Der globale Dentalmarkt erlebt derzeit einen dramatischen Wandel. Während der Gesamtmarkt von rund 38 Milliarden USD im Jahr 2024 auf prognostizierte 88 Milliarden USD bis 2032 wachsen wird, verändert sich die Konkurrenzsituation grundlegend. Etablierte europäische Hersteller wie Dentsply Sirona, Dürr Dental und KaVo, die seit Jahrzehnten für Qualität und Innovation stehen, sehen sich zunehmend mit chinesischen Anbietern konfrontiert, die mit aggressiven Preisstrategien den Markt erobern wollen. Im Jahr 2022 war China die größte Importquelle der EU, mit Einfuhren im Wert von 626 Mrd. EUR, was 20,8 % aller EU-Einfuhren ausmachte. Die EU-Ausfuhren nach China beliefen sich im selben Jahr auf lediglich 230 Mrd. EUR. Zwischen Januar 2023 und Dezember 2024 sind die EU-Importe aus China um 4,9 % zurückgegangen, während die EU-Exporte nach China sogar um 12,5 % fielen. Für das erste Halbjahr 2025 deuten die Zahlen für Deutschland darauf hin, dass die Importe aus China gestiegen, die Exporte dorthin jedoch weiter gesunken sind. Damit vergrößert sich das Handelsbilanzdefizit zwischen China und Europa von Jahr zu Jahr und liegt mittlerweile bei über 400 Mrd. EUR pro Jahr.
Für Sie als Zahnarzt oder Zahntechniker in Mitteleuropa stellt sich damit eine fundamentale Frage: Sollen Sie auf vermeintlich günstige Alternativen aus China setzen oder weiterhin der Qualität und Innovationskraft europäischer und anderer internationaler Markenhersteller vertrauen?
Die Antwort kann nur in einer ganzheitlichen Betrachtung, die weit über den reinen Anschaffungspreis hinausgeht, liegen. Eine Betrachtung der Gesamtkosten über die Lebensdauer eines Produkts (Total Cost of Ownership, TCO) zeigt, dass die anfängliche Ersparnis am Ende oft eine Illusion ist. Günstigere Produkte können eine geringere Haltbarkeit aufweisen, höhere Wartungsanforderungen stellen und möglicherweise einen unzuverlässigen Kundendienst bieten. Solche Faktoren führen zu erhöhten Ausfallzeiten, zusätzlichen Ersatzkosten und einem potenziellen Verlust an Patientenvertrauen. Wenn diese versteckten Kosten, einschließlich Importzöllen, kürzerer Lebensdauer, höherer Reparaturanfälligkeit und fehlender zuverlässiger Unterstützung, in die TCO-Berechnung einfließen, kann der vermeintliche Preisvorteil chinesischer Produkte gegenüber Markenprodukten schnell schwinden oder sich sogar ins Gegenteil verkehren. Eine kurzsichtige Betrachtung des reinen Anschaffungspreises kann somit die langfristige Rentabilität, die Effizienz der Praxis und die Patientenzufriedenheit untergraben.
Innovation als Schlüssel
zum Praxiserfolg
Markenhersteller aus Europa, den USA und Japan investieren kontinuierlich und massiv in Forschung und Entwicklung – gerade auch in Europa. Dentsply Sirona beispielsweise gibt jährlich ca. vier Prozent seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus und beschäftigt über 650 Wissenschaftler und Entwickler. Diese Investitionen sind die Grundlage für den technologischen Vorsprung, von dem Praxen weltweit tagtäglich profitieren. Der Intraoralscanner PrimeScan ist nur ein Produkt unter vielen. Kleinere Firmen, wie z.B. VOCO, setzen sogar zu 100 % auf die Produktion im Heimatmarkt. Selbstbewußt hat das Unternehmen seine Forschungs- und Produktionsflächen in Cuxhaven mehrfach erweitert und betreibt eine sehr enge Zusammenarbeit mit Universitäten.
Die Innovationszyklen in Europa entstehen durch eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Universitäten, Forschungseinrichtungen und praktizierenden Zahnärzten. Die Wege zwischen Wissenschaft, Entwicklung und Anwendung sind kurz. Das Ergebnis sind praxisnahe Produkte, die auf realen Bedürfnissen basieren und klinisch erprobt sind. Fortschrittliche CAD/CAM-Systeme wie z.B. von Amann Girrbach oder imes-icore, innovative Implantatlösungen wie z.B. Patent, die das Entstehen von Periimplantitis verhindern und biokompatible Materialien entstehen nicht im Labor, sondern in enger Abstimmung zwischen F&E und Praxis. Doch dieses Modell gerät zunehmend in Gefahr: durch staatlich verordnete Bürokratie (wie z.B. das Lieferkettengesetz, MDR), überbordende Sozialabgaben und eine Abgaben- und Steuerquote für Unternehmen und Arbeitnehmer, die durch nichts mehr zu rechtfertigen ist. Diese treffen vor allem Unternehmen, die überwiegend in Europa produzieren und nicht auf andere Kontinente ausweichen können.
Chinesische Hersteller haben all diese Probleme nicht. Sie produzieren günstig mit geringen Sozialabgaben und Umweltauflagen, denn die europäischen Gesetze gelten nur für hier produzierende Unternehmen und nicht für Produkte, die importiert werden. Ob ein chinesischer BYD nach europäischen Umweltauflagen in Shenzen produziert wird, europäische Mindestlohnstandards erfüllt und wertschöpfungvernichtende Bürokratie aus Brüssel einhält, interessiert in der EU kaum jemanden. Dazu kommt, dass chinesische Hersteller sich bisweilen auf die Replikation bestehender Produkte zu niedrigeren Kosten konzentrieren. Diese Strategie mag kurzfristig für Praxen zu günstigeren Preisen führen, birgt jedoch langfristig das Risiko einer technologischen Stagnation. Als Zahnarzt verlieren Sie damit den Anschluss an die neuesten medizinischen Standards und können Ihren Patienten nicht die bestmögliche Behandlung bieten. Am Ende lohnen sich chinesische Noname Produkte weder betriebswirtschaftlich noch volkswirtschaftlich.

