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Kamille – Salbei – Zitronenmelisse – Ringelblume – Myrrhe

Heilkräuter für Zahn und Zahnfleisch

Von DH & Kräuterpädagogin Kristina Krapf, BA

Kamille (Matricaria chamomilla L.)
Kamille ist eine bekannte Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler, die oft als „Star unter den Heilpflanzen“ bezeichnet wird. Seine multitherapeutischen, kosmetischen und ernährungsphysiologischen Werte wurden durch jahrelange traditionelle Verwendung und wissenschaftlicher Forschung etabliert. Kamille wird seit Jahrhunderten in Tees, zur Behandlung von Fieber und Erkältungen eingesetzt. Sie wirkt entzündungshemmend und reizlindernd bei Schnupfen, Sinusitis, Halsschmerzen und Heiserkeit. Kamille hat ein großes Wirkungsspektrum und kann als Heilpflanze vielseitig eingesetzt werden. Sie kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. In einer klinischen Studie wurde sogar nachgewiesen, dass CHX im Vergleich zu Kamillenextrakt bei der Behandlung von Gingivitis keinen Unterschied darstellt. Der Wirkstoff der Kamille wird auch gerne beim Zahndurchbruch verwendet, da dieser beruhigend und dadurch schmerzlindernd wirkt.
Anwendung bei Mundschleimhautentzündung (Mukositits) und Gingivitis
Das ätherische Öl wird verdünnt als Mundspülung verwendet, ca. 1-2 Tropfen in einem Glas Wasser verdünnen und damit spülen. Stattdessen kann auch Kamillentee zum Spülen verwendet werden. Dafür 3-10 g Kamillenblüten mit 100 ml oder zwei Teebeutel mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen. Die Teebeutel 15-30 Minuten bzw. die 3-10 g Kamillenblüten 10 Minuten ziehen lassen. Danach die Blüten/Teebeutel abseihen. Den Tee etwas abkühlen lassen und möglichst warm zum Gurgeln verwenden. Mehrmals täglich für einige Minuten gurgeln. Man kann auch den Tee durch eine Kamillentinktur oder -extrakt verstärken. Als Alternative zum Kamillentee kann der Teebeutel nach dem Aufkochen direkt auf die betroffene Stelle aufgelegt werden.

Anwendung bei Erkältungssymptomen, Asthma oder Heuschnupfen
Das ätherische Öl der Kamille wird verdampft und zur Inhalationstherapie verwendet. Es lindert Erkältungssymptome im Mund- und Rachenraum, Heuschnupfen und Asthma.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Kamille sollte bei Überempfindlichkeit gegen Korbblütler nicht eingenommen werden. Gelegentlich kommt es zu einer allergischen Reaktion mit Hautausschlägen oder sogar zu einer Bronchialverengung.

Salbei (Salvia L.)
Salbei ist eine Pflanze, die seit der Römerzeit als Heilpflanze und Küchenkraut bekannt ist. Das scharf schmeckende Kraut gilt seit Langem als „Wächter der Kräuter“. Salbei ist wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften in verschiedenen traditionellen europäischen und chinesischen Arzneimitteln zu finden. In der Phytotherapie wird Salbei zur Behandlung von Halsschmerzen, Mundschleimhautentzündungen aufgrund seiner antibakteriellen, antimykotischen und antiviralen Eigenschaften, eingesetzt. Durch den relativ hohen Tanningehalt hat Salbei zusätzlich eine sehr gute adstringierende Wirkung. Das ätherische Öl der Pflanze kann als antimykotischer Zahnprothesenreiniger verwendet werden, um Candida-Adhäsion zu verhindern und somit das Risiko einer Candida-assoziierten Prothesenstomatitis zu verringern.

Anwendung bei Mundschleimhautentzündung, Gingivitis oder Mundgeruch
Verwendung als Mundspüllösung für alle Arten von Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Für eine Salbei-Mundspülung einen Aufguss aus der getrockneten Pflanze herstellen. Pro Anwendung ca. einen Teelöffel der getrockneten Pflanze mit einer Tasse heißem Wasser übergießen und mehrmals täglich damit spülen.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Salbeikraut kann bei zu großer verabreichter Menge Nervenreizungen, Krämpfe und sogar den Tod verursachen. Daher sollte es bei Epileptikern nicht angewendet werden. Das Kraut sollte auch nicht in der Schwangerschaft verwendet werden, da das darin enthaltene Thujon die Gebärmutter anregt und daher zu einer Fehlgeburt führen kann.

