Dienstag, Juli 16, 2024
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Wir machten Augen – statt immer nur Zähne

PrograMillOne – die weltweit kleinste 5-Achs-Fräsmaschine von Ivoclar Digital schleift verschiedenste Keramikblöcke

Ganze 8 Wochen nach der IDS versprachen die Macher der Wiener international Dentalshow (WID) „Sie werden Augen machen – statt immer nur Zähne“. Wenngleich natürlich auch die Produktstars der IDS in Wien im Mittelpunkt standen, bemühten sich die Aussteller, deutlich zu machen, dass digital menschlich wird. Unser WID-Rundgang beginnt bei der Frästechnologie.

Von Jan Conzelmann, Till Baumgardt und Emanuel Michler

PrograMillOne

Die PrograMillOne – laut Aussage von Ivoclar Vivadent die weltweit kleinste 5-Achs-Fräsmaschine – ist komplett über eine App via Tablet oder Smartphone bedienbar. Für die einen ein technische Spielerei – für viele aber auch ein Zeichen dafür, dass die Wünsche der Anwender bei Handhabung und Bedienung im Lastenheft der Entwickler einen höheren Stellenwert genießen.

Diese für die Zahnarztpraxis konzipierte Fräseinheit fügt sich nicht nur durch ein schönes Design in die Praxis ein. Sie besitzt die Fähigkeit, bis zu 5 Rohlinge vorzuhalten, diese zu identifizieren und zu wechseln. Außerdem kann PrograMillOne auf bis zu 9 Fräswerkzeuge selbstständig zugreifen. Bei der sog. 5-Achs-Turnmilling-Technologie bewegt sich anders als sonst – der zu bearbeitende Block um das Werkzeug, was die Bearbeitungsqualität optimiert. Die Zustellung bleibt konstant; das Werkzeug verlässt nie das Werkstück.

PrograMill One ist auf die Scan- und Designlösungen von 3Shape abgestimmt und wurde speziell für die Bearbeitung von IPS e.max entwickelt.

Bluephase Style 20i

Der Liechtensteiner Dentalkonzern stellte außerdem ein neues Polymerisationsgerät mit leistungsstarker LED vor, die Bluephase Style 20i: Das kabellose Gerät besitzt im sogenannten Turbo-Programm eine Lichtintensität von bis zu 2’000 mW/cm2 im Wellenlängenbereich von 385 bis 515 nm und sorgt so laut Hersteller für kurze Belichtungszeiten von 5sec für Schichtdicken bis 4mm.

Bei der Produktentwicklung stand der Einsatz bei vollkeramischen Restauration, z. B. aus IPS e.max oder IPS Empress im Mittelpunkt – genügend Energie sollte durch die Krone oder das Inlay gelangen, um eine sichere Polymerisation des Befestigungscomposits zu ermöglichen.

Und wieder kommt der Faktor Mensch ins Spiel: Die Bluephase Style 20i ist ergonomisch geformt und ausbalanciert und alle Einstellungen lassen sich bequem mit nur einer Hand vornehmen.

Bluephase Style 20i: Kabellos und besonders leistungsstark für die sichere Tiefenpolymerisation

3D Prothese

Weiter führt der Weg in einen Technologie-Bereich, bei dem so langsam deutlich wird, welches weites Feld an Indikationen damit abgedeckt werden können: Neben dem 3-D Druck. ist die neueste Spielwiese die 3D Prothese. Dabei unterscheiden sich die Lösungen der Hersteller durchaus.

Ivoclar bietet mit seinem Digital Denture Konzept eine Prothese aus der Fräsmaschine. Und das mit nur zwei industriell gefertigten Materialien. Das Material wird in Form von Scheiben geliefert und die industrielle Fertigung garantiert gleichbleibende Qualität ohne Einschlüsse und mit nur einem Restmonomergehalt von 1%.

Die Basis bildet IvoBase CAD in z.Zt. 4 verschiedenen Basisfarben, welche sich am Farbkonzept von Ivoclar Vivadent orientieren und aus PMMA bestehen. Die Zahnreihe wird aus SR Vivodent CAD gefertigt, welche aus DCL-Kunststoff (Double-Cross-Link) besteht und in vielen Farbnuancen angeboten wird.

Die Fertigung erfolgt in zwei Stufen. Zuerst werden Zahnkranz und Basis bis auf die Verbindungsstellen grob ausgefräst, danach adhäsiv verbunden und erst dann noch einmal von der Fräsmaschine in die finale Form gebracht.

Durch die zusammenhängende Zahnreihe gewinnt die digitale Prothese an Stabilität und erlaubt so, die Basis graziler zu gestalten. Dies führt zu einem besseren Tragekomfort und so zeigen erste Auswertungen zufriedenere Patienten.

Den menschlichen Faktor bildet das Zusammenspiel von Zahntechniker und Zahnärzte. In ca. 3 Stunden kann die PrograMill PM7 Ober- und Unterkiefer fräsen, liefert dem Zahnarzt so schnell eine Totalprothese und dem Zahntechniker neue Zeit, sich anderen Arbeiten zu widmen.

