Dienstag, Juli 16, 2024
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IDS: Die Digitale Vollprothese – zum Beißen nah

Ivoclar Vivadent präsentiert live auf der IDS die Herstellung der digitalen Vollprothese

Der Begriff, „Digital Denture“ der auf der IDS 2015 für Aufmerksamkeit sorgte, durfte auch auf der diesjährigen IDS nicht fehlen. 

Von Leonie Harms und Andreas Reichmann

Als Digital Denture bezeichnet man die Herstellung einer Totalprothese mit Hilfe von CAD-CAM gestützten Technologien. Hersteller wie Ivoclar Digital, Dentsply Sirona, Amann Girrbach und viele weitere präsentierten ihre Fortschritte auf der Messe.

Die Anwendung im Alltag einer Zahnarztpraxis

Die digitale Innovation soll für Zahnärzte leicht zu erlernen sein – so Zahnarzt Dr. Zimmermann, der bereits 50 digitale Vollprothesen mit dem System von Ivoclar Digital hergestellt hat.

Seine Erfahrungen mit dem digitalen Workflow und der gefrästen Vollprothese sind äußerst positiv. Der digitale Workflow ermöglicht eine Erhöhung der Effizienz und Präzision in der Herstellung von Vollprothesen. Der Zahntechniker kann aktive Arbeitszeit einsparen und menschliche Fehlerquellen können durch die maschinelle Fertigung minimiert werden.

Digitale Prothesen unterliegen im Gegensatz zu konventionell hergestellten Vollprothesen keiner Polymerisationsschrumpfung, was zu einer enormen Passgenauigkeit führt. Dr. Zimmermann beobachtet, dass die digitalen Vollprothesen deutlich weniger Druckstellen verursachen und bisher weniger Unterfütterungen notwendig sind – Langzeitstudien sind noch nicht abgeschlossen.

Einer der ersten Patienten, der eine digitale Prothese von Dr. Zimmermann trägt, lobte diese sehr. Besonders die schnelle Herstellung, Stabilität und leichte Pflege überzeugten ihn.

Digitale Vollprothesen von Dentsply Sirona

Dr. Zimmermann konnte dies bestätigen: Die sehr glatte Prothesenoberfläche führe nach ersten Erfahrungen zu deutlich geringerer Plaquebildung und verbessere so die Mundhygiene.

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, die Arbeit digital abzuspeichern. Falls die Prothese verloren geht, kann so in nur wenigen Stunden die Versorgung eins zu eins wiederhergestellt werden.

Digitaler Workflow vollständig ausgereift?

Sowohl Dr. Zimmermann als auch der Produktmanager Herr Preissler von Dentsply Sirona, die ihr System ab November 2017 auf den Markt bringen, stehen dem kritisch gegenüber.

Ein Intraoraler Scann reicht bisher nicht aus, um eine Vollprothese herzustellen. Die präzise Erstabformung, die Funktionsabformung und die Bestimmung der zentrischen Relationsposition sowie das Einzeichnen von Ästhetiklinien sind unerlässlich und ausschlaggebend für das Endergebnis.

Sind Blanks die Zukunft der Prothese?

Die Abdrücke werden gescannt und mithilfe der jeweiligen Software erfolgt das Design der Vollprothese. Die Prothesen werden je nach Hersteller aus einer verschiedenen Anzahl an Blanks, die preislich zwischen 70 bis 140 Euro liegen, hergestellt.

Demnach liegen die Materialkosten aktuell höher als bei der traditionell gefertigten Prothese. Durch die Einsparung der Arbeitszeit bei digitalen Prothesen sollen sie sich dennoch als wirtschaftlich erweisen.

Arbeitsabläufe für die digitale Herstellung der Vollprothese von Ivoclar Digital

Eine interessante Alternative ergibt sich auch aus der Kooperation von Amann Girrbach mit Merz-Dental zur Herstellung kostengünstiger Totalversorgungen auf Basis vorkonfektionierter Prothesenblanks (Baltic Denture System), die individualisiert werden. Aufgrund des ausgeklügelten Registrierungs-/Abformungs-Konzepts und der bereits im Fräsrohling okkludierten Zahnreihen können Patienten in nur zwei Zahnarztsitzungen mit Totalprothesen versorgt werden. Dabei bietet Amann Girrbach einen durchgängiger CAD/CAM Workflow vom Scannen bis zum finalen Fräsen der Prothesenrohlinge Merz Dental.

Fortschritt deutlich erkennbar

Bis vor Kurzem war es nur möglich, digitale Prothesen für Patienten herzustellen, die sowohl im Unterkiefer als auch Oberkiefer zahnlos waren. Seit Neustem kann eine einzelne Prothese hergestellt werden, die auf den Gegenkiefer adjustiert ist.

In Zukunft soll auch die digitale Herstellung von Teilprothesen und implantatgetragenen Vollprothesen möglich sein.

Dem Wunsch des Patienten, des Zahnarztes und des Zahntechnikers, eine funktionelle, ästhetisch hochwertige Prothese effizient herzustellen, kommen wir in großen Schritten näher.

Die Autoren studieren Zahnmedizin an der Danube Private University, Krems. Parallel absolvieren sie den Bachelor Medizinjournalismus an der DPU.

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.
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