Zitronenmelisse (Melissa officinalis L.)
Zitronenmelisse verfügt als Heilpflanze über eine lange Anwendungstradition. Heute gehören zu den Hauptindikationen vor allem Schlafstörungen wie nervös bedingte Einschlafstörungen und Magen-Darmbeschwerden. Ihren Namen besitzt sie aufgrund ihrer zitronenartig schmeckenden und riechenden Blätter. Der Gehalt an ätherischem Öl in der Pflanze liegt zwischen 0,02 bis 0,8 Prozent, was im Vergleich zu anderen Mitgliedern in der Familie der Lippenblütler sehr gering ist. Deshalb sind die Herstellungskosten und der Preis für das ätherische Öl der Zitronenmelisse sehr hoch. Das ätherische Öl der Zitronenmelisse ist für den typischen zitronenartigen Duft der Pflanze verantwortlich. Hier spielen insbesondere Citral und Citronellal die größte Rolle. Außer dem ätherischen Öl enthalten frische Melissenpflanzen mit 45 mg (pro 100 g) relativ viel Vitamin C. Aufgrund ihrer nicht nur antibakteriellen Wirkung, sondern vor allem ihrer virushemmenden Eigenschaft hat sich der Einsatz bei Herpes-simplex-Infektionen als sehr effektiv herausgestellt. Äußerlich angewendet als Salbe ist es ein wirksames Mittel bei Lippenherpes. Verwendet werden die kurz vor der Blütezeit gesammelten Blätter der Zitronenmelisse, die man an der frischen Luft trocknen lässt. Zitronenmelissenblätter können nicht länger als 1 Jahr aufbewahrt werden, da das in ihnen enthaltene ätherische Öl Citral sich leicht verflüchtigt. Die getrockneten Zitronenmelissenblätter werden meist als Tee verarbeitet. Aufgrund des angenehmen Geruchs der Melisse wird sie auch für stärkende Bäder oder in Form von Duftkissen angewendet.

Anwendung bei neurologischen Zahnschmerzen
Der Zitronenmelissen-Tee wird in der Volksheilkunde bei Hysterie, Melancholie, neurologischen Zahn, Ohren- und Kopfschmerzen sowie leichten Nervenleiden empfohlen. Für einen Zitronenmelissen-Tee werden ca. 10 g getrocknete Blätter mit 500 ml kochendem Wasser überbrüht und anschließend 15 Minuten ziehen lassen.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Zitronenmelisse sollte aufgrund mangelnder Daten in der Schwangerschaft, Stillzeit oder in der frühen Kindheit nicht empfohlen werden. Wenn Zitronenmelisse mit schlaffördernden Medikamenten kombiniert wird, kann die Wirkungen des Medikamentes erhöht werden, was zu Sedierung oder geistiger Beeinträchtigung führen kann. Außerdem kann Zitronenmelisse eine sehr starke Sedierung verursachen, wenn sie zusammen mit anderen potenziell sedierenden Kräutern wie z. B. Katzenminze, Hopfen, Johanniskraut oder Baldrian angewendet wird. Zusätzlich kann Zitronenmelisse die Therapie von Hyperthyreose (Schilddrüsenhormonüberschuss) oder Hypothyreose (Schilddrüsenhormonmangel) beeinträchtigen. In Tierversuchen erhöhte Zitronenmelisse den Augeninnendruck. Obwohl ähnliche Ergebnisse beim Menschen nicht berichtet werden, sollten Personen mit Glaukom (Grüner Star) keine Zitronenmelisse einnehmen.

Ringelblume (Calendula officinalis L.)
Die Ringelblume steht im Volksglauben für Liebe, Treue und Anmut. Die Ringelblume wird in der traditionellen Medizin insbesondere zur Wundheilung, bei Gelbsucht, und als krampflösendes Mittel eingesetzt. Die Blüten der Ringelblume können frisch oder getrocknet verwendet, oder zu Tinkturen oder Ölen verarbeitet, angewendet werden. Die Ringelblume wird wegen ihrer wundheilungsfördernden, antiseptischen, entzündungshemmenden, antimikrobiellen und adstringierenden Wirkung zur Behandlung von Wunden, Herpesläsionen, Geschwüren, Erfrierungen, Hautschäden und bei Narben eingesetzt.

