Ein Erfahrungsbericht nach 6 Wochen Praxistest.
Normalerweise kann ich mich für Computer wenig bis gar nicht begeistern, aber wenn ein Hersteller nicht weniger verspricht als „Alle Vorteile eines Laptops, alle Vorteile eines Tablets“ dann muss man sich das Gerät mal näher anschauen.
Die Rede ist vom Microsoft Surface Pro 3. Das Gerät mit Retina Touchscreen (2.160 x 1.440 ) hat ungefähr die Größe eines DIN A4 Blattes und wiegt 800 Gramm. Das Display hat 12 Zoll (das normale iPad hat 9,7 Zoll) und ist damit ideal, um pdfs, Webseiten oder ePost zu lesen. Nicht ganz so handlich wie ein Apple Tablet, aber immer noch handlich genug.
Der Clou ist das Betriebssystem des Gerätes. Während Apple beim iPad auf iOS setzt und viele andere Tablethersteller auf Android, arbeitet das Surface mit Windows 8.1 Pro. Damit ist man bei der Suche nach Apps zwar auf den MS Store beschränkt, hat aber gleichzeitig die Möglichkeit jegliche Windows Software zu nutzen. Von Adobes Creative Suite über das MS Office Paket bis hin zu den persönlichen Lieblingsprogrammen. Somit ist man deutlich weniger auf Apps angewiesen als bei einem reinen Tablet.
Doch wie verwandelt sich das Surface Pro 3 nun in einen richtigen Laptop? Ganz einfach: Man verbindet ihn per Magnetklick mit dem Type Cover 3 (in blau, rot, lila oder schwarz erhältlich), klappt den Standfuß aus und hat im Nu einen vollwertigen Computer: 12 Zoll Bildschirm, hintergrundbeleuchtete Tastatur mit Touchpad und einem schnellen Intel Prozessor. Es gibt sogar optional eine eigene Maus dazu, die man zum Transport flach zusammenlegen kann.
HARDWARE
Microsoft lässt einem die Wahl zwischen den i3, i5, und i7 Intel Prozessoren mit entweder 4 oder 8 GB Hauptspeicher und kann als eingebaute Festplatte (SSD) zwischen 128 und 512 GB wählen. Wobei nicht jede mathematisch denkbare Variante wählbar ist. Wir haben hier das Topmodell zur Verfügung (i7, 8 GB Ram, 512 GB SSD). Das Gerät ist geräuschlos, lediglich bei rechenintensiven Aufgaben ist der Lüfter deutlich zu hören – was allerdings nur störend ist, wenn man sich zuvor schon an die Stille gewöhnt hat. Das Gerät verfügt über zahlreiche Schnittstellen: USB 3.0, microSD Schacht, DisplayPort und Kopfhöreranschluss. Eine Dockingstation, die die Schnittstellen deutlich erweitert, ist ebenfalls lieferbar, wir haben sie aber bis dato nicht vermisst. Im Lieferumfang ist ein flaches Netzteil, an welchem man mittels zusätzlicher USB Buchse nebenbei Mobilgeräte aufladen kann.
Doch das ist noch nicht alles: Microsoft packt noch einen digitalen Pen mit in die Schachtel, mit dem man auf dem Gerät schreiben und zeichnen kann. Was ziemlich perfekt funktioniert. So kann man schnell Skizzen anfertigen, in ein pdf seine Unterschrift einfügen oder sich einfach ein paar Notizen machen. Ein Doppelklick auf den hinteren Druckknopf und schon öffnet sich ein digitaler Schreibblock. Ideal für Chaoten, die regelmäßig handgeschriebene Zettel verlieren. Zusätzlich verfügt das Gerät über zwei eingebaute 5 Megapixel Kameras, ein Stereo-Mikrofon und zwei Lautsprecher.
SOFTWARE
An Bord ist lediglich Windows 8.1 Pro, OneNote und Skype. Das Officepaket muss wie sonst auch, separat erworben werden.
Das Gerät arbeitet nun seit knapp 6 Wochen in der Redaktion und hat sich wacker geschlagen. Sogar kleinere Arbeiten und Korrekturen an Indesign Dokumenten waren kein Problem. MS Office, Internet, Email funktionieren perfekt. Auf dem Weg von Zürich nach Salzburg leistete es mir im Railjet gute Dienste. So konnte ich einen Veranstaltungsnachbericht verfassen, die Bilder auswählen, bearbeiten und sogleich auf unserem Portal online stellen. Einzig vor der Abfahrt in Zürich war ich auf Schützenhilfe vom AppleStore am Bahnhof angewiesen: Meine Aufnahmen waren auf einer SD Karte gespeichert, während das Surface einen microSD Slot anbietet. Daher durfte ich meine Fotos im AppleStore in meine Dropbox hochladen, um sie von dort auf das Gerät zu bekommen. Nächstes Mal nehme ich mir dafür einen Adapter mit. Somit hilft das Gerät zweifellos auf Reisen die Zeit sinnvoll zu nutzen. Natürlich habe ich nicht nur damit gearbeitet, sondern mit dem vorinstallierten pdf Reader auch Zeitungen und Magazine gelesen. Wobei sich die abnehmbare dünne Tastatur als sehr praktisch erwiesen hat.
Insgesamt haben mich nur zwei Dinge am Gerät gestört: Die Akkulaufzeit könnte länger sein (die angegebenen 9h habe ich nie erreicht) und der Lüfter springt ab und zu auch an, wenn keine rechenintensiven Aufgaben verlangt sind. Doch das könnte noch durch Updates korrigiert werden. Auch von den eingebauten Kameras dürfen keine Wunder erwartet werden. Doch als Kameraersatz ist das Gerät ohnehin nicht geeignet, da ist man mit den meisten Smartphones besser bedient. Für Skype Videokonferenzen ist die Qualität aber mehr als ausreichend.
KOSTEN
Die Preise bewegen sich zwischen günstigen 799€ und selbstbewußten 1.949€ inkl. Steuer. Dazu kommen noch die Kosten für das Type Cover 3 mit 120€ und ev. die originale Surfacemaus mit 69€. Für den Preis des Topmodells samt Zubehör kann man sich natürlich auch ein MacBook Air plus iPad kaufen, hat dann aber das Problem, immer zwei Geräte mitschleppen zu müssen. Auch bietet Apple bisher für seine Notebooks keinen Touchscreen an. Eine Alternative wäre das neue Lenovo Yoga 3, das dann allerdings ebenfalls auf fast 2.000€ kommt und über keinen Digitizer und keine abnehmbare Tastatur verfügt.