Diese Innovation ermöglicht es, gleich nach einer Implantation auf einem vollanatomischen Hybridabutment nach erfolgter Präparation die gewünschte Prothetik zu befestigen. Hierbei liegen die Vorteile bei einer verkürzten Behandlungszeit und einem schonenden Materialeinsatz zu Gunsten des Heilungsprozesses.
Cendres-who?
Das Unternehmen Cendres+Métaux (CM) mit Hauptsitz Biel/Bienne, auch bekannt als „das putzige Uhrenstädtli“ (Rolex und Swatch), mischt mit der Sub-Division CM Medtech im Dentalmarkt sehr erfolgreich mit. Das Angebot unterteilt sich in die Produktlinien prosthetic.line, esthetic.line und digital.line. Das ausgedehnte prosthetic.line Angebot im Bereich der Konstruktionselemente umfasst neben Dalbo® Abutment auch das Dolder® System, das mit Dolder Steg® System die Implantatprothetik mitgestaltet. Mit den Presskeramiksystemen Livento® press und Soprano® 10 und dem Hochleistungspolymer Pekkton® ivory ist das Angebot in der Ästhetik attraktiv und komplett.
Im Bereich CAD/CAM Technologie bietet CM mit digital.line seit Jahren gefräste Suprastrukturen auf Implantaten aus Titan, CrCo, Pekkton® ivory oder Edelmetall an.
Das Konzept Abutmens4life
Bei einem Side-Event des EAO Kongresses in Wien luden ZPP Dentalmedizintechnik GmbH und Cendres+Métaux SA zum wissenschaftlichen Austausch ein und widmeten sich der neuesten prosthetic.line Entwicklung: Abutments4life. Dr. Spindler: „Unsere neue Besonderheit ist die LTS-BASE® (LTS steht für Long-term-stable-base), als langzeitstabile Klebebasis mit einer Titannitrit-beschichteten antibakteriellen Oberfläche und das anatomisch korrekt-geformte Keramikabutment mit abgewinkeltem Schraubenkanal, der anspruchsvolle ästhetische Rekonstruktionen vereinfacht und verschraubte Versorgungen an allen Zahnpositionen ermöglicht.“
Das Abutments4life-Portfolio ist für alle größeren Implantatsysteme wie zum Beispiel Straumann®, Osseospeed®, Megagen®, Conelog®, Nobel Active® oder Tapered-Screw-Vent® verfügbar und wird über das internationale Vertriebsnetzwerk von CM vermarktet.
Time to Teeth
Bei der Präsentation verspricht das Expertenteam um Dr. Spindler eine Implantatversorgung innerhalb von drei Terminen. Durch den „One Abutment – the 1st TimeTM“- Workflow bleibt das Abutment nach dem Implantieren bis zum Einsetzen der Krone im Mund. Und so einfach geht’s:
- Sitzung: Einsetzen des Hybridabutments nach erfolgter Implantation.
- Sitzung: Weichgewebe ist abgeheilt, es folgt eine epigingivale Präparation und geschlossene analog oder digitale Abdrucknahme.
- Sitzung: Finale prothetische Zementierung der Versorgung auf Abutmentlevel.
Dieser Workflow funktioniert natürlich nur dann, wenn eine hohe Primärstabilität gegeben ist, andernfalls ist bei mittlerer Stabilität eine transgingivale Einheilung mittels Gingivaformer notwendig. Hier erweitert CM das Sortiment mittels Gingivaformer PEEK® (auch okklusal kürzbar), die die exakt gleiche anatomische basale zirkuläre Form haben wie die späteren Hybridabutments. Dadurch wird eine zeitgleiche Einheilung des Weich- und Hartgewebes ermöglicht.
Zementierung noch zeitgemäß?
