In vielen Fällen sind Zahnmediziner durch die Eltern beruflich vorbelastet, im Fall von Laura Cueni war es eine doppelte „Belastung“, da beide Elternteile seit den 80er Jahren als Zahnärzte in Hermagor arbeiteten. Nach dem Studium 2012 wollte sie ein paar Jahre im Angestelltenverhältnis Erfahrungen zu sammeln. Da das in Österreich noch nicht üblich ist, entschied sie sich für die Schweiz. In Bern -gewann sie nicht nur die gewünschte Erfahrung, sondern traf auch die Liebe ihres Lebens, damit rückte die Übernahme der elterlichen Praxis zunächst in weite Ferne. Zusätzlich absolvierte sie berufsbegleitend bei der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie einen Master of Science.
Durch den Wunsch der Eltern, nach und nach in den Ruhestand zu gehen und vor allem auf Grund von Corona war das Thema Rückkehr und Praxisübernahme plötzlich hochaktuell. Es folgten ausführliche Gespräche mit ihrem Mann, ob es auch für ihn eine Option wäre, vom Berner Oberland nach Hermagor zu ziehen. Als „Digital Native“ in der IT-Branche spielte für ihn der Wohnort nicht unbedingt eine entscheidende Rolle. Die Umstellung war für beide einfacher als gedacht. Denn als Naturliebhaber, Bergfexe und Mountainbiker fanden sie auch in Kärnten ein paradiesisches Umfeld vor, sodass es „bislang zu keiner Ehekrise gekommen ist“, wie sie im Gespräch lachend betonte.
Der dritte Grund für den raschen Wohnortwechsel war die bereits vorher angesuchte Kassenzulassung, doch entpuppte sich diese in Kombination mit dem in der Schweiz gelernten Workflow als Problem. Dr. Cueni: „Meine Chefin in der Schweiz verlangte, dass jede Füllung unter Kofferdam gelegt werden müsse.“ Für Wurzelbehandlungen wurden 1.000 CHF verlangt, was natürlich in einer Privatpraxis mehr zeitlichen Spielraum erlaubt. Für Dr. Laura Cueni war es seit ihrem Berufseintritt immer essentiell, für die Patienten ausreichend Zeit zu haben, um bei der Behandlung keine Kompromisse machen zu müssen.
Die Kassenzulassung wurde zurückgelegt
Als Kassenzahnarzt ist man ständig gezwungen bei der Qualität der Materialien und eingesetzter Behandlungszeit abwägen zu müssen, um auf Dauer wirtschaftlich arbeiten zu können. Vielen gelingt das, aber Dr. Cueni wollte nach den knapp zehn Jahren in der Schweiz ihre gewohnte Arbeitsweise beibehalten und legte ohne Wehmut die Kassenzulassung zurück.
Erleichtert wurde die Entscheidung, dass sie den Patientenstamm, den ihre Eltern zu zweit betreuten, ohnehin nicht allein bewältigen konnte und wollte. Dr. Cueni: „Wir waren anfangs komplett überlaufen, auch das Personal litt darunter. Wir wussten nicht wohin mit den Patienten“. Da kam die Umstellung auf eine Wahlarztpraxis gerade recht. Heute ist die Praxis gut gebucht, aber es gibt doch merkbar mehr Zeit für die einzelnen Patienten. Es gingen zwar einige, aber dafür melden sich – zunehmend neue.
Mit dem Umzug wollte sie auch die in die Jahre gekommene 80er Jahre Praxis an ihre Ansprüche und Vorstellungen anpassen. Zunächst wurde ein Architekt beauftragt, der jedoch keine zufriedenstellenden Ideen liefern konnte. Zusammen mit einem Bauplaner aus dem näheren, persönlichen Umfeld, einem praxisbauerprobten Tischler und den Experten von Pluradent wurde die alte Praxis komplett überarbeitet. Manuel Pribernig, zuständig für Praxiseinrichtungen in Kärnten, kann hier sicher als kompetente Kraft für die Begleitung des Umbaus genannt werden.
Der ehemalige Durchgangsraum wurde um einem Glaskubus erweitert und zu einem Verteilerraum ausgebaut. Die Praxis ist heute komplett stufenlos und damit barrierefrei, die kompletten Böden wurden komplett zusammen mit den Möbeln erneuert. Da Dr. Cueni Linkshänderin ist, wollte sie alle Schubladen und Anordnungen exakt darauf ausgerichtet haben.
Technische Investitionen, abgesehen von einer Behandlungseinheit, waren nicht notwendig, da die Eltern bereits voll auf die digitale Schiene gesetzt hatten. Die Röntgengeräte arbeiteten bereits digital, ein 3D-DVT war ergänzend vorhanden. Sogar ein CEREC inklusive Omnicam lief seit Jahren zur Zufriedenheit, was sogar die digitale Abformung ermöglichen würde. Das komplette Team umfasst neben Dr. Cueni fünf Angestellte, darunter einen Zahntechniker.
Die Berge in die Praxis geholt
Eindrucksvoll ist vor allem die individuelle Gestaltung der Praxis. Als Naturliebhaberin wollte sie keine kahle steril, durchgestylte Schicki-Micki Praxis, weshalb sie sich für einen mit echten Natursteinen beklebten Empfang und lebende Wände mit Pflanzen entschieden hat. An den Wänden hängen Fotos von den Westalpen und den Julischen Alpen, den ihr Mann bzw. Freunde fotografiert haben. Dr. Cueni zu den zahlreichen Bergfotos an den Wänden: „Da ich nicht jeden Tag in den Bergen sein kann, habe ich mir diese in die Praxis geholt.“