Wirtschaftliche Verantwortung mit direktem Nutzen
Denn jeder Euro, den Sie für europäische Markenprodukte ausgeben, wirkt mehrfach in der heimischen Wirtschaft. Die europäische Medizintechnikbranche beschäftigt rund 600.000 Menschen in etwa 66.000 Unternehmen, allein in Deutschland arbeiten über 20.000 Menschen in der Dentalindustrie. Diese Unternehmen zahlen Steuern, die wiederum öffentliche Infrastruktur, Bildung und Gesundheitsversorgung stärken.
Ihre Kaufentscheidung trägt direkt zur Wertschöpfung in Europa bei. Die Einnahmen verbleiben in der europäischen Wirtschaft, werden reinvestiert und fördern einen positiven Kreislauf von Wachstum und Wohlstand. Die deutsche Medizintechnikbranche investiert beispielsweise rund zehn Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung – doppelt so viel wie der Durchschnitt anderer Branchen.
Der Kauf chinesischer Produkte hingegen führt zu einem Abfluss von Wertschöpfung aus Europa. Langfristig wird dies zu einem Verlust von Arbeitsplätzen, einer Schwächung der heimischen Industrie und einer Verringerung der Innovationsfähigkeit führen. Als österreichischer oder deutscher Zahnarzt haben Sie die Möglichkeit, durch Ihre Kaufentscheidung aktiv zur Stärkung der heimischen Wirtschaft beizutragen. Hohe Handelsbilanzdefizite wie sie zwischen Europa und China Jahr für Jahr entstehen, senken nach und nach das Wohlstandsniveau in Europa.
Service, der den Unterschied macht
Europäische Hersteller und Händler bieten mehr als nur Produkte – sie bieten umfassenden Service, technische Unterstützung in Ihrer Sprache, Schulungen zu neuen Technologien, schnelle Ersatzteilversorgung und persönliche Betreuung vor Ort. Diese Servicequalität minimiert Ausfallzeiten und gewährleistet die optimale Integration neuer Technologien in Ihre Arbeitsabläufe. Entscheidend für eine Spitzenposition ist heute nicht mehr ausschließlich die Hardware, sondern das Gesamtkonzept, wie ich an zwei Beispielen namhafter Firmen zeigen möchte:
Dentsply Sirona setzt beispielsweise auf Hardware-Unabhängigkeit mit DS Core, einer Cloud-Plattform, die Zahnarztpraxen und Labore bei ihren täglichen Arbeitsabläufen unterstützt und eine Reihe von Tools bereitstellt, die Effizienz, Produktivität und Wachstum fördern können. DS Core funktioniert auf jedem Gerät mit einem Internetbrowser und ist nicht an bestimmte Hardware gebunden. Primescan 2, powered by DS Core, ist cloud-nativ, und die Scandaten werden direkt in der Cloudplattform erfasst. Mit ihr können die Anwender auf jedem Computer, Laptop, Tablet oder einem anderen mobilen Gerät mit Internetverbindung scannen.
EMS aus der Schweiz entwickelte in den letzten Jahren Gesamtkonzepte wie die Guided Biofilm Therapy (GBT). Im Vordergrund steht bei diesem Konzept, wie bei Dentsply Sirona nicht die hochwertige Hardware aus der Schweiz, sondern der Nutzen für Praxis und Patient. Ziel ist dabei nicht einfach nur Zahnstein zu entfernen oder Zähne zu polieren, sondern ein umfassendes Konzept anzubieten, das echten Mehrwert schafft und zu erhöhter Kundenbindung führt. „Copycats“ wie Woodpecker, eines der namhafteren Unternehmen aus China, setzen vor allem auf das Preisargument der Hardware um Marktanteile in Europa zu erobern. Eine solche Strategie ist für europäische Firmen nicht möglich, daher setzen sie auf Innovation und Service.
Die langfristige Perspektive
Kurzfristig mögen chinesische Produkte günstiger erscheinen, doch die Gesamtkosten über die Nutzungsdauer hinweg erzählen oft eine andere Geschichte. Höhere Zuverlässigkeit bedeutet weniger Ausfälle und Reparaturen. Bessere Behandlungsergebnisse führen zu zufriedeneren Patienten und mehr Weiterempfehlungen. Rechtssicherheit schützt vor bösen Überraschungen bei Kontrollen und die Wertstabilität europäischer Markenprodukte sorgt für bessere Eintauschwerte. Die Investition in Markenprodukte ist letztendlich eine Investition in die Zukunftsfähigkeit Ihrer Praxis, die Sicherheit Ihrer Patienten und die Innovationskraft der europäischen Dentalbranche. Als Zahnarzt haben Sie mit jeder Kaufentscheidung die Möglichkeit, aktiv zur Gestaltung dieser Zukunft beizutragen.
Qualität hat ihren Preis – aber Qualitätsmängel kosten langfristig mehr. Mit Markenprodukten investieren Sie nicht nur in erstklassige Technik, sondern auch in ein wirtschaftlich starkes Europa und eine erfolgreiche Zukunft Ihrer Praxis. Die Wahl liegt bei Ihnen.