
Die Zeiten, in denen Zahnarztpraxen noch überlegten, ob sie einen Intraoralscanner anschaffen sollen, sind vorbei. Heute geht es nur noch um die Frage: Welchen? Im aktuellen dental JOURNAL Podcast erklärt 3Shape-Experte Jan Hemmeter, warum der neue Trios 6 mit seinen KI-Funktionen einen Quantensprung darstellt.
Oliver Rohkamm: Das Thema Intra-Oral-Scanning ist ja langsam aber stetig gewachsen. Mittlerweile befinden wir uns in einer Phase, wo es praktisch keine Praxis mehr gibt, die sich nicht damit beschäftigt – allerdings geht es nicht mehr um die Frage „ob“, sondern „welchen“ Scanner man kaufen soll. Warum sollte sich eine Zahnarztpraxis heute unbedingt mit dem Thema beschäftigen?
Jan Hemmeter: Das ist eine sehr gute Beobachtung. Vor fünf Jahren war das Intraoralscanning noch ein reiner Ersatz für konventionelle Abdrücke – genauso mühselig wie diese. Wenn man etwas falsch gemacht hat, musste man von vorne anfangen. Heutzutage sind unsere Scanner so weit entwickelt, dass sie Fehler verzeihen. Man kann einfach über den problematischen Bereich nochmal drüber scannen, ohne komplett neu anfangen zu müssen.
Die Vorteile sind mittlerweile überwältigend: Ich sehe sofort mein Ergebnis, was bei einem Negativabdruck nur bedingt möglich ist. Das Scannen ist deutlich einfacher geworden, und genau das ist der Grund, warum sich jetzt jede Praxis damit beschäftigt.
Oliver Rohkamm: Wie sehen die aktuellen Marktanteile aus?
Jan Hemmeter: In Deutschland und Österreich sind wir in den letzten fünf Jahren von etwa 15 auf 25 Prozent Marktanteil gewachsen. Die Schweiz ist uns voraus und liegt bei etwa 30-35 Prozent.

Vorteile für Praxis und Patienten
Oliver Rohkamm: Welche konkreten Vorteile bietet das Intraoralscanning?
Jan Hemmeter: Zunächst der zeitliche Vorteil: Ein konventioneller Alginatabdruck dauert vom Anrühren bis zum fertig ausgehärteten Abdruck etwa fünf Minuten. Ein Intra-Oral-Scanner schafft in derselben Zeit einen kompletten Patienten – von der Anlage über Unterkiefer, Oberkiefer bis zur Bisserfassung.
Für die Patienten ist es deutlich angenehmer. Befragungen von verschiedenen Herstellern und Universitäten zeigen, dass 80-90 Prozent der Patienten die intraorale Abformung bevorzugen. Bei konventionellen Abdrücken muss man stark durch die Nase atmen und hat oft Würgereiz – das fällt beim Scanner komplett weg.
Dazu kommt die Präzision: Konventionelle Abdrücke haben eine Expansion beim Abbinden, genauso wie Gipsmodelle. Das entfällt bei digitalen Scans. Wir haben sofort eine digitale Aufnahme mit einer Genauigkeit von plus/minus sechs Mikrometern beim Trios.
Oliver Rohkamm: Was ist mit der Vorbereitung? Muss man noch pudern oder Zähne trocken blasen?
Jan Hemmeter: Das ist alles passé. Pudern schon gar nicht mehr. Natürlich stören Flüssigkeitsbläschen, Blut oder Speichel das Bild – der Scanner kann nur das aufnehmen, was ich auch mit dem Auge sehen kann. Aber ansonsten ist es einfach geworden: Einmal durch den Mund pusten, um Speichelbläschen zu entfernen, Scanner anschalten, scannen – fertig.
Der neue Trios 6: Erweiterte KI-Funktionen
Oliver Rohkamm: Kommen wir zu eurem neuen Fokusprodukt, dem Trios 6, der auf der IDS vorgestellt wurde. Was sind die besonderen Features?
