Unser Autor Dr. Leon Golestani hat den Geschäftsführer von CAD/CAM Lösungen Klaus Kopetzky in Wien getroffen um über den digitalen Workflow im allgemeinen und über den neuen Intraoralscanner MEDIT i900 im Besonderen zu sprechen. Dr. Golestani ist selbst Zahnarzt in Wien, nützt gerne moderne digitale Lösungen, wo sie Vorteile bieten, scheut sich aber auch nicht Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
Dr. Leon Golestani: Du hast enorme Erfahrung im digitalen Bereich. Wie siehst du aktuell die Situation der Zahnärzte? Bevor wir zum neuen Produkt kommen, würde ich gerne wissen, wo du noch Verbesserungsbedarf siehst. Viele scheuen ja den Schritt ins Digitale. Was ist deine Meinung dazu und wie kann man die Ängste nehmen?
Klaus Kopetzky: Das erlebe ich sehr oft. Die Industrie bringt unreife Produkte auf den Markt, die jemand entwickelt hat, egal ob sie funktionieren. Der Vertrieb muss sie dann verkaufen. Ich habe das selbst erlebt bei Verkaufsmeetings, wo Rohrkrepierer zum Welterfolg gepusht wurden. Ich versuche, die Bedenken durch fundierte Beratung im Vorfeld und laufenden Support zu nehmen. Die Anwenderkompetenz meines Teams steht außer Zweifel, denn wir kennen die Produkte in- und auswendig. CAD/CAM ist kein Kühlschrank – damit meine ich, dass Systeme nicht einmal aufgestellt werden und dann wie von selbst laufen, sondern dass bei Computern und Software, immer Probleme auftreten können. Da braucht es einen Ansprechpartner, der schnell und unkompliziert helfen kann – vor allem, wenn der Patient am Stuhl sitzt.
Wie kannst du diesen Support gewährleisten, gerade wenn es abends um 17.30 Uhr klemmt?
Von 08.00 bis 17.00 Uhr haben genügend Mannschaft im Support. Wir kennen uns aus, sind schnell und effektiv. Wir sehen das Problem und können es in Minuten eingrenzen. Zum neuen Intraoralscanner: Der MEDIT i900 ist als Premiumprodukt zu den i600 und i700 Serien dazugekommen. Auf den ersten Blick fällt die extrem kompakte Größe wie die einer Handzahnbürste auf. Trotzdem ist er zuverlässig, präzise und bezahlbar geblieben. Er ist mit abnehmbarem USB-C Kabel ausgestattet. Bei Kabelbruch tauscht man einfach das Kabel aus.
„Die Industrie bringt unreife Produkte auf den Markt, die jemand entwickelt hat, egal ob sie funktionieren. Der Vertrieb muss sie dann verkaufen.“
Ein wichtiges Thema ist der Preis. Wie viel kostet der i900 und wie ist das mit Upgrades in Zukunft?
Die Südkoreaner sind sehr innovativ – 2019 der i500, 2021 der i700, 2022 Wireless, 2024 der i900. Die Entwicklung ist rasant und wird nicht stehen bleiben. Damit das Gerät nicht schnell „altert“, haben wir eine Mietlösung entwickelt: Für ca. 600-700€ im Monat wird der Scanner alle 3 Jahre gegen ein neues Modell getauscht. Alles inklusive wie Garantie, Support, Software ohne Lizenzgebühren. Der Slogan „All-in for you“ passt. Alternativ kann man den i900 für 19.500€ kaufen und zur Hardware noch Laptop/Tablet wählen.
Erzähl noch die Neuheiten des i900 im Vergleich zu bestehenden Scannern.
Abgesehen von der deutlich kompakteren Bauform kann der neue Scanner vor allem durch seine höhere Scantiefe überzeugen. Er verfügt über neue Kameras, eine verbesserte Optik und einen leistungsfähigeren Chip. Mit einer 10-Bit-Farbtiefe statt der vorherigen 8-Bit ist es nun noch einfacher, spiegelnde Oberflächen wie hochglanzpolierte Scankörper oder Blut- und Speichellachen zu erfassen. Allerdings ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass jeder intraorale Scan lediglich eine optische Abformung ist. Der Scanner erfasst nur das, was man sieht. Details wie Brackets lassen sich nun detaillierter scannen. Die 10-Bit-Technologie sorgt zudem für eine nochmals verbesserte Farbwiedergabe und ermöglicht so eine präzisere Zahnfarbbestimmung in der Software. Die Scantiefe beträgt nun 30 mm, was in der Branche bisher einzigartig ist. So kann man wunderbar bis zur Präparationsgrenze scannen. Auch die Scangeschwindigkeit wurde etwas erhöht, obwohl sie schon zuvor sehr hoch war. Das größere 15×23 mm Scanfeld mit einer großen Spitze erfasst beim ersten Überfliegen bereits 80% der Daten. Kleinere Bereiche wie beim Siebener kann man dann einfach mit einer mittelgroßen oder kleinen Spitze nachscannen. Entscheidend ist auch das nahtlose Unibody-Design ohne Ecken und Kanten, vergleichbar mit einer Zahnbürste. So ist die gesamte Technik in einem Tubus untergebracht, was ein hygienisches Arbeiten ohne Kreuzkontaminationsrisiko ermöglicht.