Anwendung bei Mundschleimhautentzündung oder Gingivitis
Bei Mund- und Rachenerkrankungen kann ein Aufguss aus Ringelblumen als Mundspülung Entzündungen hemmen und krampflösend wirken. Zum direkten Auftragen auf die Mundschleimhautläsion wird eine Ringelblumentinktur auf ein Wattestäbchen aufgetragen und einmassiert.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Bei Patienten, die eine Allergie gegenüber der Familie Korbblütler (Asteraceae) aufweisen, sollte die Ringelblume nicht angewendet werden. Außerdem sollte sie aufgrund mangelnder Daten in der Schwangerschaft und Stillzeit auch nicht verabreicht werden.

Myrrhe(Commiphora myrrha [Nees} Engl.)
Myrrhe ist das aus der Rinde gewonnene Harz des strauchartigen Myrrhenbaumes (Commiphora myrrha), der in Afrika (Somalia) und der arabischen Halbinsel beheimatet ist. Der strauchartige Baum sondert eine gelbliche Milch ab, die in getrocknetem Zustand ein rötlichbraunes Harz bildet, in dem die wertvollen ätherischen Öle konserviert sind. Myrrhe besitzt ein breites Wirkspektrum, aufgrund dessen ist es ein sehr wichtiges Pflanzenheilmittel mit dem Ruf, das Leben zu schützen. Das gewonnene Harz findet als Parfum, Kosmetikum, Arzneimittel, Räucherwerk und als konservierendes Mittel Anwendung. Das Harz wird gesammelt und zu einem Feststoff getrocknet, der zu Öl destilliert, zu einem Pulver für Tabletten gemahlen oder in Tinkturen aufgelöst werden kann. Die Myrrhe hat vor allem bei der Behandlung von Entzündungen der Mundschleimhaut einen sehr hohen pharmazeutischen Stellenwert, sie wirkt desinfizierend, blutstillend und unterstützt die Vernarbung von Wunden.

Anwendung bei Mukositits, Gingivitis oder Bronchitis
Die Anwendung erfolgt durch Zerkauen (bitter) oder Einnahme von Myrrhenpräparaten in Tablettenform oder Tinkturen. Für eine Myrrhen-Mundspülung nimmt man ein paar Tropfen Myrrhentinktur auf ein Glas warmes Wasser. Bei Entzündungen im Mundraum helfen wiederholte Mundspülungen oder Einmassieren geringer Mengen z. B. mit Wattestäbchen an den betroffenen Stellen.

Unerwünschte Nebenwirkungen
Die Myrrhentinktur kann auf der Mundschleimhaut vorübergehend brennen oder den Geschmackssinn beeinträchtigen. Schwangere und stillende Frauen sollten Myrrhe nicht verwenden, da das Harz als abortiv gilt.

Resümee
Die Kamille zeichnet sich durch ihre Allrounder Fähigkeiten aus, es gibt fast nichts, was sie nicht kann. Vor allem in der Zahnmedizin ist ihre Wirkung erstaunlich, sie stellt sogar das vielverwendete Chlorhexidin (CHX) in den Schatten. Zitronenmelisse ist ein wirkungsvolles Mittel gegen hartnäckige Fieberbläschen (Herpes-simplex-Virus). Der Salbei als auch die Ringelblume sind nicht nur durch ihre antibakterielle Wirkung, sondern vor allem durch ihre zusätzliche antimykotische Wirkung eine wichtige Heilpflanze im Mundraum. Sie können somit gegen den im Mundraum sehr häufig vorkommenden Candida albicans (Mundsoor) effektiv angewendet werden. Die Myrrhentinktur ist ein uraltes, schon fast in Vergessenheit geratenes Arzneimittel gegen Zahnfleischprobleme. Diese leicht ätzende Flüssigkeit ist eines der wirksamsten pflanzlichen Arzneimittel zur Behandlung von Entzündungen im Mundraum. Die Phytotherapie in der Zahnmedizin hat viel Potenzial und bei einigen Indikationen ist sie nicht nur eine Alternative zu den chemisch isolierten Wirkstoffen – sondern sogar die bessere Wahl.

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