Jan Hemmeter: Der Trios 6 hat erweiterte KI-Funktionen. Während der Trios 5 bereits KI-Funktionen hatte, die beim Scannen halfen, hat der Trios 6 zusätzliche KI-Features für Dokumentation und Patientenkommunikation. Mit einem einzigen Scan erfassen wir nicht nur die 3D-Daten und Echtfarben, sondern auch Oberflächenkaries, Approximalkaries, können Rezessionen und Abrasionen anzeigen lassen.
Wichtig: Wir wollen mit dieser KI nicht den Zahnarzt ersetzen. Es ist eine Diagnostikunterstützung. Der Zahnarzt sieht natürlich alles, was die KI anzeigt, aber es geht uns darum, die Dokumentation zu vereinfachen und die Patientenkommunikation zu verbessern.
Oliver Rohkamm: Wie funktioniert das konkret mit den Rezessionen?
Jan Hemmeter: Die KI erkennt am Zahn den Übergang von Schmelz zu Wurzel und kann errechnen, wo der Sulcus beginnt. Diese Fläche wird farblich markiert – von ganz hell gelb bis tief rot, je nach Schwere des Zahnfleischrückgangs. Mit einem Klick kann ich mir in Millimetern anzeigen lassen, wie weit der Rückgang fortgeschritten ist.
Das ist nicht nur für die Patientenaufklärung wertvoll, sondern auch für Verlaufskontrollen. Nach einer Parodontalbehandlung kann ich drei Monate später nochmal scannen und dem Patienten anhand der Vergleichsfunktion zeigen, dass es besser geworden ist.
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Automatisierte Kronengestaltung mit KI
Oliver Rohkamm: Ein weiteres interessantes Feature ist die automatische Erstellung von Kronen. Können Sie das näher erläutern?
Jan Hemmeter: Das ist unsere Automate KI, die Kronen, Inlays, Onlays und künftig auch Brücken erstellt. Wir haben über 2 Millionen Fälle mit einer Akzeptanzrate von 96 Prozent. Diese KI wurde mit 250.000 Designs von Zahntechnikern trainiert – das ist unsere eigene Entwicklung, nicht irgendeine eingekaufte KI.
Nach dem Scan werden die Daten nach Kopenhagen auf unseren Server geschickt, dort von der KI designed und innerhalb von 90 Sekunden zurückgeschickt. Gefällt mir das Design nicht, bezahle ich nichts. Wenn es mir gefällt und ich es produzieren lasse, kostet es 2,49 Euro pro Einzelkrone.
Oliver Rohkamm: Das ist bemerkenswert günstig geworden…
Jan Hemmeter: Ja, früher lagen wir noch über 5 Euro. Wir sind deutlich im Preis runtergegangen. Die KI kann auch mehrere Einzelkronen nebeneinander oder gegenüberliegende Versorgungen handhaben.
Auswahlkriterien für Intraoralscanner
Oliver Rohkamm: Welche allgemeinen Kriterien sollten Zahnärzte bei der Scannerauswahl beachten?
Jan Hemmeter: Für mich steht die Einfachheit an oberster Stelle. Wie mühelos ist es, den Scanner zu benutzen? Bilder machen sie alle, aber wie viele Fehler verzeiht mir der Scanner? Wir reden nicht mehr darüber, ob man scannen kann oder sollte, sondern welcher Scanner am einfachsten zu benutzen ist – so dass ihn auch jeder in der Praxis nutzen kann, nicht nur der Behandler.
Wenn Helferinnen den ganzen Tag mit dem Gerät arbeiten, muss er ergonomisch sein. Er braucht einen guten Formfaktor, mit dem man gut klarkommt. Dazu kommt der Patientenkomfort – ich möchte so schnell wie möglich scannen können.
Genauigkeit ist übrigens gar nicht mehr so ein großes Thema – da sind alle modernen Scanner gut. Es geht um Mühelosigkeit, Ergonomie und Patientenkomfort.

