Sie sieht auf den ersten Blick wie ein runder Mac Mini von Apple aus und ist das erste Produkt von epitome: die e1
epitome, ein junges Hightech-Unternehmen mit Sitz in Wien, präsentierte Ende März mit der e1 seine Vision der Zukunft der Zahnpflege. e1 ist das erste autonome Zahnreinigungsgerät der Welt, das Biofilm sichtbar macht und dann autonom gezielt entfernt – ein bedeutender Durchbruch nach sechs Jahren Forschung und Entwicklung. Doch wer steckt hinter dem Unternehmen epitome und war so „verrückt“ fast 170 Millionen Euro in ein Projekt zu stecken, an dem zuvor schon viele andere krachend gescheitert sind – zuletzt Amabrush. Dieser „Verrückte“ ist Mag. Thomas Kloibhofer. Quasi zufällig ist er zum Unternehmer geworden – wieder einmal. Er hatte Anfang 2000, als die Telekommunikationsbranche liberalisiert wurde, in ganz Europa professionelle Callcenter hochgezogen, um Unternehmen beim Kundenservice zu unterstützen. Rund 10 Jahre später verkaufte er seine Anteile an die AXA Private Equity und war fortan Privatier. Sein ehemaliger Mitarbeiter Dominik Wallner begeisterte Kloibhofer 2018 mit der initialen Idee für eine neuartige Zahnreinigung. „Das Thema hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Die Erarbeitung der wissenschaftlichen und technischen Grundlagen für die Entwicklung dieses Produkts war extrem aufregend und aufwendig“, sagt Kloibhofer. Ein 180-köpfiges Team aus Zahnärzten, Wissenschaftlern, Produktdesignern und Ingenieuren tüftelte sechs Jahre an dem neuen Produkt. Darunter auch Ex-Philips-CEO Egbert von Acht, der früher Philips Sonicare zum Erfolgsprodukt gemacht hatte.
„Mit der Handzahnbürste erreichen wir nur 70% der Zahnoberfläche. Die Zeit ist reif für die Zahnreinigung der Zukunft“, erklärt Thomas Kloibhofer, Gründer und CEO von epitome in seinem Vortrag und später nach dem Launch: „Die Gäste waren von der Technik kaum mehr loszueisen. Ein paar haben mir erzählt, dass sich das für sie wie ein iPhone-Moment angefühlt habe.“ Kein Wunder. Denn nur per Fingerscan kommt man überhaupt in den Genuß diese personalisierte Hochleistungszahnbürste starten zu können. Ein Schelm wer Böses dabei denkt und doch soll es der eigenen Zahngesundheit dienen. Warnt doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass über zwei Milliarden Menschen unter mangelnder Mundgesundheit leiden. In Europa erkrankt trotz regelmäßiger Zahnpflege jede zweite Person an Karies. Der Grund: Biofilm ist für das menschliche Auge nicht sichtbar und die manuelle Zahnbürste erreicht im Schnitt lediglich 70% der Zahnoberfläche. Und genau hier setzt die e1 an.
Mit der e1 macht epitome das Unsichtbare sichtbar. „Über 100 Sensoren machen das Unsichtbare sichtbar. Mittels Robotik wird der Biofilm detektiert und in einem zweiten Schrittt gezielt entfernt. Das Ergebnis des „Intelligent Cleaning“ ist die präziseste Zahnreinigung der Welt“, ergänzt Kloibhofer. Die „Zahnbürste“ besteht neben dem Gehäuse aus zwei unabhängigen Einheiten und hat insgesamt mehr als 100 Sensoren. Das Detection Device enthält spezielle Sensoren und Nanokameras, die mit Hilfe einer speziellen Flüssigkeit namens „essence nº1“ den Zustand der Zähne analysieren und pixelgenau Biofilm erkennen und vormerken.
Jeder einzelne Zahn wird in mehr als 100.000 Pixel unterteilt.
Im Anschluss kommt das Cleaning Device zum Einsatz, dass den Biofilm zusammen mit einer flüssigen, selbstentwickelten Zahnpasta „essence nº2“ anhand dieser Daten exakt entfernt. Dieser Prozess soll zu einer gründlichen Zahnreinigung von bis zu 99,7% führen. Reiselustige können ebenfalls von der e1 profitieren, denn das Cleaning Device kann auch ohne Detection Device verwendet werden, wenn es zuvor mehrere Wochen trainiert wurde. Dann passt es mit seinem Reiseetui in jedes Handgepäck.
Doch die e1 bietet laut Hersteller mehr als nur eine Optimierung der Zahnreinigung. In den 30 Sekunden der Zahnanalyse werden über 300 Datenpunkte zu Vitalwerten wie Temperatur, Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung erfasst. Diese Gesundheitsmetriken werden in der epitome App visualisiert und können von den Nutzern mit ihren Ärzten geteilt werden. „e1 überlässt die Mund- und Körpergesundheit nicht dem Zufall. Alle Nutzer verfügen über präzise Auskünfte und können Gesundheitsrisiken frühzeitig erkennen“, führt Thomas Kloibhofer nicht ohne Stolz fort. Nach und nach sollen der e1 per Softwareupdates weitere spannende Funktionen hinzugefügt werden.
Die Vision ist klar: „e1 überlässt die Mund- und Körpergesundheit nicht dem Zufall. Alle Nutzer verfügen über präzise Auskünfte zur Zahn- und Mundgesundheit sowie weitere Gesundheitsmetriken“, so Kloibhofer. Ein Paradigmenwechsel von restaurativer zu präventiver Zahnmedizin soll mit der e1 eingeläutet werden.
