StartVeranstaltungenDentista Kongress 2025: Ein starkes Format mit noch stärkeren Ambitionen?

Dentista Kongress 2025: Ein starkes Format mit noch stärkeren Ambitionen?

Starkes Format, zögerliche Vision: Wenn Networking nicht zu Wandel wird

Berlin, Hotel de Rome. In einer der feineren Adressen Berlins widmete sich ein Netzwerktreffen, selbstbewusst der Zukunft – oder genauer: “shaping the future of (female) dentistry”. Die Dentista Messe 2025 versammelte Expert:innen aus Klinik, Praxis, Wissenschaft und Industrie und zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig weibliche Kompetenz in der Zahnmedizin längst ist. Und dennoch: So kraftvoll das Format aufgestellt ist – so sehr spürte man auch, dass seine inhaltliche Vision noch wachsen darf.

Zwei Kongresstage – einmal ausgerichtet vom Verband der Zahnärztinnen (Dentista e.V.), einmal von den Leading Ladies in Dentistry. Das Programm war breit aufgestellt: Digitale Workflows, Implantologie, neue Materialien, präventionsorientierte Parodontologie – viele Vorträge waren medizinisch hochrelevant und fachlich fundiert. Einzelne Beiträge, wie der von Dr. Kristin Arp zur Vereinbarkeit von Praxis, Familie und Krankheit, öffneten einen sehr persönlichen Zugang zur Realität vieler Zahnärztinnen – ein wichtiger Impuls.

Gleichzeitig wurde aber auch deutlich: Der angekündigte feministische Anspruch blieb punktuell. Es wurde betont, dass Frauen in der Zahnmedizin viel leisten. Dass sie Führungsqualitäten besitzen, Teams leiten, wissenschaftlich arbeiten. Das alles ist wichtig – aber eben auch bekannt. Vieles klang nach Anfang, nicht nach Aufbruch.

Dabei gibt es Fragen, die längst gestellt werden sollten: Warum sind weibliche Role Models in der Standespolitik immer noch selten? Wie verändern sich Praxiskonzepte, wenn Frauen sie führen? Welche unbewussten Hierarchien wirken in Klinikstrukturen fort? Und wie gleichberechtigt ist die zahnmedizinische Fachwelt wirklich – wenn man genauer auf Zugang, Anerkennung und Einflussmöglichkeiten blickt?

All das kam – wenn überhaupt – eher zwischen den Zeilen vor. Dabei liegt genau darin das Potenzial dieses Formats. Netzwerken ist wichtig, das gemeinsame Erleben ebenso – doch eine zukunftsgerichtete Veranstaltung sollte sich trauen, über das Verbindende hinaus auch das Strukturelle zu thematisieren.

Trotz der ansprechenden Location und des spürbaren Engagements der Veranstalterinnen wirkte die Atmosphäre streckenweise eher distanziert als offen. Der Austausch blieb oft oberflächlich, echte Gesprächsräume – gerade für kritische Themen – entstanden nur vereinzelt. Dabei wäre genau das wünschenswert: mehr Offenheit, mehr ehrliches Interesse an den Erfahrungen der anderen, mehr Gemeinschaft. Der Dentista Kongress hat das Potenzial, ein echtes Forum für Vernetzung, Sichtbarkeit und Veränderung zu sein. Dafür braucht es nicht nur starke Inhalte, sondern auch den Mut, alte Denkmuster aufzubrechen – und die Bereitschaft, sich wirklich zuzuhören. Fachlich war vieles überzeugend – jetzt darf es auch menschlich näher und inhaltlich mutiger werden. Denn genau das macht aus einer Veranstaltung eine Bewegung.

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