Offenheit und Datenhandhabung
Oliver Rohkamm: Ein wichtiges Thema ist die Offenheit von Scannern. Wie handhaben Sie das?
Jan Hemmeter: Das ist uns sehr wichtig. Zu jedem Zeitpunkt kann ich aus der UNITE Software meine Scans als offenes Dateiformat exportieren – STL, PLY oder als 3CAP-Format mit zusätzlichen Informationen. Wir haben über 25.000 Labore weltweit in unserem Ökosystem, an die man direkt schicken kann.
Oliver Rohkamm: Wie sieht es mit der Datenspeicherung aus? Bin ich zur Cloud-Nutzung verpflichtet?
Jan Hemmeter: Alle Daten werden immer lokal gespeichert. Zusätzlich bieten wir eine Cloud in Frankfurt und Amsterdam an, die man nutzen kann, aber nicht muss. In den Einstellungen kann ich jederzeit entscheiden, ob ich nur lokal oder zusätzlich in der Cloud speichern möchte. Diese Entscheidung kann ich auch später noch ändern.
Für die Cloud stehen jedem Behandler 10GB kostenlos zur Verfügung. Bei unseren relativ kleinen Scan-Daten dauert es sehr lange, bis diese Kapazität ausgeschöpft ist.
Support und Service
Oliver Rohkamm: Was bieten Sie an Support an? Muss ich nach dem Kauf noch teure Kurse belegen?
Jan Hemmeter: Wir haben keine Lizenzkosten und fangen Kunden nicht mit günstigen Scannern ein, um sie dann mit teuren Lizenzen zu belasten. Wir bieten ein optionales Service-Paket namens „Trios Care“ an, das im ersten Jahr inklusive ist.
Das Paket beinhaltet 100 Tage kostenloses Onboarding, bei dem sich ein Mitarbeiter auf den PC aufschaltet und alles erklärt. Danach stehen 1:1-Trainings zur Verfügung. Der wichtigste Punkt ist aber der Fallschutz und Express-Austausch: Fällt der Scanner runter und ist kaputt, schicken wir sofort einen Ersatzscanner, so dass man nicht wochenlang warten muss.
Kosten und Investition
Oliver Rohkamm: Was kostet der Trios 6?
Jan Hemmeter: Der UVP liegt bei 26.900 Euro netto. Das Trios Care Paket ist im ersten Jahr kostenlos dabei, ab dem zweiten Jahr kostet es 1.550 Euro jährlich – aber nur, wenn man es haben möchte.
Die diagnostischen KI-Funktionen (Karies-Detektion, Rezessionen, Plaque, Abrasionen) sind ein separates Paket namens „DX Plus“ für 199 Euro monatlich. Hier gibt es aber einen sechsmonatigen Testzeitraum.
Oliver Rohkamm: Fallen weitere Kosten an?
Jan Hemmeter: Nein, es gibt keine Kosten pro Scan. Nur wenn ich die Automate KI für Kronenvorschläge nutze und das Design auch tatsächlich verwende, zahle ich die 2,49 Euro pro Krone.
Fazit
Oliver Rohkamm: Vielen Dank für diese ausführlichen Einblicke in den aktuellen Stand der Intra-Oral-Scanner-Technologie. Es wird deutlich, dass wir uns in einer spannenden Phase befinden, in der die Technologie nicht nur ausgereift, sondern auch zunehmend intelligenter wird.
Jan Hemmeter: Gerne! Wichtig ist mir noch zu betonen: Man muss nicht alle Funktionen sofort nutzen. Man kauft zunächst einen Scanner und kann dann nach und nach weitere Funktionen erschließen. Das ist unser Motto bei 3Shape – ein offenes System mit maximaler Wahlfreiheit für unsere Kunden.
Das Interview führte Oliver Rohkamm für den dental JOURNAL Podcast. Jan Hemmeter ist Anwendungstrainer und Produktspezialist bei 3Shape.