StartÖsterreichGC Veranstaltung: Dentale Fitness als Zukunftsmodell

GC Veranstaltung: Dentale Fitness als Zukunftsmodell

Von Dr. Gregor Ley

image395 Jahre innovative Produkte, wobei das moderne Komposit nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Dies war Ende Juni der Anlass für die Veranstaltung von GC in den Gemäuern der ehemaligen Seifenfabrik in Graz.

Der eingeschlagene Weg Großbritanniens stand an diesem Freitag fest. Shocking. Doch wohin geht es für die digitale Zahnmedizin? Dieser Frage stellte sich Univ.-Prof. Dr. Constantin von See, Krems.

An einem Beispiel aus der täglichen Praxis lässt sich sehr leicht zeigen, wo wir heute stehen. Der Anamnesebogen wird nach wie vor von jedem Patienten vor der Erstbehandlung schriftlich, und nicht immer sehr gewissenhaft, ausgefüllt. In Wahrheit völliger Nonsense, schließlich sind ja alle Daten über den Patienten durch den behandelnden Hausarzt digital vorhanden – es fehlt ausschließlich an einer funktionierenden Vernetzung.

Doch jeder hat schon leidvolle Erfahrungen mit digitalen Systemen gemacht, einwandfreies Funktionieren scheitert häufig an einer fehlenden Kompatibilität verschiedener Geräte. Und wenn mal alles läuft, kommt ein Update – und schon funktioniert zuverlässig nichts mehr.  „Rage on computers“ als Massenbewegung, diverse Videoclips sind unter diesem Stichwort im Netz zu finden und als Frustabbaumaßnahme ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen.

image2Dies könnte durchaus ein Grund sein, warum bislang weniger als 10% der Zahnärzt einen digitalen Intraoralscanner durch die Behandlungsräume schieben. Die Prognosen der Industrie lagen weitaus höher.

Doch nicht nur Zahnärzte haben in Bezug auf Digitalisierung eine geringe Akzeptanz. Eine Studie ergab, dass sich weniger als 1% der Befragten von einem Roboter behandeln lassen würde.

Eine große Diskrepanz zwischen den theoretischen Vorstellungen der Industrie und der alltäglichen Praxis. Das liegt sicherlich auch daran, dass die  Implementierung neuer Prozesse in die täglichen Arbeitsabläufe viel Arbeit, Zeit, Nerven und Geld kostet. Doch gleichzeitig gilt: Stillstand bedeutet Rückschritt. „Wer nicht in die Digitalisierung einsteigen möchte, kann noch 20 Jahre überleben – dann wird er ausgemustert“, schlussfolgert der Vortragende.

Doch kann jeder Zahnarzt ohne spezielle Ausbildung die komplexen Systeme und Fräsen bedienen? Nein, doch auch hier gibt Prof. von See einen Tipp: „Gehen Sie in einer technischen Universität mal Mittagessen und versuchen Sie den Gesprächen am Tisch zu folgen oder, noch schwieriger, an den richtigen Stellen zu lachen. Gelingt Ihnen das, versuchen Sie einen dieser PC-Nerds als Mitarbeiter für Ihre Praxis zu gewinnen. Der mit der blassesten Hautfarbe und dem dunkelsten Pulli ist Ihr Mann!“

image4aDoch glücklicherweise ist ja nicht für alle Indikationen eine indirekte Anfertigung von Restaurationen nötig oder sinnvoll.  Dr. Philip Kober, Graz, beschrieb die Vorteile von Komposit: ästhetisch hochwertig, funktionsstabil, problemlos nachzuarbeiten oder auszubessern. Die richtige Farbschichtung, um einen natürlichen Zahn möglichst genau nachzuahmen, lässt sich mit einiger Übung gut hinbekommen. Etwas schwieriger ist die Gestaltung einer perfekten Form, besonders bei Kompositfüllungen im Frontzahnbereich. Winkelmerkmal und Krümmungsmerkmal müssen hierbei genau beachtet werden, zudem gibt es einige Tricks mit denen man gute Effekte erreichen kann. Ist der Zahn zu schmal bzw. zu lang, kann man ihn durch das Versetzen der Randleisten nach approximal optisch kürzer wirken lassen. Auch die konvexere oder konkavere Gestaltung des Zahnes im mittleren Drittel hat Auswirkungen auf die optische Länge.