Digital Denture: Die digitale Vollprothese von Ivoclar Vivadent überzeugt auch in Studien

CEREC

Beim Thema CAD/CAM ist CEREC seit Jahren eine feste Größe und immer wieder Impulsgeber. Der CEREC SpeedFire von Dentsply Sirona CAD/CAM soll nach Herstellerangaben diese Tradition fortsetzen, funktionell und optisch überzeugen. Als Belege dienen nach dem Red Dot Award nun auch der iF Design Award.

Der Ofen soll dank Induktionstechnolgie sintern, Glanzbrand und e.max kristallisieren können. Der laut Hersteller weltweit kleinste und schnellste Sinterofen sei derzeit einzigartig auf dem dentalen Markt.

Die Arbeitszeit soll für die Sinterung einer Zirkonoxid-Restaurationen unter 15 Minuten und für die Glasierung 9 Minuten betragen. Die Hardware als auch die Software seien bedienerfreundlich konzipiert, wodurch eine spezielle Schulung entfallen soll. Sirona bietet alles aus einer Hand an – ein Geräteverbund mit oralem Scanner, Schleifeinheit und Cerec Speedfire, gesteuert durch ein hauseigenes LCD Touchpad.

Der SpeedFire-Ofen von Dentsply Sirona sintert Zirkonoxid-Restaurationen in max. 15 Minuten

Mit der neuen CEREC SW 4.5 wurde die Zahl der nötigen Schritte für eine Restauration deutlich reduziert. Die Art der Restauration wie Inlays, Onlays, Kronen oder Veneers werden von der Software automatisch erkannt. Auch wird die Einschubrichtung selbständig definiert. Die Vorbereitung der Restauration benötigt nur noch zwei statt vier Schritte und beschränkt sich jetzt auf das Einstellen der Modellachse und Einzeichnen der Präparationsgrenze.

Zeitsparend soll sich bei der neuen Version eine höhere Passgenauigkeit auch bei Abweichung der Präparation von den Vorgaben auswirken. Die Frässtrategie soll ebenfalls weiter verbessert worden sein.

Mit dem CEREC Zirconia Meso Block lassen sich jetzt Kronen aus Zirkonoxid präzise trockenfräsen und anschließend im CEREC SpeedFire innerhalb weniger Minuten sintern. Somit ist es möglich, die vollständige Implantatprothetik mit Zirkonoxid in nur einer Sitzung zu fertigen.

Die Zahnfarbe ermittelt die Software mit der Funktion „Shade Detection“ (Farbanalyse) aus dem Scan und gibt diese als Vita Classic oder Vita 3D Master an. Eine extra Farbbestimmung von Hand kann entfallen.

WID Forum – Hygieneleitfaden

Neben Produktinnovationen bot die WID den Besucher im WID Forum ein abwechslungsreiches Programm an Expertenvorträgen. Insbesondere das Thema Praxishygiene lockte zahlreiche Zuhörer an. Dr. Franz Hastermann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene in der Zahnheilkunde, referierte zur Problematik der Überprüfung von Sterilisationsmaßnahmen und deren gesetzliche Validierung vor dem Hintergrund der mangelnden gesetzlichen Regelung.

Hygienepapst MR Dr.Franz Hastermann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene in der Zahnheilkunde und einer der Autoren des Österreichischen Hygieneleitfadens.Dr. Hastermann hat auch in der Vergangenheit Empfehlungen für den Gesetzgeber formuliert, welche dann vom Gesetzgeber zu Richtlinien erklärt wurden. Seit Ende 2013 gibt es den Leitfaden für Hygiene in Zahnarztordinationen. Einer der Mitautoren: Franz Hastermann. Er versteht das Werk als Versuch, zum Wohle von ZahnärztInnen, Odinationsteams und PatientInnen fachspezifische Qualitätsstandards zu definieren.

Da die Behörden regional unterschiedlich dazu übergehen, eine Validierung der Instrumentenaufbereitung als Grundvoraussetzung zum Betrieb einer Ordination zu sehen, der Gesetzestext aber lediglich Zielsetzungen und keine definitiven Werte vorgibt, empfiehlt Dr. Hastermann, sich frühzeitig mit der Validierung und Ihrer Dokumentation zu beschäftigen.

Dr. Hastermann definiert zwei Sterilisationskreisläufe, einen kleinen für nicht chirurgisch tätige Praxen und einen großen, welche an die Bedürfnisse der Praxis noch angepasst werden können.

Da die Validierungsregelung hohe Kosten und Aufwand mit sich bringt, betont Dr. Hastermann, dass die händische Aufbereitung im kleinen Kreislauf der maschinellen in nichts nachstehen muss. (getestet mit „Kollerbrei“).

Dr. Hastermann ist im Raum Wien bei Fragen zur Praxishygiene und Validierung tätig.

 

Die Autoren Jan Conzelmann, Till Baumgardt und Emanuel Michler sind Zahnmedizinstudenten an der DPU Krems und absolvieren dort parallel den Bachelor Medizinjournalismus und Öffentlichkeitsarbeit.

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