Gastbeitrag von DH Luisa Winkler
Parodontitis, eine chronische Entzündung des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparates, ist eine der häufigsten Erkrankungen im Mundraum und kann langfristig zu schweren Gesundheitsproblemen führen. Neben einer angemessenen Mundhygiene und einer systematischen Parodontitis-Therapie spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung und dem Management von Parodontitis. Neben dem Verzicht auf Tabak, Stressmanagement und ausreichend Bewegung darf auch die Ernährungsform im Rahmen der Parodontitis-Therapie mit dem zu Behandelnden besprochen werden. Die antientzündliche Ernährung bietet hierbei einen vielversprechenden Ansatz, um die Entzündungen zu reduzieren und die Gesundheit des Zahnfleischs zu fördern. Dazu benötigt es von Seiten der Praxis Wissen bezüglich der Ernährungsgrundlagen und die gewissen Kommunikations-Skills. Denn wer schon einmal versucht hat, seine Ernährung umzustellen, weiß, wie schwer das sein kann.
Die Verbindung zwischen Ernährung und Parodontitis
Die Ernährung spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Entzündungen im Körper, einschließlich des Mundraums. Eine Ernährung, die reich an entzündungsfördernden Lebensmitteln wie zuckerhaltigen Snacks, verarbeiteten Lebensmitteln und gesättigten Fetten ist, kann die Entzündungsreaktionen im Körper verstärken und somit auch Parodontitis begünstigen. Auf der anderen Seite können bestimmte Nahrungsmittel und Nährstoffe dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und die Mundgesundheit zu unterstützen.
- Entzündungsfördernde Nahrungsmittel
Eine Ernährung, die reich an zuckerhaltigen Lebensmitteln, gesättigten Fetten und verarbeiteten Kohlenhydraten ist, kann Entzündungen im Körper fördern und den Entzündungsgrad erhöhen, einschließlich im Zahnfleisch. - Nährstoffmangel
Ein Mangel an wichtigen Nährstoffen wie Vitamin C, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren kann das Immunsystem schwächen und die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Entzündungen zu bekämpfen. Vitamin C ist für die Gewebereparatur und die Kollagenbildung im Zahnfleisch von entscheidender Bedeutung, während Vitamin D die Immunfunktion stärkt und eine Rolle in der Knochengesundheit spielt. Gerade ein Vitamin-D Mangel ist hierzulande sehr verbreitet. - Antioxidantien und entzündungshemmende Nährstoffe
Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Nüssen, Samen und Fisch ist, kann dem Körper eine Vielzahl von Antioxidantien und entzündungshemmenden Nährstoffen liefern. Diese Nährstoffe tragen dazu bei, freie Radikale zu neutralisieren und Entzündungsreaktionen zu reduzieren. Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl, zum Beispiel, haben gezeigt, dass sie entzündungshemmende Wirkungen haben können. Wer also ungern ein- bis zweimal die Woche Fisch verzehrt, sollte Omega-3-Fettsäuren durch andere Quellen wie Fisch- oder Algenöl zuführen. - Mikrobiom des Mundes
Die Ernährung kann das Gleichgewicht der Bakterien im Mund beeinflussen, was wiederum die Gesundheit des Zahnfleischs beeinflusst. Eine ballaststoffreiche Ernährung, die probiotische Lebensmittel wie Joghurt und fermentierte Lebensmittel enthält, kann dazu beitragen, ein gesundes Mikrobiom im Mund aufrechtzuerhalten und das Wachstum schädlicher Bakterien zu reduzieren. Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Ernährungsverhalten einen klinischen relevanten Einfluss auf parodontale Entzündungsvorgänge in der Mundhöhle hat. Nicht nur im Bereich der Allgemeingesundheit, sondern auch im Rahmen einer parodontalen Behandlung kann eine begleitende Ernährungsberatung durchaus sinnvoll sein. Hier sollte der Fokus auf eine möglichst pflanzliche Ernährungsweise gelegt werden, die reich an Ballaststoffen, Mikronährstoffen, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren ist.
Insbesondere bei Patienten, bei denen ein subgingivales Debridement alleine zu keiner klinisch befriedigenden Reduktion der Sondierungstiefen geführt hat oder Patienten, die von einem metabolischen Syndrom (Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörung) betroffen sind, sollten die eben genannten Ernährungsaspekte berücksichtig werden.