Auf Interesse stößt das Produkt nicht nur in der Fachwelt: Die Vorbestellungen für das immerhin 2.400 Euro teure Gerät liegen laut epitome über Plan. „Obwohl wir das erst im deutschsprachigen Raum beworben haben, bekommen wir schon Bestellungen aus Portugal oder Lettland“, sagt Kloibhofer. Das klingt durchaus plausibel, traf das dental JOURNAL auf der Launchveranstaltung auf etliche Zahnärzte, die die e1 schon aus beruflicher Neugier auf jeden Fall bestellen wollten. Dabei ist der Kaufpreis noch nicht alles, denn zusätzlich kann für Zahncrème und Bürsten ein monatliches Abo um rund 40€ abgeschlossen werden.
Die erste Tranche wird ab August ausgeliefert. Zeitgleich soll auch der epitome Flagshipstore in Wien öffnen. Während die ersten Geräte vom Band laufen, läuft die Entwicklung für ein Produkt, dass für Zahnarztpraxen bestimmt ist auf Hochtouren. Spätestens Ende 2025 soll es soweit sein – ein guter Grund sich den Namen epitome auch für die eigene Praxis zu merken.
Interview: 5 Fragen an den CEO Thomas Kloibhofer
Die Fragen stellte Chefredakteur Oliver Rohkamm
Sie haben rund 170 Millionen Euro in die Entwicklung des e1 investiert. Was hat Sie dazu bewogen, ein derart großes finanzielles Risiko einzugehen, nachdem schon andere an ähnlichen Konzepten gescheitert sind?
Mein Investment in epitome ist deutlich geringer, aber noch immer bedeutend und richtungsweisend. Ich bin Entrepreneur, versuche Chancen zu erkennen und Risiken zu bewerten. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass in unserer hochentwickelten Welt eine so wenig zeitgemässe Zahnreinigungstechnologie zum Einsatz kommt. Wir fliegen mittlerweile mit Raumschiffen in den Orbit und zum Mond und die Zahnreinigung hat sich seit über 600 Jahren kaum verändert. Es gab vielleicht in der Vergangenheit auch die eine oder andere Idee für neue Formen der Zahnreinigung, doch unser Produkt und unsere Ausführung ist einzigartig. Es gab und gibt keine vergleichbaren Lösungsansätze, epitome e1 wird den neuen «Goldstandard» für die kommenden Jahre und Jahrzehnte definieren.
Das e1 erfasst zahlreiche Gesundheitsdaten zusätzlich zur Zahnreinigung. Welche Visionen und Pläne verfolgen Sie langfristig in Bezug auf die Integration von Zahnpflege und Gesundheitsmonitoring?
Unsere Mission bei epitome ist es Menschen dabei zu unterstützen so gesund zu leben, wie sie es wollen. Wir wollen mit epitome e1 einen neuen, verbesserten Zugang zu gesundem Leben ermöglichen. Zahnärzte und Ärzte anderer Disziplinen sollen in der Lage sein proaktiv die Gesundheit ihrer Patienten mithilfe von KI zu monitoren um präventiv zu unterstützen. Zu oft haben unserer Meinung nach Patienten von Ärzten gehört «wenn Sie früher zu mir gekommen wären, dann hätte ich ihnen noch besser oder noch schneller helfen können».
Für Ende 2025 ist bereits ein Praxisgerät für Zahnarztpraxen in der Pipeline. Wie wird sich dieses vom e1 für Privatkunden unterscheiden und welche Mehrwerte soll es für Zahnärzte bieten?
Unserer Meinung nach wird der Zahnarzt 2.0 zum Gesundheitsmanager seiner Patienten. Unser Ziel ist, dass in Zukunft nicht fast 80% der Menschen Angst vor einem Zahnarztbesuch haben, sondern sich darauf freuen. Wir werden daher im ersten Halbjahr 2025 konkret zu unseren «professionel devices» informieren.
Sie haben ein 180-köpfiges Expertenteam aufgebaut, um das e1 zu entwickeln. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit aus so vielen unterschiedlichen Disziplinen und was waren die größten Herausforderungen dabei? Werden Sie den Umfang des Entwicklungsteam beibehalten oder Anpassungen vornehmen?
Unser Experten-Team umfasst aktuell über 180 Spezialisten aus über 22 Nationen. Die Besten der Besten treffen bei uns zusammen um Grossartiges zu bewirken. Sprachbarrieren sind sicher unsere grösste Herausforderung. Wie epitome e1 zeigt, sind diese Herausforderung auch lösbar. Unsere Teams wurden und werden immer aufgrund von spezifischen Zielsetzungen zusammengestellt und adaptiert, Teamleiter beschäftigen sich auch mit der persönlichen und inhaltlichen Entwicklung der einzelnen Mitarbeiter. Aktuell suchen wir führende Spezialisten für KI und optische Sensorik.
Das e1 wird derzeit in Wien produziert. Planen Sie perspektivisch auch eine Verlagerung der Produktion ins Ausland oder sogar global verteilte Produktionsstandorte, wie etwa Philips mit der Sonicare?
Wir versuchen auf unseren CO2 Footprint zu achten. Dieser Gedanke begleitet uns seit den ersten Tagen seit über sechs Jahren. Aktuell wird unser epitome e1 in Europa angeboten. Daher versuchen wir unsere Produktion so ressourcenschonend wie möglich in Europa auszurichten und geographisch naheliegende Geschäftspartner werden bevorzugt. Wenn wir neue Märkte erschliessen, werden wir auch dann naheliegende Produkts-Partner wählen zum Wohle unserer User, der gesamten Menschheit und unseres Planeten.