandel zuzuwenden. Dies ist eine überaus interessante Erkenntnis aus dem aktuellen EPR-Report, der sich durchaus auf die Zahnmedizin in der Schweiz ummünzen lässt. Gerade hierzulande findet schon seit Jahren ein Wandel im Geschäftsmodell der Zahnarztpraxen statt, wobei immer mehr Ketten um Patienten buhlen und kompetentes Personal abwerben. Die veränderten Ansprüche von Uniabsolventen, zahnmedizinischem Fachpersonal und Wiedereinsteigerinnen – Stichwort Life-Work-Balance respektive Teilzeit-Pensum – fordert ein Umdenken in der Branche.
Weitergehende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz
KI-Systeme werden in Praxen und Dental-Laboren vielerorts bereits erfolgreich eingesetzt, allen voran bei der Bildgebung und -interpretation. Doch die Künstliche Intelligenz bietet, so die EPR-Studie, für das Unternehmenswachstum, das Backoffice und selbst beim Zahlungsverkehr interessante Perspektiven. Kein Unternehmen, und damit keine Zahnarztpraxis und kein Dentallabor, kann es sich leisten, dies zu ignorieren. Allerdings muss proaktiv in diese neue Technologie investiert und Wissenslücken durch Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden geschlossen werden. Oder, als Alternative, die Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern verstärkt und bestimmte Aufgaben in den Bereichen Verwaltung und Backoffice ausgelagert werden.