Die Farbbestimmung sollte immer am Anfang der Behandlung erfolgen, da die Zähne aufgrund der Dehydrierung eine verfälschte Farbe annehmen.

Doch nicht nur im ästhetischen Bereich sind Komposite eine interessante Alternative zu indirekten Versorgungen. Mit „everX Posterior“ hat GC ein glasfaserverstärktes Komposit zur Stabilisierung fehlender Zahnsubstanz im Angebot. Somit lassen sich auch wurzelbehandelte Zähne mit dünnen Zahnwänden zuverlässig stabilisieren.

„Gut ist es immer dann, wenn man es im Mund nicht sieht“ schließt der Zahnarzt seinen interessanten Vortrag.

„Transluzenz ist entscheidend!“ Dr. Javier Tapia Guadix, Madrid, zeigte mit beeindruckenden Bildern das Vorgehen bei Schichtung mit Kompositen.

Verschiedenste Parameter lassen sich bei der Gestaltung ändern, am wichtigsten ist jedoch die Transluzenz. Vor dem dunklen Hintergrund des Mundes erscheint sie nicht besonders wichtig, dunklere oder hellere Farben können die Zahnfarbe imitieren. Bei der Mundöffnung oder beim Lachen und dem damit verbundenen Lichteinfall ist Transluzenz jedoch entscheidend um eine perfekte Imitation zu erreichen. Dies gilt besonders bei älteren Patienten, denn während jugendliche Zähne eine sehr opake Struktur haben, werden sie im Laufe der Jahre immer „durchsichtiger“.

Wieso nicht einmal über den Tellerrand blicken und andere, erfolgreiche Geschäftsmodelle auf die eigene Zahnarztpraxis adaptieren? Prof. Dr. Ivo Krejci tat dies und ließ sich von Fitnessstudios inspirieren. Denn hier erwartet niemand, dass der Trainer sich für einen abrackert und man selber bei einem Mojito auf der Matte liegt und den eigenen Muskeln beim Wachsen zusieht. Diese Denkweise sollten Patienten auch beim Zahnarzt entwickeln: Von nichts kommt nichts.

image1„Lifelong dental coaching“ bedeutet für ihn gleichzeitig „Ideal lifelong cusomer loyalty programme“, denn fühlen sich Menschen gut betreut und sehen sie gleichzeitig die Erfolge der eigenen Arbeit, werden sie einem auch die Treue halten. Denn eines ist klar: Es ist effizienter und kostengünstiger bestehende Patienten zu pflegen, als neue zu gewinnen

Der Zahnarzt zeigt den Status auf, kontrolliert und motiviert und kann bei Problemen rechtzeitig eingreifen. So stellt sich Dr. Krejci die Zukunft der „Dentalen Fitness“ vor.

Kiss! Keep it simple and save! Gerade für die ersten Restaurationen ist dies sicherlich ein Prinzip, das Enttäuschungen vermeidet und das Risiko für Misserfolge mindert. Nähert man sich Schritt für Schritt an ästhetisch anspruchsvollere Arbeiten, kann man so auf die bereits gewonnen Erfahrungen zurückgreifen und tolle Ergebnisse erzielen. Die Bedeutung moderner Komposite wird weiter steigen, Amalgam ist für die Ausübung einer minimalinvasiven Zahnmedizin definitiv nicht mehr State of the Art. Wetten gegen Amalgam und den Pfund werden wohl aufgehen.

 

 

 

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.
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