Gastbeitrag von Evelyn Fuchs, Dentalhygienikerin, www.prophyfuchs.at
Auf die für mich beeindruckendsten Informationen, möchte ich in diesem Beitrag genauer eingehen.
Sanfter Umgang mit der Frau ab 40
Hitzewallungen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Stressanfälligkeit, Blaseninfektionen, nassgeschwitzte Bettlaken, Depressionen und Nährstoffmangel sind nur einige der Begleiterscheinungen des Klimakteriums. Ca. 70% aller Frauen ab 40, können davon betroffen sein. Manche spüren die Auswirkungen sehr, andere wiederum kaum. Oft ist den Frauen selbst neben Beruf, Familie und Freizeitstress gar nicht bewusst, warum sie sich anders fühlen. Die Wechseljahre sind gedanklich meistens noch weit weg, jedoch körperlich schon zu spüren.
Patientinnen, die auf einmal schmerzempfindliche Zähne haben, und beispielweise das immer gleich temperierte Wasser als viel zu kalt empfinden, könnten einen Kalziummangel in den Zähnen aber auch in den Knochen haben. Schmelzrisse könnten ebenfalls auf einen zu niedrigen Kalziumgehalt hinweisen. Bei fehlendem Kalzium im Körper, eventuell durch Übersäuerung oder durch die reduzierte Östrogenproduktion, wird das Kalzium von Knochen und Zähnen entzogen, um essenziellere Versorgungen im Körper zu gewährleisten. Hier können passende Nahrungsergänzungsmittel, wie in diesem Fall Silizium, unterstützend wirken. Dieses Spurenelement lässt sich aber auch auf natürlichen Weg über die Ernährung durch Hirse oder Hafer (Vollkorn) aufnehmen.
Patientinnen die des Öfteren kleine Verletzungen des Zahnfleisches, Mundgeruch, trockene Lippen oder sogar ein Zungenbrennen beklagen, sind ernst zu nehmen. Hier empfiehlt sich eine sanfte Befragung zu den Begleiterscheinungen des Klimakteriums. Diese Zeit ist gut investiert, um eine adäquate Behandlung zu ermöglichen.
Orale Auswirkungen der Wechseljahre
Die sinkende Östrogenproduktion im Körper betrifft unter anderem die Schleimhäute, Speicheldrüsen, Zähne und Kieferknochen. Für die Patientinnen macht sich dies durch: Mundtrockenheit und dadurch erhöhte Karies und PA- Risiko, Zungenbrennen, verminderte Elastizität der Schleimhaut, trockene Lippen, Mundgeruch, Reduktion von Geruchs- und Geschmacksinn, erhöhte Anfälligkeit auf Pilzinfektionen wie Candida/ orale Lichen Planus.
Dass der Speichel eine essenzielle Funktion darstellt, brauche ich hier nicht zu erläutern. Jedoch aber, dass der Speichel in den Wechseljahren an Qualität und Quantität verlieren kann. Die Referentin erläuterte die Menge und Inhaltsstoffe des Speichels, auch die Aufgaben sowie die Einsatzgebiete von Speicheltest ausführlich. Im mitgelieferten Skript sind diese Informationen ebenfalls gut nachzulesen.
Die Speichelproduktion kann durch die Wechseljahre, aber auch durch Einnahme von Medikamenten (über 400 Medikamente) noch zusätzlich negativ beeinflusst werden. Darunter befinden sich Blutdruckmedikament, Cholesterinsenker, ASS 100, Abführmittel, Antiepileptiker und Cortison, um nur einige davon zu nennen. Die daraus resultierende mögliche Mundtrockenheit oder Zungenbrennen waren für mich wieder besonders spannend.
Zu den oralen Folgen der Mundtrockenheit zählen Zungenbrennen, erhöhte Risiken an Karies, Gingivitis und Parodontits. Für mich neu waren, entzündete Papillen an der Zunge, erhöhter Bruxismus und Muskeltonus, Schluckbeschwerden, psychische Belastung durch die Beeinträchtigung des Sprechens.
Wie kann ich als Dentalhygienikerin diese oft leidgeplagten Patientinnen unterstützen?
Primär geht es darum, die Abwehr stärken zu stärken und die Mundflora zu verändern. Auch empfiehlt es sich kürzere Intervalle der PRZ vereinbaren, und eine Verbesserung der häuslichen Mundhygiene anzustreben. Aber auch Vitamin B+ D, Magnesium und Kalzium spielen eine wichtige Rolle in den Wechseljahren. Maßgeblich ist eine gesunde Ernährung. Sehr förderlich ist es, basische und anti-entzündliche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Eine Darmsanierung sollte meiner Meinung nach, angedacht werden. Die sollte aber mit dem Hausarzt abgestimmt werden.
Während der PZR immer die orale Inspektion durchführen. Besonders die Gingiva Beschaffenheit, die Speichelfließrate, oder ob der Spiegel an der Wangenschleimhaut kleben bleibt, kann aufschlussreich bei der Erkennung von Bedürfnissen der Patientinnen sein.
Pflegeprodukte und Hilfsmittel individuell empfehlen
Die Betreuung der Patientinnen muss individuell erfolgen, mit dem Alltag der jeweiligen Frau harmonieren und sich dadurch gut integrieren lassen. Ratsam ist es außerdem, den Speichelfluss durch sauren oder bitteren Geschmack zu stimulieren. Wasser mit Zitrone, Lebensmittel mit Bitterstoffen (Endiviensalat, Artischocken) sind zielführend. Auch Speichelersatzprodukte wie Gum Hydral können infrage kommen.
Das Ölziehen mit hochwertigen Ölen bewirkt eine reinigende und zugleich versorgende Wirkung. Hanföl, Leinöl, Walnussöl und Kokosfett sind dafür ratsam. Weitere Möglichkeiten sind Probiotika zur Unterstützung der Symbiose der gesamten Bakteriengemeinschaft „Gum Perio Balance“. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Stärkung der Immunabwehr durch Nährstoffe. Nicht zu vergessen ist aber auch die Empfehlung für Aktivitäten jeglicher Art, am besten in der Natur.
Von Chlorhexidin Produktenrat ich bei diesen speziellen Patientinnen ab. Die Schärfe wirkt sich auf die bereits offenen, gereizten und oft brennenden Regionen der Schleimhaut negativ aus und ist für die Frau sehr unangenehm. Wie ich im Seminar von Frau Schlee erfahren habe, sind biologische Produkte mit pflegender und speichelstimulierende Inhaltsstoffe die Mittel der Wahl. Wir hatten die Möglichkeit, viele der zu empfehlenden Produkte genauer unter die Lupe zu nehmen und zu probieren.
Mein Fazit
Für mich war dieser Fortbildungstag ein voller Erfolg. Die Botschaft „Mehrwert schaffen“ in der Behandlung ist bei mir definitiv angekommen. Mit der Gemütslage so mancher Patientin verständnisvoller umzugehen, fällt mir jetzt mit dem erworbenen Wissen leichter. Aber auch die eigenen Rituale, Produkte und Herangehensweisen an Diagnostik, Anamnese und Behandlungskonzepte werden ich dahingehend überarbeiten und anpassen.