Was ist bezüglich der Software neu?
Die Software ist weiterhin sowohl für Zahnärzte als auch Zahntechniker komplett kostenfrei nutzbar und ermöglicht eine unbegrenzte Vernetzung mit Laboren ohne Folgekosten. Integriert sind zahlreiche nützliche Apps, sei es für Kieferorthopädie-Simulationen, Smiledesign, die Konstruktion von Aufbiss-Schienen zum Ausdruck oder einen kostenlosen Modell-Builder zum Sockeln von Modellen für die Tiefziehtechnik. All diese Software-Features sind für registrierte Nutzer auf Dauer kostenfrei verfügbar.
Ich sehe noch viele Praxen, die am Analogen festhalten und Scheu vor der Digitalisierung haben. Ab wann rechnet sich denn die Investition in einen Scanner wie den MEDIT i900?
Es gibt in der Tat noch genügend Praxen, die rein analog arbeiten. Der Hauptgrund dafür ist, dass die Industrie in der Vergangenheit halb ausgereifte Lösungen auf den Markt brachte und die Kunden dadurch verunsichert wurden – eine Erfahrung, die ich täglich mache. Allerdings zeigt sich, dass der Umstieg aufs Digitale überall gut funktioniert, wo ordentliche Schulungen zu den Tools, zum Workflow und zu Tipps und Tricks stattfinden. Niemand ist als perfekter Scanner-Nutzer geboren, Übung ist erforderlich. Man muss sich Zeit nehmen für die Umstellung auf den digitalen Workflow. Die Vorteile der digitalen Abformung liegen jedoch klar auf der Hand: die unglaubliche Reproduzierbarkeit, die Möglichkeit zum zweizeitigen Arbeiten. Simulationen muss man als Leistung natürlich aktiv anbieten, was die Patienten sehr gerne annehmen. Als Aufklärungstool ist ein vergrößerter, farbechter 3D-Scan des Gebisses ideal, um dem Patienten Problembereiche visuell zu zeigen. Oder man kann dem Patienten seinen aktuellen Gebisszustand auf einem USB-Stick mitgeben, als Ausgangspunkt für spätere Rekonstruktionen nach einem Unfall. All diese Möglichkeiten sprechen klar für einen digitalen Workflow.
Wann rechnet sich die hohe Investition für einen normalen Kassenzahnarzt?
Das hängt stark davon ab, wie man die digitalen Möglichkeiten nutzt. Rein wirtschaftlich betrachtet, wenn man den Scanner nur mit den Alginatkosten vergleicht, rechnet sich die Anschaffung nie. Aber der Scanner ist ein Werkzeug, das man immer weiter ausbauen und intensiver nutzen sollte. Aus forensischen Gründen, für die Zusammenarbeit mit räumlich verteilten Spezialisten weltweit per Knopfdruck oder für zeitsparende Arbeitsabläufe wie das zweizeitige Scanprotokoll, das analog nicht möglich ist. Meine Assistentin kann schon vor dem Präparieren einen ersten Scan erstellen, dann scanne ich nur noch den Präparationsbereich nach – ein enormer Zeitgewinn. Eine tolle Möglichkeit ist auch, einen gebrandeten USB-Stick mit den Scandaten und einer PDF-Visitenkarte als Paket anzubieten. Wenn ich in diese Richtung denke, dann habe ich den Intraoralscanner auch aus wirtschaftlicher Sicht sehr schnell wieder drin als Kassenzahnarzt.
Gibt es eine Möglichkeit, dass der Patient die STL-Daten einfach auf seinem System öffnen und anschauen kann, ohne zusätzliche Software?
Ja, bei STL-Dateien ist es anders als beispielsweise bei DVT-Daten. Ab Windows 10 gibt es einen integrierten 3D-Viewer, der STL-Dateien problemlos öffnen kann. Auch auf Apple-Systemen funktioniert das unkompliziert durch einen Doppelklick auf die Datei, ohne zusätzliche Software zu benötigen. Bei DVT-Daten ist es leider schwieriger und erfordert spezielle Programme.
Eure Scanner kann man kaufen oder mieten?
Genau. Mit der Mietlösung kann man jederzeit auf neue Modelle in einer ähnlichen Preisklasse wechseln. Ob es in 3 Jahren vielleicht ein Wireless-Modell oder eine komplett neue Generation gibt, ist unklar. Aber die Mietkonditionen passen wir dann entsprechend an.
Wo kann man diesen Scanner und die ganze Technologie live erleben oder gar testen?
In meiner Firmenzentrale in Wien im 16. Bezirk haben wir alles funktionsbereit aufgebaut – keine reine Showroom-Ausstellung. Jeder Workflow, von der Fräsmaschine bis zum 3D-Druck, kann live ausprobiert und getestet werden. Mit einem kurzen Anruf können interessierte Kollegen jederzeit für eine Demonstration vorbeikommen. Wir nehmen uns gerne die Zeit, alles Wichtige zu erklären und vorzuführen.
www.cadcam-loesungen.at