Traditioneller Weise befasst sich die Pre-WID Gemeinschaftsveranstaltung von Ivoclar Vivadent und Henry Schein Dental Austria mit aktuellen Verfahren der Zahnmedizin – so auch diesmal, die CAD/CAM Totalprothetik stand im thematischen Mittelpunkt. Nach Begrüßung durch Gernot Schuller (GF Ivoclar Vivadent) und Roman Reichholf (GF Henry Schein Dental Austria) erlebte das Auditorium drei spannende Vorträge.
Frau DDr. Patricia-Anca Steinmaßl (Universitätszahnklinik Innsbruck), Trägerin des ODV-Wissenschaftspreis des ZIV 2015 für ihre wissenschaftliche Arbeit zur digitalen Totalprothese, berichtete über deren aktuellen Forschungsstand. Auch wenn die Zahnärzteschaft zur festsitzenden implantatgetragenen Lösung neigt, müsse diese bei alten und kognitiv eingeschränkten Patienten mit oft problematischer Hygiene kritisch hinterfragt werden – muss es der Porsche sein oder reicht auch der Trabi? Am Ende des Vortrages wurde deutlich: der Trabi ist attraktiver, als man denkt.
Die digitale Vollprothese verkürzt den Workflow auf drei prinzipielle Schritte in zwei bis vier Sitzungen, die Gesamtbehandlungsdauer reduziert sich von 170 min. konventionell auf bis zu 90 min. digital. Die Reduktion der Sitzungen ist nicht unbedingt zielführend, da diese sehr komplex werden – das 4-Schritt-System von Wieland erzielt mit 100 min. das zweitbeste Ergebnis, während ein 2-Schritt-System 110 min. benötigt. Die Vorteile des industriell vorgefertigten Prothesenmaterials: genauere Passung durch Entfall der Polymerisations-Schrumpfung und höhere Materialdichte. Allerdings ist nur das Ivoclar-Material bei der Festigkeit dem Heißpolymerisat überlegen, dies aber deutlich. Die anderen derzeit verfügbaren Materialien liegen ebenso deutlich darunter, wodurch sich geringere Mindestschichtstärken nur beim Ivoclar-Material realisieren lassen.
Dr. Frank Zimmerling (Ivoclar Vivadent) berichtete über die Ziele der Weiterentwicklung und des Kundensupports der digitalen Technologien im Bereich der abnehmbaren Prothetik. Das heute etablierte PMMA-Prothesenmaterial wurde bereits 1936 eingeführt und ist heute noch der Goldstandard. Danach gab es nur kleine Verbesserungen, die nächste Revolution fand erst 2015 mit Einführung des digitalen Herstellungsverfahrens der Vollprothese statt. Dadurch ändert sich der Arbeitsprozess für den Zahntechniker erheblich. Basis ist nach wie vor die analoge Abformung, da die optische Abdrucknahme derzeit vor allem bei der Funktionsabformung noch Probleme bereitet. Der Einstieg kann für das Labor sehr flexibel gestaltet werden, dennoch empfiehlt Zimmerling die Unterstützung durch das hauseigene Professional Team. An Hand der Durchsprache des digitalen Workflows wurde diese Form des Supports deutlich, ebenso wie die Adaption der Materialien und Zähne an das digitale Verfahren. Dabei kommen nicht nur vorkonfektionierte Zähne zum Einsatz, sondern sie können seit heuer auch individuell gefräst werden (SR Vivodent CAD Disc). Ebenso neu ist seit heuer die Indikation der Einzelkieferprothese. Auch die neuen Fräsmaschinen entsprechen allen Anforderungen des Labors, da sie hoch präzise arbeiten, durch Wechselmagazine für Material und Bearbeitungswerkzeuge sehr leistungsfähig sind und die Bearbeitung aller derzeit verfügbaren Materialien beherrschen – Keramik, Metall und Kunststoffe.
OA Dr. Alexander Vuck, Spezialist für Prothetik der DGPro an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik in Düsseldorf, zeigte an Hand von interessanten Fällen, was heute in der CAD CAM Implantatprothtetik mit Vollkeramik möglich ist. e.max Lithium Disilikat hat sich bewährt und stellt den aktuellen Goldstandard dar, auch monolithische Kronen aus diesem Material zeigten in Studien zufriedenstellende Ergebnisse. Das gilt auch für Inlays, Onlays und Veneers. Monolithische Zirkonkronen sind im Seitenzahnbereich vielversprechend. Die Befürchtung, wonach dieses Material zu Schädigungen am Anthagonisten führe, haben sich durch die besonders glatte Oberfläche als nicht haltbar erwiesen.