Samstag, April 27, 2024
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Therapiemöglichkeiten bei Zahnverlust

frankfurtFrankfurtAm 6. und 7.  November fand im Kongress Centrum Frankfurt der diesjährige Deutsche Zahnärzte Tag unter dem Motto „Klinisch relevant, kritisch betrachtet, konstruktiv diskutiert“ statt.

Ein Bericht von Anna Hafen

Die Vortragsreihe am Samstagvormittag stand ganz im Zeichen des Zahnverlustes bzw. der Nichtanlage von Zähnen und der jeweiligen Therapiemöglichkeit. Die renommierten Vortragenden aus den Fachbereichen der Kieferorthopädie und Implantologie waren sich am Ende einig: eine Therapielösung muss patientenspezifisch erfolgen!

Prof. Dr. Christopher Lux von der Uniklinik Heidelberg eröffnete die Vortragsreihe mit dem interessanten Thema „Kieferorthopädisch-interdisziplinäres Management bleibender Zähne“. Die Nichtanlage bleibender Zähne stellt ein häufig auftretendes Problem dar, etwa jeder 20. Patient ist davon betroffen. Am häufigsten ist der seitliche Schneidezahn im Oberkiefer nicht angelegt. Als Therapieoptionen der Nichtanlage bieten sich zwei Möglichkeiten an: als erste Behandlungsmöglichkeit kommt laut Prof. Dr. Lux eine Lückenöffnung in Frage, welche prothetisch z.B. mit einer Adhäsivbrücke versorgt oder aber durch ein Einzelzahnimplantat ersetzt werden kann.

Als zweite Therapieoption kommt ein Lückenschluss in Frage, welcher durch die kieferorthopädische Einstellung der Eckzähne anstelle der oberen seitlichen Schneidezähne erreicht werden kann. Beide Verfahren liefern funktionell und ästhetisch ansprechende Ergebnisse, wobei sich die Therapie, ob die vorhandene Lücke geschlossen oder geöffnet werden sollte, grundsätzlich individuell an den spezifisch – anatomischen Gegebenheiten  des Patienten orientieren sollte. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Therapie einer Nichtanlage eine interdisziplinäre und enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachbereiche erfordert. Auf jeden Fall muss vor Beginn der Behandlung ein Konzept für die Langzeitplanung erstellt werden.

Prof. Dr. mult. Wilhelm Neukam hielt anschließend seinen Vortrag  „Hypodontie beim Heranwachsenden: Auswirkungen auf Wachstum und Funktion sowie entsprechende Versorgungskonzepte“ . Mit einer Prävalenz von 6%-10% ist das Fehlen von Zähnen in der 2. Dentition eine häufige Störung in der Zahnentwicklung. In der Literatur wird dieses Thema zur Zeit noch wenig diskutiert, es existieren keine randomisierten, kontrollierten Studien, sondern lediglich Studien mit geringem Evidenzniveau wie Fallserien und Fallberichte.

Auch Prof. Neukam sieht den kieferorthopädischen Lückenschluss als eine Behandlungsmöglichkeit der Hypodontie während des Wachstums an. Eine Implantation wird während der Wachstumsphase nur in komplexen Fällen wie zum Beispiel bei einer Anodontie empfohlen, da die Ankylose zwischen Implantat und Knochen berücksichtigt werden muss. Die Implantate können dem Vertikalwachstum des Alveolarfortsatzes nicht folgen und müssen dementsprechend so geplant werden, dass sie während des Wachstums „mitwandern“ können. Als Folge der frühen Implantatinsertion wird ein gering gesteigerter Implantatverlust angegeben.

Eine weitere interessante und alternative Therapiemöglichkeit der Hypodontie im Wachstumsalter stellt die autogene Zahntransplantation dar. Deren großer Vorteil ist die Generierung stabilen Knochens, die durch einen autologen Knochenaufbau nicht erreicht werden kann. Prof. Neukam bestätigte die Aussage von Prof. Lux, dass es sich bei den Versorgungskonzepten, die das Fehlen von kongenitalen Zähnen betreffen, immer um patientenspezifische Einzelfallentscheidungen handelt. Ein wichtiger Gesichtspunkt darf dabei seiner Meinung nach nicht außer Acht gelassen werden: Die soziale Integration der Patienten in Schule und Berufsleben sollte auf alle Fälle gewährleistet sein.

„Frontzahnlücke – Kleben oder implantieren?“ Diese interessante Fragestellung behandelte Prof. Dr. Stefan Wolfart aus Aachen. Die Quintessenz seines Vortrags lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Beide Therapieoptionen – sowohl die Adhäsivbrücke als auch die Implantation –  bieten entsprechende Vorteile. Adhäsivbrücken bieten sich als Mittel der Wahl an, wenn sich der Patient im Wachstum befindet und eine Implantation noch nicht möglich ist. Die Präparation bei einer Adhäsivbrücke ist – wenn sie denn überhaupt notwendig wird – rein auf den Schmelz begrenzt und somit wesentlich substanzschonender als bei der konventionellen Brückenversorgung, bei der doch ein erheblicher Substanzabtrag von Schmelz und Dentin erfolgen muss. Auch bei vermindertem Knochenangebot ist die Adhäsivbrücke das Therapiemittel der Wahl. Implantate stellen sich nach Beendigung des Wachstums als weitere Behandlungsoption für die Versorgung einer Frontzahnlücke dar, allerdings dürfen die eventuell auftretenden Komplikationen nicht außer Acht gelassen werden:

Der Behandler sollte bedenken, dass Studien zufolge nach 5 Jahren Weichgewebskomplikationen und Knochenverlust auftreten!

Abschließend betonte Prof. Wolfart, dass sich sowohl Implantate als auch Adhäsivbrücken – je nach patientenbezogener Analyse – als adäquate und probate Versorgungen einer Frontzahnlücke darstellen.

Oliver Rohkamm
Oliver Rohkamm
Immer auf der Suche nach neuen zahnmedizinischen Innovationen. Hat ein Faible für alles, was mit dem digitalen Workflow in der Zahnmedizin zu tun hat. Zusätzlich interessiert er sich für Computer und alles was zwei Räder hat. In der Freizeit ist er vor allem auf dem Motorrad, Rennrad oder Mountainbike zu finden.
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