Am 8. Mai fand im Seepark Hotel in Klagenfurt zum wiederholten Male ein Informationsabend rund um das Thema „Der schwierige Patient“ statt. Die von DDr. Sascha Virnik und DDr. Doris Christ organisierte Veranstaltung lockte rund 200 Assistentinnen an den Wörthersee. Univ.-Ass. Dr. Hady Haririan hielt den gleichnamigen Fachvortrag dazu. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer kleinen Ausstellung, an der Firmen wie GSK, Pluradent, GC, medis, Dentsply Sirona, GABA und Curaprox teilnahmen und sich über reges Interesse der Besucherinnen freuten.

In seinem fast 1,5 stündigen Vortrag ging Dr. Haririan zu Beginn auf die neue Klassifikation der Parodontitis ein wie z.B. Stadium 3, Grad C, die nun weltweit an die Tumordiagnostik angelehnt ist. Die alten Begriffe wie aggressiv oder chronisch entfallen.

„Wenn mir ein Zahnarzt weh tut, klatsch ich ihn an die Wand“

Univ.-Ass. Dr. Hady Haririan

Dr. Haririan erzählte von seinen Erfahrungen mit (psychisch) auffälligen Patienten und gab Empfehlungen im Umgang mit Ihnen. Auf jeden Fall sollte man bei solchen Patienten Distanz aufbauen, resolut auftreten und auf gar keinen Fall Öl ins Feuer gießen. Die Fälle, die er mitbrachte waren zum Teil keine leichte Kost. Von Patienten, die keine Putzempfehlungen annehmen wollen oder können, über notorische Besserwisser bis hin zu gravierenden sozialen Problemfällen mit gravierenden gesundheitlichen Problemen ist alles anzutreffen. Dennoch gab er wichtige Hinweise auf seltene Symptome, wie Gingivahyperplasie und mögliche Hintergründe. Oft liegt es zwar an ungenügender Plaquekontrolle, aber es gibt auch andere Ursachen wie Lichen, frische HIV Infektionen, Einnahme von Antikoagulantien, Medikamentenunverträglichkeit oder sogar Tumore. All das kann sich massiv auf die Mundgesundheit auswirken und von leichter Gingivitis bis zu schwerer Parodontitis führen. In einem Fall kam eine Patientin, bei der die Behandlung der Zahnfleischschwellung keinerlei Erfolg zeigte  „Meine Prothese passt nicht mehr“ in die Klinik. Zunächst lag ein Verdacht auf einen Lichen (Prävalenz von 0,1 bis 4% in der adulten Bevölkerung) nahe, aber am Ende war es ein B-Zell Lymphom, welches unbehandelt in kurzer Zeit zum Tod führt. Wenn man sich gewisse lokale Problemstellen nicht erklären kann und auch keinerlei Behandlungserfolg sichtbar wird, muss unbedingt weiter überwiesen werden. Niemals darf man sich damit abfinden.

Keine Antibiotikatherapie OHNE vorherige Parodontitistherapie

Thumbs up nach erfolgreichem Vortrag: DDr. Sascha Virnik mit Univ.-Ass. Dr. Hady Haririan (rechts)

Eine weitere wichtige Erkenntnis war, daß bei Parodontitis immer erst gereinigt werden muss, bevor – falls überhaupt notwendig – ein Antibiotikum gegeben werden darf, da ansonsten die Tasche oben zugeht und es in weiterer Folge zu massiven Paroabszessen kommt. Dabei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass das RICHTIGE Antibiotikum verabreicht wird. Auch das ist vorher abzuklären. Dass Rauchen ein gewichtiger Faktor bei Parodontitis ist, ist bekannt, aber auch Diabetes mellitus hat einen Einfluss. Daher hat ein gut eingestellter Diabetes eine positive Auswirkung auf das Parodontium.

Jede KFO Behandlung bei unbehandelten Parodontitispatienten ist zu vermeiden. Umgekehrt gilt: PGU bei jedem KFO Patienten!

Ein weiterer Fall mit einer Knochennekrose mit dem Hintergrund einer frischen HIV Infektion zeigt auch die Risiken für den Behandler. Daher gilt: Fälle mit akuter HIV Infektion nicht behandeln, da sie hoch ansteckend sind. Abwarten bis die Virenlast auf 50 runtergebracht worden ist. Erst dann, kann gefahrlos behandelt werden (Antibiotikum und Reinigung mit einer Mischung aus Betaisodona und 3%igem Wasserstoff).

Für den täglichen Umgang mit schwierigen Patienten mit Gingivitis oder Parodontitis, ist es unumgänglich sich die häuslichen Reinigungsmittel zeigen zu lassen. Von kaputten Geräten bis hin zu völlig zerstörten Aufsätzen für elektische Zahnbürsten „Das muss man wechseln?“ ist alles vorhanden. Daher bringt es schon viel, wenn man diese Faktoren ausschließen kann. Denn ohne entsprechende Mithilfe mit geeigneten Mitteln ist jede Mühe umsonst.

Wie immer war es ein informativer, kurzweiliger Abend bei dem dann noch am Buffet rege unter Teilnahme von DDr. Sascha Virnik und Univ.-Ass. Dr. Hady Haririan diskutiert wurde.

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