Laut einer Studie von Sailer et. al1 wird beiden Varianten kein klarer Vorteil zugeschrieben. Zum einen neigen zementierte Konstruktionen zu größeren Knochenverlusten, d.h. >2 mm und Gefahr einer Periimplantitis, zum anderen haben verschraubte Lösungen jedoch mehr technische Probleme. Geht es nach dieser Studie, sollten verschraubte Suprakonstruktionen bevorzugt werden, da diese leichter ausgetauscht werden können. Auch Wittneben et al2 kommen zu dem Entschluss, dass Verschraubte Implantatkronen weniger technische und biologische Komplikationen zeigen als zementierte Kronen.
Und was spricht nun für eine zementierte Lösung? Herr Dr. Spindler zeigt es mit den Hybridabutments aus zwei Komponenten vor. Der keramische Klebekörper ist mit der Titanbasis biokompatibel verklebt und durch das anatomische Emergenzprofil am Zahnfleisch- und Knochenverlauf genau angepasst; „Da kommt nichts mehr durch!“. Verstärkt durch eine NCW-Oberfläche (Nano-Coated-Wave) und der mikrorauen (0,17µm) basalen Oberfläche des Abutments, dem sog. Mikro-Plattform-Switching, können Fibroblasten die Verwachsung des Weichgewebes mit der Abutmentoberfläche wirksam beschleunigen und somit Periimplantitis entgegenwirken.
Korrekte Anatomie
Das Abutments4life-Sortiment beinhaltet somit 6 verschiedene, der Anatomie der Zähne angepasste Abutments, d.h. keine herkömmliche rotationssymmetrische Form. Einen dreieckigen Frontzahn, einen ovalen Prämolaren und einen quadratischen Molaren. Durch das nahezu auf Implantatniveau Abwinkeln von Klebebasis und Schraubenkanal ist für eine individualisierte Präparation ausreichend Platz gegeben. Hinzu kommt, dass die großzügige Schichtdicke des Zirkonkörpers (in verschiedenen Farben erhältlich) eine steilere Präparationsachse ermöglicht. Beim Beschleifen von Zirkonoxid scheiden sich nach wie vor die Geister. Die geläufige Meinung ist ein Verlust der Festigkeit durch Dauerermüdung von Zirkonwerkstoffen. Jedoch zeigen neuere Untersuchungen3 eine zusätzliche Verbesserung der Ermüdungsfestigkeit von Zirkon durch eine intraorale Präparation: Volumenzunahme durch Transformation von tetragonaler in monoklinische Phase!
Das Portfolio von Abutments4life umfasst auch den digitalen Workflow und deswegen wird diese mit scanbaren und CEREC-kompatiblen „C- und T-Bases“ abgerundet.
Einzigartiges IAC
Zu einem klaren Ergebnis kam eine Studie von Dipl.-Ing. Zipprich4 zum Thema IACs (implantat-abutment connections). Konische IACs haben deutlich bessere bakterielle Abdichtungen als flache IACs, die bei dynamischer Belastung eine erhöhte Mikroleckage aufweisen. Viele namhafte Hersteller wie CM setzen deswegen auf konische Lösungen. Zum Abschluss legt Abutments4life nach; laut Dr. Spindler ist Cendres+Métaux die einzige Firma, die Abutments herstellt, in denen abgewinkelter Abutmenteingang und -ausgang in einer Linie liegen.
„Abutments4life – zu einfach, zu schön?“
Mit dem One Abutment – the 1st TimeTM Konzept wollen die Erfinder den Prozess so einfach wie möglich gestalten, eine stabile Ästhetik zu erreichen und eine möglichst patientenfreundliche implantologische Versorgung ermöglichen. Ob sich dies im klinischen Alltag bewährt, muss sich in den kommenden Jahren noch beweisen. Denn eine Osseointegration von enossalen Implantaten ist für den weiteren Verlauf essentiell. Ist während der Einheilphase eine mechanische Unruhe durch etwaige Mikrobewegungen gegeben, wird man kaum eine Sekundärstabilität (= Stabilität in Bezug zur biologischen Retention, die eine funktionelle Belastung erlauben) erreichen.