Die Unterschiede in der Berufsfindung konnten verschiedener nicht sein. Während Markus Gerber von Anfang an auf eine Zahntechnikerlehre zusteuerte, musste Michael Heu zunächst seine Eltern überzeugen die Matura abzubrechen und nebenbei eine sichere Lehrstelle bei der Linzer Voest auszuschlagen. Doch der Erfolg gab ihm recht. Bereits 2013 eröffnete er sein Labor, zunächst als Einzelunternehmer. Wenig später traf er bei einer Fortbildungsveranstaltung zufällig Markus Gerber wieder, mit dem er früher gelernt hatte. Schnell erkannten sie, dass sie gemeinsame Ziele hatten. 2015 folgte dann der Schritt in eine gemeinsame GmbH. Zunächst zu zweit, zählt das Unternehmen heute sieben Mitarbeiter, wovon zwei Lehrlinge sind. „Alle reden von zu wenig Fachpersonal. Wir wollen selbst etwas tun. Jammern hilft nicht weiter.“ ist Michael Heu überzeugt.
Zum Start wurde alles klassisch und analog gefertigt
Mit dem Einstieg von Markus Gerber startet das Unternehmen die erste Digitalisierungsstufe mit einem Laborscanner von 3Shape und einer Degudent Brain Expert Fräsmaschine. Anfangsschwierigkeiten gab es keine, denn genau mit diesem System hat Markus schon im alten Betrieb gearbeitet. Nach und nach wachsen Umsatz und Produktportfolio, Kronen etwa werden immer mehr in Zirkon als in Metallkeramik gerfertigt. Die Auslastung kletterte auf über 90%, neue Mitarbeiter wurden angestellt.Ziel bleibt jedoch das kontrollierte, nachhaltige Wachstum aus dem Unternehmen heraus. Offensiv ist die Kommunikation mit den Zahnärzten, ihre Verbesserungsvorschläge werden gerne angenommen und ihr Know-How geschätzt. 2019 wurde den beiden dann klar, dass sie weiter investieren müssen um wettbewerbsfähig zu bleiben, und so zünddeten sie die nächste Stufe: Ein neuer Scanner von 3Shape, eine 5-Achsfräsmaschine von Ivoclar Digital (PM7) zogen ein sowie ein neuer Sinterofen von Ivoclar Vivadent. Das alte System läuft zwar noch immer, aber 95 Prozent der Aufträge gehen mittlerweile über die PM7. Bearbeitet wird überwiegend Zirkon, die Presskeramik bleibt vor allem Keramikinlays und -onlays vorbehalten. Warum? „Presskeramik hat nach wie vor die beste Passung. Die Nachbearbeitung von einem gefrästen Inlay ist deutlich aufwendiger.“ ergänzt Markus Gerber.
3D Druck ergänzt das Sortiment
Ende 2020 setzte Mundart dann auf den 3D Druck: Schablonen, Tryins/Mockups, digitale Prothesen, individuelle Löffeltechnik werden seitdem mit dem System PrograPrint gedruckt, da es in diesen Bereichen günstiger arbeitet als die Fräse.
Wie sie mit den hohen Investitionen zurecht kommen und ob die Zahnärzte das Wissen und technischen Aufwand honorieren, wollen wir wissen. Michael Heu: „Das sind alles Medizinprodukte. Zahnersatz ist individuell und hochqualitativ. Qualität braucht seine Zeit, die sich Arzt und Patient nehmen müssen. Das wird auch akzeptiert. Wir sind sehr oft bei der Anprobe vor Ort.“
Auch die Planung wird von Mundart übernommen. Grundvoraussetzung: Fotodokumentation vom Arzt, wie Frontalaufnahmen, Lippenschluss, teilweise kurze Videos für die Phonetik. Beide haben ihre Spezialitäten: Markus hat seine Schwerpunkte bei Keramik und CADCAM, Michael bei Modellguss und Stegkonstruktionen, sowie der Prothetik. Doch wie kann man wissensmäßig immer am Ball bleiben?
Regelmäßiger Austausch mit Händler und Industrie ist beiden wichtig.
In diesem Fall erwähnen sie vor allem Henry Schein und Ivoclar Digital. Gute Ansprechpartner sind wichtig und geben hilfreiche Inputs. Gerade in der digitalen Zahntechnik gibt es laufend enorme Verbesserungsschritte. Doch noch ist die gesamte Wertschöpfungskette noch nicht digitalisiert:
95% der Arbeiten auf Basis von herkömmlichen Abdrücken
Aktuell laufen 95% der Arbeiten noch über Abdrücke und damit über den Laborscanner. Michael Heu: „Bei uns ist es so, dass sogar die Ordinationen noch Abdrücke schicken, die schon einen Intraoralscanner haben. Ausgenommen vielleicht die, die besonders an digitaler Zahntechnik interessiert sind.“ Der Grund liegt darin, dass es viel Zeit benötigt das System und das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software beim Zahnarzt und dem Techniker zu harmonieren um verlässliche und reproduzierbare Daten zu erhalten.
Hier sehen die beiden noch eine enorme Aufgabe von Handel und Industrie das System Intraoralscanner weiter zu vereinfachen. Natürlich kann man immer irgendwas scannen und fräsen, aber das hat ihrer Ansicht nach mit einer Arbeit aus einem zahntechnischen Meisterlabor nichts mehr zu tun. Da werden immer noch zu viele Versprechungen von der Industrie gemacht. Vor dem Einsatz muss der Zahnarzt sich sehr genau mit der Technik beschäftigen und auch mit dem jeweiligen Zahnlabor abstimmen.
„Wir wollen die digitale Abformung nur mit wirklich interessierten Zahnärzten forcieren“
„Wir wollen die digitale Abformung nur mit wirklich interessierten Zahnärzten forcieren, die auch bereit sind, gerade am Anfang Zeit zu investieren und den Zahnersatz, der rein digital erstellt wird, wenn nötig nachzubearbeiten. Denn aktuell sind sie das nicht mehr gewohnt“, sind sich die beiden Geschäftsführer einig.
Mehr Durchsatz und Beschleunigung durch die PM7
Aktuell werden keine Arbeiten mehr ausser Haus gegeben. Zwar fehlt aktuell noch der Programill Abutment Holder, aber individuelle Abutments werden ohnehin nur in Verbindung mit einer Titanbasis gefräst. Mit Wachs wird zwar gearbeitet, nicht jedoch mit PEEK, da es sehr hohe Einarbeitung erfordert und die beiden vom Nutzen noch nicht restlos überzeugt sind. Auf die Frage, warum sich die Beiden für das 3D Druck System von Ivoclar Digital entschieden haben, wird das validierte System vom Aushärten bis zur Polymerisation aufgeführt wie auch der saubere Workflow, der schnelle Materialwechsel oder die einfache Handhabung.
Für die Zukunft sind Michael Heu und Markus Gerber der Meinung, dass die Wertschätzung der Zahntechniker als Partner und Berater des Zahnarztes zunehmen wird, zumal diese Probleme lösen können bevor sie überhaupt auftreten. Vor allem bei Implantatplanungen gibt es Luft nach oben. Aber es wäre nicht MundART, wenn sie da nicht bereits weitere Pläne hätten.
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